Mrz ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Wajikra

Paraschat Wajikra
Paraschat Sachor

Daf Vayikra 5776 SH – v.1

Wajikra 1:1 – 5:26
D´warim 25:17 – 25,19
Haftara: Schmuel I 15:2 – 34

18./19. März 2016
9. Adar II 5776

Die Parascha in Kürze
• Verschiedene Opfer werden aufgezählt – dazu gehören Ganzopfer, Mehlopfer, Friedensopfer, Sündopfer und Schuldopfer
• Die Bedingungen für die Darbringung der verschie-denen Opfer werden detailliert erläutert

Konzept der Woche
Wenn wir den ersten Teil dieser Parascha betrachten, die sich ja mit verschiedenen Arten von Opfern befasst, fällt auf, dass zuerst קָרְבָּנוֹת נְדַבוֹת – freiwillige Opfer – erörtert werden. Auch die Geschenke, die für den Bau des Mischkans (Stiftszelt) gebracht wurden, waren freiwillig. Auf Mitzwot bezogen, gibt es ebenso solche Mitzwot, die zwar verpflichtend sind, aber nur in dem Rahmen erfüllt werden müssen, den man selbst wählt. Der Steipler Gaon (Rabbiner Yaakov Yisrael Kanievsky, 1899-1985) fragt dazu in seinem Werk Birkas Peretz: wenn diese Mitzwot doch wichtig für den Dienst gegenüber Haschem sind, warum werden die Maßgaben nicht genau vorgegeben? Und wenn sie nicht so wichtig sein sollten, warum werden sie überhaupt gegeben?
Der Steipler antwortet darauf, dass die Eigenschaft von הִתְנַדְבוּת – freigiebig von sich selbst zu geben – ein einzigartiges Mittel ist, um seine Liebe zu Haschem zu verstärken. Jedem Juden ist geboten, was wir zweimal täglich im Schema Jisrael sagen: וְאָהַבְתָּ אֵת ה‘ אֱלֹקֶיךָ בְּכָל־לְבָבְךָ וּבְכָל־נַפְשְׁךָ וּבְכָל־מְאֹדֶךָ: – du sollst Haschem, deinen G-tt, lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft (Dewarim 6:5). Darin ist ersichtlich, dass jeder diese Mitzwa nicht nur erfüllen muss, sondern auch fähig ist, sie zu erfüllen. Die Frage stellt sich, wie die Tora uns befehlen kann, Haschem zu lieben, was nicht auf Taten oder Verboten beruht, sondern auf unseren innersten Gefühlen. Vielleicht wohnt einem diese Liebe ja gar nicht inne! Der Rambam (Rabbiner Mosche ben Maimon, 1135-1204) antwortet darauf, dass wir durch die Betrachtung der Wunder dieser Welt zu der Erkenntnis kommen, wie weise und groß Haschem als der Schöpfer der Welt ist, und dadurch auch unsere inneren Gefühle entwickeln. Rabbenu Bachya (spanischer Rabbiner des frühen 11. Jahrhunderts) sieht die Grundlage der G-ttesliebe in der Analyse und Wertschätzung der Gaben und Vorzüge, die Haschem einem Menschen gegeben hat.
Der Steipler wendet jedoch dagegen ein, dass dies rationale Methoden seien, die einem Menschen nicht unbedingt das Herz öffnen. Er schlägt eine andere Lösung vor, die auf den Gedanken von Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto, 1707-1746) in dessen Werk Mesillas Jescharim beruht. Dort steht, dass jemand, der mit innerem Feuer eine Aufgabe oder eine Mitzwa angeht, auch Eifer in der Durchführung der Aufgabe zeigen wird. Umgekehrt produziert eine eifrige durchgeführte Aufgabe auch innere Glut und Freude. Angewandt auf die Liebe zu G-tt bedeutet es, dass Liebe zu Haschem die Eigenschaft der Selbstlosigkeit und den Wunsch, von sich selbst zu geben, um Haschem zu ehren, zur Folge haben. Aber auch das Zeigen von הִתְנַדְבוּת fördert die Liebe zu Haschem – man wird Ihm dadurch näher kommen. Es ist sogar so, dass je mehr Hitnadwut man an den Tag legt, man desto mehr Gefühle von Liebe und Nähe zu G-tt empfinden wird. Ferner stellt der Steipler fest, dass es völlig irrelevant ist, wie man die Hitnadwut zeigt: man kann sich mehr in seinem Torastudium anstrengen, mit großer Konzentration beten, außerordentliche Sorgfalt bei der Ausführung von Mitzwot zeigen, vorbildlich in Bezug auf Tzedaka und Chesed (Wohltätigkeit auf finanzieller und persönlicher Ebene) sein oder sich sehr für seine Gemeinde einsetzen. Allen Taten ist gemeinsam, dass man sie freiwillig und um Haschems und der Tora willen tut. Dies ist eine bewährte Methode, die Liebe zu Haschem zu entfachen und zu vergrößern.

Frage der Woche: Warum wurde ein Vogel als Opfertier immer ganz dargebracht? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Für welche Mitzwot (außer der Volkszählung) wurden Schekel benutzt? Rabbenu Bachya (1255-1344) legt dar, dass Schekel für Pidjon HaBen und für Arachin benutzt wurden.

Biographie der Woche
Rabbiner Gerschon Aschkenasi
Jahrzeit 11. Adar

Rabbiner Gerschon Aschkenasi wurde 1618 in Deutschland geboren, worauf sein Nachname hinweist. Er verließ sein Elternhaus früh und lernte zunächst in Fulda unter dem Maharam Schiff (Rav Meir Schiff, 1608-1644), um dann in Krakau in der Jeschiwa des Bach (Rav Joel Sirkes, 1561-1640) mit den weiteren Tora-Größen Krakaus, wie dem Maginej Schlomo (Rav Jehoschua Heschel Charif, 1593-1648), zu lernen. Er heiratete eine Enkeltochter des Bach, die schon 1649 starb und nahm in zweiter Ehe die Tochter von Rav Menachem Mendel Kruchmal (1600-1661) zur Frau.
1650 wurde Rav Aschkenasi Rabbiner im mährischen Prossnitz und 1657 wurde er nach Hanau berufen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters Rav Kruchmal wurde er kurzzeitig Rabbiner von Nikolsburg und Umgebung in Mähren, bevor er Oberrabbiner von Wien wurde.
Als die Juden 1670 aus Wien vertrieben wurden, musste er fliehen und wurde 1671 Rabbiner von Metz in Lothringen. Der französische König Ludwig XIV. und das französische Parlament hatten seine Berufung dorthin befürwortet.
Rav Aschkenasi war ein sehr anerkannter Tora-Gelehrter und Posek (halachischer Dezisor). 124 seiner mehr als 1000 Responsen wurden 1699 posthum unter dem Titel Avodas HaGerschuni veröffentlicht. Er schrieb einen Tora-Kommentar sowie einen Kommentar zum Schulchan Aruch. Er war die wichtigste spirituelle und intellektuelle Autorität für Juden im Westen Deutschlands und in Elsass-Lothringen. Er starb 1693 in Metz.

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