Sep ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wajelech 5779

Paraschat Wajelech
Schabbat Schuwa
14./15. September 2018
6. Tischrej 5779

Dewarim 31:1 – 31:30
Haftara: Hoschea 14:2-10 & Joel 2:11-27 & Micha 7:18-20

Hier können Sie das Daf als Pdf Herunterladen: Daf Vayelech 5779

Die Parascha in Kürze

• Der letzte Tag in Mosche Rabbenus Leben
• Mitzwa von Hak’hel: der König liest aus der Tora alle sieben Jahre (im ersten Jahr des Schmitta-Zyklus‘) an Chol HaMoed Sukkot vor dem gesamten Volk

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה הֵן קָרְבוּ יָמֶיךָ לָמוּת קְרָא אֶת־יְהוֹשֻׁעַ וְהִתְיַצְּבוּ בְּאֹהֶל מוֹעֵד וַאֲצַוֶּנּוּ וַיֵּלֶךְ מֹשֶׁה וִיהוֹשֻׁעַ וַיִּתְיַצְּבוּ בְּאֹהֶל מוֹעֵד:
„Da sagte Haschem zu Mosche: Siehe, deine Tage sind herangekommen zu sterben; rufe Jehoschua und stellt euch im Stiftszelt hin, damit Ich ihn verpflichte. Mosche ging und Jehoschua und sie stellten sich hin im Stiftszelt.“ (31:14)

Dieser Vers beschreibt den Zeitpunkt, an dem Mosches Leben zu Ende geht und die Führerschaft auf einen neuen Anführer übertragen wird, der das jüdische Volk nach Eretz Jisrael bringen wird, aber nicht darauf zurückblicken kann, das Volk aus Ägypten herausgeführt und die Tora empfangen zu haben. G-tt bereitet Mosche auf seinen bevorstehenden Tod vor und setzt die Übergabe der Verantwortung für das Volk an Jehoschua in Gang.
Rabbenu Bachya (Bachya ben Ascher, 1255-1340) bemerkt, dass Haschem uns hier eine wichtige Lektion über Vorbestimmung und die Macht des Gebetes lehrt. Er erklärt, dass die Worte הֵן קָרְבוּ יָמֶיךָ לָמוּת – Siehe, deine Tage sind herangekommen zu sterben – auf ein Konzept hinweisen, dass jedem Menschen eine bestimmte Lebenszeit zugeteilt ist, denn man kann nicht sagen, dass die Tage herangekommen sind zu sterben, wenn es nicht eine bestimmte Zeitspanne für das betreffende Leben gibt. In Schemot 23:26 heißt es אֶת־מִסְפַּר יָמֶיךָ אֲמַלֵּא – deine Tage lasse ich vollzählig sein – und wenn diese Tage abgelaufen sind, stirbt man.
Die Gemara zitiert im Traktat Moed Katan 28a: Rava sagt – Die Länge des Lebens eines Menschen, die Zahl seiner Kinder und das Ausmaß seines Lebensunterhalts sind nicht abhängig von seinen Verdiensten, sondern abhängig von ‚Masal‘. Daraus kann man ableiten, dass die menschliche Lebenszeit festgesetzt und unveränderbar ist. An anderer Stelle, in der Gemara im Traktat Schabbat 156a, gibt es eine Diskussion zwischen Rabbi Chanina und Rabbi Jochanan, die sich zwar einig sind, dass ‚Masal‘ (die himmlischen Körper) die Ereignisse auf der Welt beeinflussen, während sie gleichzeitig keine Wirkung auf das jüdische Volk als Ganzes haben, aber Rabbi Jochanan betont, dass man mit Gebet und guten Taten sein Schicksal verbessern kann. Warum würde uns die Tora sonst immer wieder Gutes versprechen, wenn wir ihre Gebote halten?
Ran (Rabbi Nissim von Gerona, 1320-1376) erläutert den Disput zwischen Rabbi Chanina und Rabbi Jochanan und sagt, dass beide sich nur über die vom Schicksal verhängte Intelligenz und Reichtum streiten. Beide sind sich einig, dass es sich nicht auf Charakter und Tugend bezieht und kein Mensch sündigen oder Gutes tun muss bzw. dazu verdammt ist, einen niedrigen oder einen noblen Charakter zu besitzen. Das Rohmaterial, mit dem ein Mensch ausgestattet ist, mag von einer gewissen Art sein, aber der Mensch kann mit seinem freien Willen über sich hinauswachsen und einen Weg wählen, der ihm ursprünglich nicht entsprochen hat. Dazu bedarf es konstanten Bemühens.
Jeder von uns, egal mit welchen Voraussetzungen er geboren wurde, muss an sich arbeiten. In diesen ersten zehn Tagen des neuen Jahres gehen wir besonders in uns und prüfen, woran es uns besonders mangelt und welches Ziel wir im neuen Jahr im Sinn haben wollen. Wir beten dafür, in das Buch des Lebens für ein weiteres Jahr eingeschrieben zu werden und wollen unser Teil tun, jeden Tag zum Besten zu nutzen. Rabbenu Bachya führt Tehillim 145:19 an, wo es heißt: רְצוֹן־יְרֵאָיו יַעֲשֶׂה – den Willen derer, die Ihn fürchten, wird er tun. Wenn wir also G-ttesfurcht, Ehrfurcht vor G-tt, besitzen, wird Haschem uns helfen, unsere Wünsche zu erfüllen. Ernstgemeintes Gebet und gute Taten tragen noch weiter dazu bei, positive Dinge zu bewirken. Letztendlich müssen wir uns allerdings immer klar machen, dass nicht wir wissen, was das Beste für uns ist, sondern G-tt. Manchmal dauert es etwas länger für uns zu erkennen, dass etwas vermeintlich nicht so Gutes doch zu unserem Besten war.

Frage der Woche: Warum sagte Mosche dem Volk, dass er 120 Jahre alt war? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wo finden wir in Vers 30:12 eine Anspielung auf den Stellenwert von Brit Mila? Die ersten Buchstaben der vier Worteמִי יַעֲלֶה־לָּנוּ הַשָּׁמַיְמָה ergeben das Wort מִילָה – Beschneidung. Baal HaTurim (Rav Jakow ben Ascher, 1269-1343) nennt es den notwendigen Schritt, um Haschem näherzukommen.
Biographie der Woche

Rabbi Jitzchok Aryeh Wormser

Baal Schem von Michelstadt

Jahrzeit 4. Tischrej

Rabbiner Wormser wurde 1768 in Michelstadt, einem kleinen Ort im Odenwald, geboren. Von klein auf lernte er mit großer Intensität und zeigte geniale Züge beim Toralernen. Schon bald war er beim Lernen auf sich selbst gestellt, weil in seiner Umgebung kein geeigneter Lehrer zu finden war und seine Eltern den Jungen zunächst nicht in die Jeschiwa nach Frankfurt gehen lassen wollten, weil sie sich sehr um ihn sorgten. Im Alter von 16 Jahren wurde er schließlich in Frankfurt ein Schüler von Rav Nathan Adler (1741-1800), der ihn mit Kabbala vertraut machte und ihn mit der damals jungen chassidischen Bewegung in Berührung brachte. Neben Rav Adler lebten zu jener Zeit bedeutende Rabbiner in Frankfurt, zu denen Rav Pinchas Horowitz (1731-1805) und Rav Mosche Schreiber (1762-1838, der Chasam Sofer) gehörten.
Nach sechs Jahren des Studiums in Frankfurt kehrte der jungverheiratete Rav Wormser nach Michelstadt zurück und übernahm nach dem Tod des Vaters das elterliche Geschäft. Dennoch lehrte er immer Tora und gründete eine Jeschiwa in Michelstadt, die er finanzierte. Bald kamen junge Männer von nah und fern, um von ihm zu lernen und er erwarb sich nicht nur den Ruf eines Toragelehrten, sondern auch eines Wunderrabbis. Er kümmerte sich persönlich um die Bedürfnisse armer Menschen, besorgte selbst das Stroh für ihr Nachtlager und während er großzügig ihren Hunger mit Fleisch, Fisch und Delikatessen stillen ließ, aß er selbst nur Gemüse und vegane Kost. Der Chasam Sofer sagte über ihn: „Die Mitzwa von Zedaka und Gastfreundschaft habe ich von meinem Freund Rav Jitzchok Aryeh gelernt.“
Im Alter von 54 Jahren wurde er Rabbiner von Michelstadt und war in den letzten 25 Jahren seines Lebens in ganz Deutschland als wunderwirkender Rabbiner bekannt, zu dem selbst reiche Leute strömten, um seinen Segen zu erhalten, da sich seine Worte immer erfüllten.
Der Baal Schem von Michelstadt starb 1847 am Ausgang des Zom Gedalja. Auch heute besuchen viele Menschen das ganze Jahr über sein Grab in Michelstadt.
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