Jun ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Korach 5778

Paraschat Korach
Bamidbar 16:1 – 18:32
Haftara: Schmuel I 11:14-12:22

15./16. Juni 2018
3. Tammus 5778

Hier können Sie sich das DAF als PDF herunterladen: Daf Korach 5778

Die Parascha in Kürze

• Korach, der zum Stamm Levi gehört, wird der Anführer einer Rebellion gegen Mosche und Aron, der neben Dathan und Awiram auch 250 weitere Männer vom Stamme Reuwen anhängen – alle werden von G-tt getötet
• Arons g-ttliche Bestimmung als Kohen Gadol wird bestätigt
• Die Abgaben an die Kohanim und Levi’im werden aufgeführt

Konzept der Woche
Korach zettelt in diesem Wochenabschnitt eine Rebellion gegen die Autorität und Position Mosche Rabbenus an. Er meint, dass ihm selbst eine höhere Position zustehe. Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto (1707-1746) schreibt in seinem Werk Mesillat Jescharim, dass der Drang nach Ruhm viel schlimmer ist als Geldgier oder das Streben nach anderen Genüssen, weil der יֵצֶר הָרָע – böse Trieb – nach Ruhm viel stärker ist. Ruhmsucht verursacht so viel unaufhörlichen Druck auf einen Menschen, dass er es nicht ertragen kann, unter seinem Mitmenschen zu stehen. Als Beispiel von vielen zitiert er die Geschichte des Königs Jerawam ben Newat, der die zehn Stämme Israels anführte, nachdem Schlomo HaMelechs Königreich gespalten war. Jerawam war die treibende Kraft hinter der massenhaften Verbreitung des Götzendienstes in Israel. Die Gemara schildert im Traktat Sanhedrin 102a, dass Haschem Jerawams Gewand ergriffen und zu ihm gesprochen hat: „Tu Teschuwa! Und Ich und du und der Sohn von Jischai (David HaMelech) werden gemeinsam im Gan Eden spazieren.“ Auf dieses großzügige Angebot fragte Jerawam: „Wer wird an der Spitze stehen?“ Haschems Antwort, dass es der Sohn Jischais sei, entgegnete Jerawam: „Wenn dem so ist, wünsche ich es nicht.“
Rav Luzzatto führt aus, dass die grundlegende Ursache für Korachs Rebellion und die üble Nachrede der Kundschafter über das Land darin bestanden hat, dass sie Ruhm und Ehre gesucht und dadurch in Sünde und Untergang geendet haben. Allerdings sagen uns unsere Weisen, dass sowohl Jerawam als auch Korach und die Kundschafter große Gelehrte und Führer ihrer Generationen waren. Wie kann es dann sein, fragt Rav Chatzkel Levenstein (1895-1974), dass sie in die Niederungen der Sünde und Aufsässigkeit sinken konnten? Heißt es nicht in Pirkej Awot (4:28): הַקִּנְאָה וְהַתַּאֲוָה וְהַכָּבוֹד מוֹצִיאִין אֶת הָאָדָם מִן הָעוֹלָם – Neid, Begierde und Ehrsucht bringen den Menschen aus der Welt. Wenn diese Männer tatsächlich von so hohem Kaliber waren, müssen sie entweder diese Prinzipien ignoriert haben oder sie waren vielleicht doch keine Zaddikim?
Reb Chatzkel stellt schon die Frage in Frage. Er meint, dass wir der Annahme sind, ein Zaddik sei ein vollkommener Mensch, der ein hohes spirituelles Niveau erreicht hat und dort von da an bleibt. Dies ist allerdings ein falscher Gedankenschluss, denn die Tora sagt in Dewarim 30:15–19 –רְאֵה נָתַתִּי לְפָנֶיךָ הַיּוֹם אֶת־הַחַיִּים וְאֶת־הַטּוֹב וְאֶת־הַמָּוֶת וְאֶת־הָרָע: ….. וּבָחַרְתָּ בַּחַיִּים – Siehe, ich habe heute das Leben und das Gute und auch den Tod und das Schlechte vor dich hingegeben … Wähle das Leben. Das bedeutet, dass es keine nur einmal auftretende Herausforderung gibt, sondern wir uns immer wieder den Herausforderungen des Lebens stellen und sie meistern müssen, bis wir sterben. Wenn ein Mensch sich aber immer wieder auf die Arbeit einlässt, die nötig ist, um wirkliches Leben zu wählen, wird er sicherlich reifen und immer höhere spirituelle Stufen erklimmen. Sollte er hingegen selbstgefällig und zufrieden mit seinem Status Quo werden, werden „Tod und das Schlechte“ über ihn herrschen und er wird abwärtsgleiten. Das ist gemeint, wenn unsere Weisen in Pirkej Awot 2:5 sagen:וְאַל תַּאֲמֵן בְּעַצְמָךְ עַד יוֹם מוֹתָךְ – setze keine Zuversicht in dich bis zu deiner Sterbestunde. Als Beweis dafür dient der Hohepriester Jochanan, der 80 Jahre lang diese Position erfüllt hat, aber an seinem Ende ein Zeddoki (Sadduzäer) wurde, der die Tora sche’be’al‘Peh, die mündliche Lehre, ablehnte. So unterliegen auch die religiösesten und gelehrtesten Menschen immer den Angriffen ihres Jetzer Hara und können sich nur durch das Schärfen ihrer Middot (Charaktereigenschaften) dagegen wehren.

Frage der Woche: Wem befahl Haschem, sich von Korach und seiner Horde abzusondern? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche drei Sünden werden mit den Worten וְלֹא תָתוּרוּ אַחֲרֵי לְבַבְכֶם וְאַחֲרֵי עֵינֵיכֶם אֲשֶׁר־אַתֶּם זֹנִים אַחֲרֵיהֶם angedeutet? Gra (Wilna Gaon, Rav Elijahu Kremer, 1720-1797) erklärt, dass לְבַבְכֶם – seinem Herzen folgen – sich auf körperliches Verlangen wie Essen und Trinken bezieht, עֵינֵיכֶם – seinen Augen folgen – auf das Streben nach Geld und אֲשֶׁר־אַתֶּם זֹנִים אַחֲרֵיהֶם – denen nachfolgend ihr mir untreu werdet – auf unmoralisches Verhalten bezogen ist.
Biographie der Woche

Rabbi Schneur Kotler

Jahrzeit 3. Tammus

Rav Schneur Kotler wurde 1918 in Slutsk geboren, das heute in Weißrussland liegt. Sein Vater war Rav Aharon Kotler (1891-1962) und sein mütterlicher Großvater war Rav Isser Salman Meltzer (1870-1953). Er lernte zuerst mit seinem Vater und setzte sein Toralernen an der Kaminetzer Jeschiwa unter Rav Boruch Ber Leibowitz (1862-1939) fort.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs flüchtete Rav Scheur Kotler nach Vilna, wo er sich 1941 mit Rischel Friedmann verlobte. Rav Schneur konnte nach Eretz Jisrael weiterfliehen, denn sein Großvater, Rav Meltzer, war seit 1925 Rosch Jeschiwa in Jerusalem. Seine Verlobte überlebte den Krieg mit der Mirrer Jeschiwa in Schanghai und erst 1947 sahen sich die Verlobten in New York wieder und heirateten dort.
Nachdem Rav Schneur in Jerusalem mit seinem Großvater, aber auch in der Chevron Jeschiwa unter Rav Jecheskel Sarna (1890-1969) und dem Brisker Rav (Rav Velvel Soloveitchik, 1886-1959) Tora gelernt hatte, setzte er sein Lernen in den USA in der von seinem Vater in Lakewood, New Jersey gegründeten Jeschiwa fort, deren Leitung er 1962 nach dem Tod des Vaters übernahm.
Während der mehr als neunzehn Jahre als Rosch Jeschiwa öffnete er die Pforten der Jeschiwa für immer mehr Schüler. Er setzte sich auch für die Eröffnung von Dependancen der Lakewood Jeschiwa in vielen Orten Nordamerikas, aber auch in Australien, ein, wodurch ein reges jüdisches Leben an diesen abseits der jüdischen Zentren gelegenen Plätzen initiiert wurde, das sich auf Toralernen und die Präsenz junger Tora-Gelehrter gründete. Rav Schneur war als einer der führenden orthodoxen Rabbiner in Amerika in vielen Initiativen tätig, die das Wohl des gesamten jüdischen Volkes förderten.
Rav Schneur Kotler starb 1962 in Lakewood.

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