Jan ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Wejechi 5777

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayechi 5777

Paraschat Wajechi
13./14. Januar 2017
16. Tewet 5777

Bereschit 47:28 – 50:26
Haftara: Malachim I 2:1 – 12

Die Parascha in Kürze
• Jakow fühlt nach 17 Jahren in Ägypten seinen Tod nahen und lässt seinen Sohn Josef, den ägyptischen Vizekönig, schwören, ihn in Eretz Jisrael zu begraben
• Jakow erhebt Josefs Söhne Ephraim und Menasche zu Stämmen wie seine eigenen Söhne und segnet sie
• Jakow lässt alle seine Söhne rufen und segnet sie; Reuwen, Schimon und Levi werden getadelt
• Nach Jakows Tod betrauert ihn ganz Ägypten und seine Familie begräbt in Hebron in der Me‘arat Hachpela
• Josef stirbt im Alter von 110 Jahren; er wünscht, dass seine Gebeine beim Auszug aus Ägypten mitgenommen und in Eretz Jisrael begraben werden

Konzept der Woche
וַיָּמָת יוֹסֵף בֶּן־מֵאָה וָעֶשֶׂר שָׁנִים וַיַּחַנְטוּ אֹתוֹ וַיִּישֶׂם בָּאָרוֹן בְּמִצְרָיִם:
„Josef starb im Alter von hundertundzehn Jahren; man balsamierte ihn ein und er wurde nach seinem Willen in einen Sarg in Ägypten gelegt (50:26).”
Die Tora beschließt das Sefer Bereschit mit dem Bericht über Josefs Tod und seine Einbalsamierung. Im Allgemeinen finden wir in der Mischna und Gemara, dass Anstrengungen unternommen werden, ein Traktat mit etwas Positivem zu beenden. Allerdings sieht es an dieser Stelle so aus, als würde diese letzte Parascha im Sefer Bereschit mit einer traurigen, düsteren Aussage enden: ein großer Tzaddik stirbt und wird in Ägypten in einen Sarg gelegt. Ist diese Betrachtungsweise gerechtfertigt?
Wenn man näher hinsieht und weitere Quellen hinzuzieht, wird ein etwas anderes Bild sichtbar. Die Gemara stellt im Traktat Sota 13a fest, dass der Vers nicht vermerkt, Josef sei in Ägypten begraben worden. Vielmehr ist sein Sarg in den Nil versenkt worden. Dort blieb er etwa zweihundert Jahre lang, bis er vor dem Auszug aus Ägypten von Mosche Rabbenu aus den Tiefen der Wasser des Nils mit einem Gebet heraufgeholt wurde. Damit erfüllte Mosche das Versprechen, das Josef seiner Familie abgenommen hatte, dass zu gegebener Zeit seine Knochen nach Eretz Jisrael mitgenommen würden.
Der Midrasch gibt verschiedene Gründe an, warum Josefs Sarg im Nil versenkt wurde. Eine Ansicht besagt, dass Josefs Brüder die Verehrung Josefs als Gottheit verhindern wollten. Eine andere Ansicht nennt den Pharao als den Verursacher der Versenkung des Sargs, damit dadurch die Wasser des Nils gesegnet werden. Schließlich sieht eine dritte Perspektive die ägyptischen Zauberer als diejenigen an, die den Sarg versenken ließen, weil sie wussten, dass das jüdische Volk Ägypten nicht ohne Josefs Sarg verlassen würde und hofften, die Juden würden verzweifeln, weil sie den Sarg nicht auffinden könnten.
Tatsächlich war die Mitnahme des Sarges beim Auszug aus Ägypten nicht nur die Erfüllung des Versprechens, das Josef gegeben worden war. In Tehillim 114:3, das wir auch immer im Hallel sagen, heißt es: הַיָּם רָאָה וַיָּנֹס – das Meer sah es und floh, worauf der Midrasch fragt: was hat das Meer gesehen, dass es floh? Es sah Josefs Sarg, der vor den Verführungsversuchen der Frau Potiphars floh. Das Verdienst desjenigen, der vor der Sünde floh, ließ das Meer die Flucht ergreifen.
Demnach war die Tatsache, dass Josef nicht in Ägypten begraben wurde, sondern lediglich in einen Sarg in Ägypten gelegt wurde, ein großer Segen für das jüdische Volk, denn so blieb erhalten, was später zur Durchquerung des Schilfmeers benötigt wurde.
Andere Mefarschim (Tora-Kommentatoren) erklären den letzten Vers dieser Parascha damit, dass die Verdienste Josefs während der gesamten Zeit des Aufenthalts den Juden in Ägypten zugutekommen und ihnen in schweren Zeiten beistehen würden.

Frage der Woche: Welches Lob wird in diesem letzten Vers der Parascha für Josef impliziert? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Person, die in dieser Parascha genannt wird, tötet ihren eigenen Großonkel? Im Traktat Sota 13a sagt die Gemara, dass Dans Sohn Chuschim Esaw getötet hat.
Biographie der Woche

Rabbi Chaim Kreiswirth

Jahrzeit 16. Tewet

Rabbiner Chaim Kreiswirth wurde 1918 in Wojnicz/Polen bald nach Ende des Ersten Weltkriegs geboren. Er verließ sein Elternhaus schon mit acht Jahren, um Tora zu lernen und wurde Bar Mitzwa ohne die Anwesenheit seiner Eltern, weil seine Familie zu arm war, um zu ihm zu reisen. Sein Genie brachte ihm schon in jungen Jahren den Namen „Krakauer Ilui“ ein. Rabbiner Meir Shapiro (1887-1933), der jung verstorbene Rosch Jeschiwa der berühmten Chachme Lublin Jeschiwa, prüfte ihn noch als Kind über das Traktat Gittin und war von dem Jungen außerordentlich beeindruckt. Sein Gedächtnis war phänomenal und er konnte den Talmud Bavli und Jeruschalmi mit den wichtigsten Kommentaren auswendig. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh er aus Polen zunächst nach Litauen und dann nach Eretz Jisrael. Auf all seinen Wegen begegnete er den großen Tora-Gelehrten seiner Zeit und hinterließ überall den Eindruck eines jungen Tora-Genies, das aber gleichzeitig über Liebenswürdigkeit und Einfühlsamkeit allen Mitmenschen gegenüber verfügte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Rav Kreiswirth zunächst, jüdische Kinder in katholischen Institutionen in Polen zu finden. Von 1947 bis 1953 war er Rosch Jeschiwa der Skokie Yeshiva in der Nähe von Chicago und folgte dann einem Ruf nach Antwerpen, wo er fast fünfzig Jahre wirkte. In dieser Zeit war er maßgeblich am Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Antwerpen beteiligt.
Illustriert wird sein Einfluss von folgender Geschichte: gewöhnlich blieb Rav Kreiswirth bis zum Ende einer Hochzeitsfeier. Man fragte ihn, ob dies nicht für ihn große Zeitverschwendung sei und er stattdessen lieber lernen würde. Seine Antwort war, dass seine Anwesenheit bei einer Simcha vergewissere, dass angemessenes jüdisches Verhalten auf der Tanzfläche und im ganzen Saal aufrechterhalten werde.
Rav Kreiswirth starb 2001 in Antwerpen.
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