Jul ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Balak 5775

Daf Balak 5775

Daf Paraschat Schawua

3./4. Juli 2015
17. Tammus 5775

Bamidbar 22:2 – 25:9
Haftara: Micha 5:6 – 6:8

Die Parascha in Kürze

• Balak, der König von Moaw, bittet den Propheten Bilam, das jüdische Volk zu verfluchen
• Dreimal wird Bilam von Balak veranlasst, einen Fluch über Am Jisrael auszusprechen – jedes Mal segnet er es stattdessen
• Auf Anraten Bilams verführen moabitische und midianitische Frauen viele jüdische Männer, bis Pinchas, Sohn des Kohen Gadol Elasar, das dreisteste Paar vor den Augen aller tötet und damit eine um sich greifende Seuche beendet

Konzept der Woche

וַיִּפְתַּח ה‘ אֶת־פִּי הָאָתוֹן וַתֹּאמֶר לְבִלְעָם מֶה־עָשִׂיתִי לְךָ כִּי הִכִּיתָנִי זֶה שָׁלשׁ רְגָלִים:
„Da öffnete Haschem den Mund der Eselin und sie sagte zu Bilam: ‚Was habe ich dir getan, dass du mich nun schon dreimal geschlagen hast?‘ (22:28).“
Raschi deutet auf die ungewöhnliche Wortwahl in diesem Vers hin: normalerweise wird auf Hebräisch der Ausdruck שָׁלשׁ פְּעָמִים gebraucht, wenn man „dreimal“ sagen will, aber hier stehen die Worte שָׁלשׁ רְגָלִים. Raschi interpretiert, dass angedeutet wird, Bilam wollte ein Volk ausrotten, das drei Wanderfeste im Jahr feiert. Warum wird gerade die Mitzwa, an den drei Wallfahrtsfesten – Pessach, Schawuot und Sukkot – nach Jerusalem zu pilgern, von allen Mitzwot ausgewählt?
Im Namen des Arisal (Rav Jitzchak Luria Aschkenasi, 1534-1572) wird gesagt, dass Bilam insbesondere die drei Wallfahrtsfeste vom jüdischen Volk entfernen wollte. Schem MiSchmuel (Rav Schmuel Bornstein, zweiter Sochatchover Rebbe, 1855-1926) erklärt, dass basierend auf der Mischna in Pirkej Awot 5:22 der Unterschied zwischen Bilam und Awraham Awinu dargelegt wird. Bilam hatte drei verwerfliche Eigenschaften: עַיִן רָעָה – ein böses Auge, רוּחַ גְּבוֹהָה – einen stolzen Sinn – und נֶפֶשׁ רְחָבָה – eine anspruchsvolle Seele. Diese entsprechen den drei negativen Eigenschaften, für die man von dieser Welt genommen wird: קִנְאָה – Eifersucht, תַּאֲוָה – Lust und כָּבוֹד – Ehre. Eifersucht, Lust und Ehre können zu den drei schlimmsten Sünden führen: עֲבוֹדָה זָרָה – Götzendienst – kommt vom Wunsch nach Ehre und Arroganz, weil man keine absolute Autorität akzeptieren kann, ungebändigte Eifersucht kann zu שְׁפִיכַת דָּמִים – Mord – und unkontrollierte Lust kann zu גִלּוּי עֲרָיוֹת – illegitimen Beziehungen – führen.
Die drei Wallfahrtsfeste entsprechen den drei Stammvätern, von denen jeder sich in einem von drei Bereichen besonders hervortat, die dem Schaden aus den drei negativen Eigenschaften entgegensteuerten und die das jüdische Volk vor ihnen beschützten. Pessach kontert Götzendienst und wird in Awrahams Verdienst gefeiert, der den Glauben an den Einen G-tt verbreitet hat und versucht hatte, den Götzendienst auszurotten. Damit ist die Eigenschaft der Demut verbunden, symbolisiert durch Matza, das einfache, ungesäuerte Brot. Bilams Arroganz stand dazu im totalen Gegensatz.
An Schawuot feiern wir den Empfang der Tora. Wer ganz in die Tora eintaucht, ist vor bösen Gedanken und Versuchungen gefeit. Mit Schawuot ist Jitzchak verbunden, der sich nicht nur selbst von den täglichen Versuchungen abhielt, sondern bereit war, ein Opfer für Haschem zu sein.
An Sukkot leben wir eine Woche lang in provisorischen Hütten und zeigen damit unser absolutes Vertrauen zu G-tt. Dadurch wird Eifersucht getilgt und Einheit herbeigeführt. Auch die Vier Arten – Lulaw, Etrog, Hadassim und Arawot – symbolisieren die Einheit des jüdischen Volkes. Jakow, der sich in Haschems Hand gegeben hatte, als er zuerst zu Lawan und dann nach Ägypten ging, ist mit Sukkot verbunden.
Somit repräsentiert das Feiern der drei Wallfahrtsfeste das Gegenteil der Eigenschaften Bilams. Daher wollte Bilam das Volk auslöschen, das diese Feste feiert und die damit verbundenen guten Eigenschaften hochhält. Das Wunder der sprechenden Eselin enthält die Warnung, gar nicht erst zu versuchen, das Volk zunichte zu machen, das diese Mitzwa hält.

Frage der Woche: Was können wir aus der Tatsache lernen, dass der Engel die Eselin gegenüber Bilam verteidigt hat? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum wurde die kupferne Schlange hoch auf eine Stange platziert? Baal HaTurim (Rav Jakow ben Ascher, 1270-1340) stellt fest, dass dies die Menschen daran erinnern sollte, gut zu sein, so wie ein Vater seinen Sohn daran erinnert, sich gut zu benehmen, indem er seinen Stock hochhält.

Biographie der Woche

Rabbenu Jakow ben Ascher

Baal HaTurim

Jahrzeit 12. Tammus

Rabbiner Jakow ben Ascher wurde 1269 in Köln geboren. Sein Vater war der berühmte Rosch (Rabbiner Ascher ben Jechiel, 1250-1327). Er folgte seinem Vater, der Deutschland bald nach der Einkerkerung seines Lehrers Rabbi Meir von Rothenburg (1220-1293) im Jahr 1286 entfliehen musste, schließlich nach Spanien. Der Rosch wurde Rabbiner von Toledo und Raw Jakow ben Ascher widmete sich weiter dem Torastudium. Er lebte in großer materieller Armut in Spanien, aber bereicherte durch seine Werke Arba’a Turim und seinen Torakommentar die geistige jüdische Welt.
Arba’a Turim ist in vier Teile unterteilt. Darin stellt der Baal HaTurim die Halacha dar, die für Juden in Zeiten der Galut gelten und führt die Ansichten der bedeutendsten Rabbiner an, die ihm vorangegangen waren. Seine systematische Aufteilung der Gesetze in Themengebiete stellte eine Neuerung dar, auf der Rabbiner Josef Karo (1488-1575) zweihundert Jahre später seinen Kommentar zu Arba’a Turim – „Bet Josef“ und dann den Schulchan Aruch aufbaute. Seit seiner Veröffentlichung wird Arba’a Turim mit seinen wichtigsten Kommentaren in Jeschiwot gelernt und hat weiterhin große Bedeutung für halachische Studien.
Im Torakommentar Baal HaTurim finden sich viele Erklärungen des Textes, die auf Gematria beruhen. Rabbiner Jakow ben Ascher sucht nach tieferliegenden Bedeutungen und kommt zu sehr interessanten Schlussfolgerungen.
Im Jahre 1340 starb Raw Jakow in Toledo.
Daf Balak 5775
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