Jun ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Nasso 5776

Paraschat HaSchawua

Daf Nasso 5776

Paraschat Nasso
17./18. Juni 2016
12. Siwan 5776

Bamidbar 4:21 – 7:89
Haftara: Schoftim 13:2 – 25

Die Parascha in Kürze

• Alle Lewi’im im Alter von 30 bis 50 Jahren werden gezählt
• Die Gesetze über die Sotah – die Ehefrau, die von ihrem Mann des Ehebruchs verdächtig wird
• Die Gesetze über den Nasir, der geschworen hat, sich des Weins und seiner Produkte zu enthalten
• Die Opfer aller 12 Stammesfürsten

Konzept der Woche
וְאִישׁ אֶת־קֳדָשָׁיו לוֹ יִהְיוּ אִישׁ אֲשֶׁר־יִתֵּן לַכֹּהֵן לוֹ יִהְיֶה:
„Einem jeden sollen seine Heiligtümer gehören; dem Kohen, dem er sie gibt, dem sollen sie gehören (5:10).“

Raschi erklärt diesen Vers, dass ein Mann die Abgaben an den Kohen – die Terumot und Ma’asrot – zwar abführen muss, aber er selbst entscheidet, welchem Kohen er sie geben will. Er führt auch noch einen Midrasch an, der besagt, dass die Aussage „Einem jeden sollen seine Heiligtümer gehören“ folgendes bedeutet: wenn sich der Mensch denkt, die Abgaben gehören ja ihm und er behält sie für sich, dann wird sein Feld am Ende auch nur den zehnten Teil dessen, was es normalerweise hervorbringt, vorweisen. Daher ist der zweite Teil des Verses „dem Kohen, dem er sie gibt, dem sollen sie gehören“ so zu verstehen, dass er, wenn er sich richtig verhält und dem Kohen den ihm zustehenden Teil gibt, selbst wohlhabend sein wird.
Der Chofetz Chaim (Rabbiner Jisroel Meir Kagan, 1838-1933) interpretiert diesen Vers, dass ein Mensch von all den Dingen, die er im Leben angehäuft hat, nichts in die kommende Welt mitnehmen kann außer קֳדָשָׁיו – seinen heiligen Bemühungen. Er zitiert ein Gleichnis aus dem Midrasch: ein Mensch hat drei Bekannte – den einen liebt er sehr, den zweiten mag er irgendwie und den dritten kann er noch ertragen. Als ihn eines Tages der König herbeizitiert, bittet er seine Freunde voller Furcht, einen nach dem anderen, ihn zu begleiten und sein Fürsprecher vor dem König zu sein. Der erste Freund lehnt sein Anliegen rundweg ab. Der zweite Freund geht zwar mit ihm, aber weigert sich, vor den König zu treten und für ihn auszusagen. Es ist schließlich nur der dritte Bekannte, der ihn begleitet. Dieser verspricht, nicht zu ruhen und sich so tatkräftig beim König für ihn einzusetzen, bis er freigesprochen wird. Der Chofetz Chaim erklärt, dass es sich beim ersten Freund um das Geld handelt, dem der Mensch sein ganzes Leben hinterherrennt und das ihn bei seinem Tod völlig im Stich lässt. Seine Familie wird vom zweiten Freund repräsentiert, die ihm zwar bei seinem Tod helfen möchte, aber ihm nur die letzte Ehre am Grab erweisen kann und sich nicht weiter für ihn einsetzen kann. Der dritte Bekannte allerdings, der das ganze Leben oft nicht so wichtig genommen wurde, repräsentiert die guten Taten und die Momente von Teschuwa, die der Mensch getan hat. Sie verteidigen den Menschen vor dem Höchsten König: Haschem. Daher sind die besten Freunde, betont der Chofetz Chaim, die קֳדָשָׁיו – die heiligen Bemühungen, die immer beim Menschen bleiben. Es ist ein lohnenswertes Unterfangen, sich so viele dieser Freunde wie möglich zu verschaffen, die uns in die kommende Welt begleiten.

Frage der Woche: Darf ein Nasir einen Weinberg betreten? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wurde der Stamm Jehuda gewählt, die Lagerung des jüdischen Volkes zu führen, während der Stamm Dan als Abschluss gewählt wurde? Die Stämme Jehuda und Dan waren die Stärksten unter den Stämmen. Sie wurden gewählt, um das jüdische Volk vor Angriffen zu schützen.
Biographie der Woche

Rabbi Yitzchok Yaakov Weiss

Minchas Yitzchok

Jahrzeit 11. Siwan

Rabbi Yitzchok Yaakov Weiss wurde 1902 im galizischen Dolyna geboren. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog seine Familie nach Munkacz in Ungarn, wo sein Vater der geistliche Führer der dortigen jüdischen Gemeinschaft wurde. In der Zwischenkriegszeit wurde Rabbiner Weiss zum Aw Beis Din in Grosswardein/Rumänien berufen. Er überlebte die Schoa im Versteck und versuchte nach Kriegsende zunächst, die jüdische Gemeinde in Grosswardein wiederaufzubauen. Aber das kommunistische rumänische Regime ließ diesen Versuch bald scheitern und Rabbi Weiss fand sich 1949 in Manchester/England ein, wo er bald zum Dajan und Aw Beis Din berufen wurde. Er trug nicht nur entscheidend zum Aufbau der orthodoxen Infrastruktur in Manchester bei, sondern machte sich vor allem auch einen Namen durch seine einfühlsamen Entscheidungen in den Fällen jüdischer Witwen, deren Männer im Krieg verschollen waren. Dadurch war es vielen jungen Frauen möglich, wieder zu heiraten. 1970 wurde er in die Edah Charedis in Jerusalem berufen, eine der führenden orthodoxen rabbinischen Organisationen Israels, und wurde 1979 deren Aw Beis Din, eine Position, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1989 innehatte. Er verfügte über ein immenses Wissen und bemühte sich auch in der Edah Charedis um Ausgleich.
Dajan Weiss war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Poskim (halachische Dezisoren). Sein neunbändiges Werk Minchas Yitzchok, unter dessen Namen er auch bekannt ist, enthält Responsen zu vielfältigen Fragen der modernen Technologie und vor allem auch zur Medizinethik. Seine Ansichten zu vielen Fragen in diesen Gebieten werden bis zum heutigen Tag bei halachischen Entscheidungen in Betracht gezogen.
Rav Weiss starb 1989 in Jerusalem.

Dajan: rabbinischer Richter
Aw Beis Din: Vorsitzender eines Bet Din (rabbinisches Gericht)

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