Mrz ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Wajikra 5779

Paraschat Wajikra
Paraschat Sachor

15./16. März 2019
9. Adar II 5779

Wajikra 1:1 – 5:26
Maftir Dewarim 25:17-19
Haftara: Schmuel I 15:1-34

Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Vayikra 5779

Die Parascha in Kürze

• Verschiedene Opfer werden aufgezählt – dazu gehören Ganzopfer, Mehlopfer, Friedensopfer, Sündopfer und Schuldopfer
• Die Bedingungen für die Darbringung der verschiedenen Opfer werden detailliert erläutert

Konzept der Woche
כָּל־הַמִּנְחָה אֲשֶׁר תַּקְרִיבוּ לַה‘ לֹא תֵעָשֶׂה חָמֵץ כִּי כָל־שְׂאֹר וְכָל־דְּבַשׁ לֹא־תַקְטִירוּ מִמֶּנּוּ אִשֶּׁה לַה‘: קָרְבַּן רֵאשִׁית תַּקְרִיבוּ אֹתָם לַה‘ וְאֶל־הַמִּזְבֵּחַ לֹא־יַעֲלוּ לְרֵיחַ נִיחֹחַ:

„Kein Mehlopfer, das ihr Haschem darbringt, darf aus Gesäuertem bereitet werden; denn von Sauerteig und Honig dürft ihr nichts als Feueropfer für Haschem in Rauch aufgehen lassen. Als Erstlingsopfer sollt ihr sie Haschem darbringen, aber auf den Altar dürfen sie nicht kommen, zum lieblichen Geruch.“ (2:11-12)

Die Tora benennt genau, welche Arten von Opfergaben dargebracht werden dürfen. Gewisse Dinge werden von vorneherein ausgeschlossen, weil sie entweder nicht tadellos sind oder von Juden nicht verzehrt werden dürfen. Allerdings sind weder Honig noch gesäuertes Brot einem Juden zum Verzehr verboten und sie sind gewiss auch nicht abstoßend. Warum verbietet die Tora also im Normalfall ihre Darbringung als Opfer?
Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) erklärt, dass Götzendiener im Altertum genau darauf geachtet hätten, dass ihre Opfer Honig enthielten und dass ihre zu opfernden Brote gesäuert waren. Wegen dieses Brauchs wurden sie für Haschem abstoßend und somit von Opfern ausgeschlossen.
Kli Jakar (Rav Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) gibt hingegen eine andere Erklärung für dieses Verbot und erläutert, warum diese Dinge als Erstlingsopfer gegeben werden dürfen. Unter dem קָרְבַּן רֵאשִׁית – Erstlingsopfer – in Vers 2:12 werden die Bikkurim verstanden und die שְׁתֵי הַלֶּחֶם, die beiden gesäuerten Brote aus Mehl der neuen Weizenernte, die an Schawuot dargebracht wurden. Die Bikkurim bestanden aus den ersten Früchten, für die das Land Israel in der Tora gepriesen wird: Oliven und (Dattel)honig, Wein, Feigen und Granatäpfel. Sie wurden in schönen Körben nach Jerusalem vor die Priester im Tempel gebracht.
Honig repräsentiert alles, was für den Menschen süß ist, und damit seinen Drang nach Vergnügen. Sauerteig, der für das Aufgehen des Brotes verantwortlich ist, repräsentiert das zügellose Verlangen nach persönlichem Vorteil. Diese beiden Lüste, nach Vergnügen und persönlichem Vorteil, sind die Hauptverusacher von Sünde. Vergnügungssucht hört nicht auf, wenn die Grenze des Erlaubten erreicht ist, und ein brennendes Verlangen nach Profit kennt ohnehin kaum eine Grenze. Daher, sagt Kli Jakar, können die Dinge, die die Ursachen für Sünde repräsentieren, keinen Wohlgefallen bei Haschem hervorrufen, wenn sie Ihm dargebracht werden.
Obwohl aber diese beiden Triebe sehr viel Unheil anrichten können, sind sie doch für unser Leben absolut notwendig. Sie müssen allerdings wohldosiert eingesetzt werden. Die Welt würde nicht funktionieren, wenn ein Mensch sich nicht angetrieben fühlte, sich um sein Wohlergehen zu kümmern. Er würde dann nämlich weder essen noch sich ein Dach über dem Kopf schaffen oder für Nachkommen sorgen. Wenn der Mensch nicht innerlich getrieben würde, seinen Vorteil zu suchen, würde er nicht langfristig investieren oder sich im Wirtschafts- und Geschäftsleben involvieren. Die Welt wäre dann ein armseliger Platz und auch Tora und Mitzwot würden leiden.
Die Tora sagt uns also, dass Honig und Sauerteig unter speziellen Umständen ihren Platz auch als Opfergabe vor G-tt haben. An Schawuot, dem Feiertag der Übergabe der Tora, können die beiden gesäuerten Brote dargebracht werden, weil dann dem Repräsentanten des Jetzer Hara (böser Trieb) das intensive Torastudium der Schawuotnacht entgegengestellt werden kann. Ebenso ist die Zeit der Darbringung der Bikkurim eine Periode erhöhter spiritueller Atmosphäre in Jerusalem und man wird seinen Drang nach Vergnügen nur innerhalb spiritueller Ziele erfüllen.
Wir lernen daher aus der Darbringung dieser Erstlingsopfer, dass diese beiden grundsätzlichen Triebe nur innerhalb gewisser Grenzen ausgelebt werden sollen und sie dann dem von der Tora erwünschten Dienst vor G-tt dienen werden.

Frage der Woche: Warum betont Vers 2:12, dass die Erstlingsfrüchte לַה‘ – vor Haschem – dargebracht werden müssen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Für welche Mitzwot (außer der Volkszählung) wurden Schekel benutzt? Rabbenu Bachya (1255-1344) legt dar, dass Schekel für Pidjon HaBen und für Arachin benutzt wurden.
Biographie der Woche

Rabbiner Dr. Jechiel Michel Schlesinger

Jahrzeit 9. Adar

Rabbiner Jechiel Michel Schlesinger wurde 1898 in Hamburg geboren. Seine Familie gehörte zu den angesehensten orthodoxen Familien in Deutschland, aus der viele Toragelehrte hervorgegangen waren.
Der sehr begabte und fleißige junge Jechiel Michel lernte zunächst in der Hamburger Talmud Tora, die von seinem Vater Dr. Elieser Lipmann Schlesinger (1860-1934) geleitet wurde. Als Teenager lernte er mit dem Hamburger Rabbiner Awrohom Schmuel Binjomin Spitzer (1872-1934), der aus Ungarn stammte und ihn an die Jeschiwa in Galanta unter Rav Josef Zwi Dushinsky (1867-1948) empfahl, wo er seinem Rosch Jeschiwa sehr nahestand.
1920 kehrte Rav Schlesinger nach Deutschland zurück und nahm sein Studium am Berliner Hildesheimer-Rabbinerseminar auf. Dort lernte er zunächst unter Rabbiner David Zwi Hoffmann (1843-1921) und dann unter Rabbiner Awrohom Elijohu Kaplan (1890-1924). Nebenbei belegte er auch weltliche Studien und promovierte 1927 zu dem Thema „Satzlehre der aramäischen Sprache des babylonischen Talmuds“. Auf Anregung von Rav Kaplan, der ein Absolvent der Slabodka Jeschiwa war, wandte sich Rav Schlesinger dem litauischen Ansatz des Toralernens zu und lernte an den Jeschiwot in Slabodka und Mir.
Nach seiner Heirat im Jahr 1930 lernte er in Ponevezh unter Rav Yosef Shlomo Kahaneman (1886-1969). Am Bet Din von Rav Kahaneman sammelte er praktische Erfahrung und erwarb sich eine so große Reputation als Dajan, dass er nach Frankfurt als Mitglied des dortigen Bet Din berufen und auch Rosch Jeschiwa der Breuer-Jeschiwa wurde.
Ende 1938 gelang es der Familie Schlesinger über die Schweiz nach Eretz Jisrael zu flüchten. Sofort bemühte sich Rav Schlesinger eine Jeschiwa aufzubauen, die auf den Lernansatz der deutsch-jüdischen Orthodoxie zugeschnitten war. Die Jeschiwa „Kol Torah“ in Jerusalem zog ausgezeichnete Studenten an, aber Rav Schlesinger verausgabte sich mit allen Aspekten der Aufrechterhaltung seiner Jeschiwa in einem solchen Maße, dass er im Frühjahr 1949 starb. Seine Nachfolge als Rosch Jeschiwa trat Rav Shlomo Zalman Auerbach (1910-1995) an.

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