Jan ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat WaEra 5779

Paraschat Wa’era
Schabbat Mewarchim

4./5. Januar 2019
28. Tewet 5779

Schmot 6:2 – 9:35
Haftara: Jecheskel 28:25–29:21

Hier können Sie sich das Dafals pdf herunterladen: Daf Va’era 5779

Die Parascha in Kürze
• G-tt versichert Mosche, dass Er das jüdische Volk von der Sklavenarbeit befreien, aus Ägypten hinausführen, es Sein auserwähltes Volk sein und Er es nach Eretz Jisrael bringen wird, das Er den Stammvätern versprochen hat
• Mosche und Aron fordern Pharao auf, das Volk ziehen zu lassen und nach seiner Weigerung werden durch Mosche und Aron die Wunder der zehn Plagen initiiert, von denen wir in dieser Parascha die ersten sieben Plagen hören: alles Wasser wird in Blut verwandelt, Frösche überziehen das ganze Land Ägypten, Staub wird in Läuse verwandelt, wilde Tiere halten das Land in Terror, das Vieh erliegt einer Seuche, Ruß bewirkt den Ausschlag von Hautgeschwüren, riesiger Hagel, der mit Feuer gefüllt war, zerstört die Gersten- und Flachsernte und Heuschreckenschwärme über dem ganzen Land vernichten alles, was der Hagel übriggelassen hat
• Pharao weigert sich nach dem Ende jeder Plage, das Volk gehen zu lassen

Konzept der Woche
הוּא אַהֲרֹן וּמֹשֶׁה אֲשֶׁר אָמַר ה‘ לָהֶם הוֹצִיאוּ אֶת־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל מֵאֶרֶץ מִצְרַיִם עַל־צִבְאֹתָם: הֵם הַמְדַבְּרִים אֶל־פַּרְעֹה מֶלֶךְ־מִצְרַיִם לְהוֹצִיא אֶת־בְּנֵי־יִשְׂרָאֵל מִמִּצְרָיִם הוּא מֹשֶׁה וְאַהֲרֹן:
„Das sind Aron und Mosche, denen Haschem gesagt hat: führet die Kinder Jisrael mit ihren Scharen aus dem Lande Ägypten. Das sind die, die mit Pharao, dem König Ägyptens, sprachen, um die Kinder Jisrael aus Ägypten zu führen, das sind Mosche und Aron (6:26-27).”

In Vers 26 wird Aron vor Mosche genannt und im nächsten Vers wird Mosche vor Aron erwähnt. Raschi erklärt, dass es Stellen in der Tora gibt, wo Mosche zuerst genannt wird und an anderen Stellen wird Aron zuerst erwähnt, weil dies zeigt, dass beide Männer denselben Stellenwert besitzen. Wie kann es denn sein, dass Mosche, der von einzigartiger Größe und unser bedeutendster Prophet war, und Aron gleichrangig sind? Unbestritten war Aron ein großer Tzaddik, aber wie kann man ihn überhaupt mit Mosche vergleichen?
Rav Mosche Feinstein (1895-1986) teilt uns mit, dass die Größe eines Menschen nicht durch seine Leistungen definiert wird, sondern in der erfolgreichen Erfüllung seines ihm von G-tt gegebenen Potentials liegt. Jeder Mensch hat auf dieser Welt eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, für die er mit den auf ihn zugeschnittenen Fähigkeiten ausgestattet ist. Manche Menschen sind außerordentlich begabt und von ihnen werden große Dinge erwartet, während andere Menschen weniger Talente bekommen haben und kleinere Ziele erreichen sollen. Aber jeder hat dieselbe Aufgabe: er muss seine Fähigkeiten bis zum Äußersten einsetzen und so viel erreichen wie möglich. Tatsächlich, so sagt Rav Feinstein, war Aron nicht so wie sein Bruder Mosche, aber er sollte es auch nicht sein, weil er nicht über dessen Befähigungen verfügte. Es gelang Aron allerdings, all seine ihm von G-tt gegebenen Begabungen einzusetzen und die Aufgabe zu erfüllen, für die er geboren wurde. Jeder Mensch, der sich so verhält, kann also die Größe von Mosche und Aron erreichen.
Mit diesem Ansatz erklärt Rav Feinstein die Geschichte im Traktat Bava Basra 10b, in der Rabbi Jehoschuas Sohn Joseph so krank wird, dass seine Seele kurzzeitig seinen Körper verlässt. Er berichtet seinem Vater: עוֹלָם הָפוּך רָאִיתִי – ich habe eine kopfstehende Welt gesehen, wo die Großen unten und die Niedrigen oben waren! Rav Feinstein wirft ein, dass Joseph sicher wusste, dass irdische Macht in der kommenden Welt bedeutungslos ist. Warum bezeichnet er es also als eine kopfstehende Welt?
Rav Feinstein erläutert, dass Joseph tatsächlich große Gelehrte gesehen hat, die in niedrigerer Position waren als manch einfache Leute und dies konnte er nicht verstehen. Josephs Vater, Rabbi Jehoschua hatte ihm geantwortet: עוֹלָם בָּרוּר רָאִיתָ – du hast eine klare Welt gesehen, denn dies ist die Wahrheit. Damit wollte Rabbi Jehoschua sagen, meint Rav Feinstein, dass die einfachen Leute diese Belohnung verdient hatten, weil sie ihre g-ttgegebenen Fähigkeiten benutzt hatten, um den Großteil der Aufgaben zu erfüllen, die Haschem ihnen zum Ziel gesetzt hatte. Die Gelehrten allerdings, die niedriger als sie in der kommenden Welt positioniert waren, hatten zwar viel erreicht, aber hätten mit ihren Fähigkeiten noch viel mehr erreichen können. Ihr nicht erfülltes Potential hatte ihnen einen geringeren Status in der kommenden Welt beschert. Rabbi Jehoschua erklärte, dass Haschem so über uns urteilt.

Frage der Woche: Wann verhärtete Haschem Pharaos Herz? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Unter welchem Namen war Mosche bei den Ägyptern bekannt? Ibn Esra (Rav Avraham ibn Esra, 1089-1167) bemerkt, dass die Ägypter Mosche Munjus (מוניוס) nannten.
Biographie der Woche

Rabbiner Samson Raphael Hirsch

Jahrzeit 27. Tewet

Rabbiner Rabbiner Hirsch wurde 1808 in Hamburg geboren. Zu seinen Lehrern gehörten außer seinem Großvater Mendel Frankfurter (1742-1823), der der Rosch Bet Din von Altona war, auch der Rabbiner von Hamburg, Chacham Isaak Bernays (1792-1849), und Rabbiner Jakob Ettlinger (1798-1871), der eine führende Rolle gegen die immer stärker werdende Reformbewegung spielte. 1829 studierte Rabbiner Hirsch an der Universität Bonn alte Sprachen, Geschichte und Philosophie, aber verließ die Hochschule nach einem Jahr, ohne einen Abschluss gemacht zu haben.
Er nahm die Stelle des Rabbiners von Oldenburg (1830-1841) an und wurde danach Rabbiner in Emden (1841-1847) und Landesrabbiner von Mähren (1847-1851). Von 1851 bis zu seinem Tod stand er der Frankfurter Austrittsgemeinde als Rabbiner vor, die zu Beginn nur etwa 100 Familien zählte.
Im frühen 19. Jahrhundert hatte die Strömung des Reformjudentums bei vielen deutschen Juden großen Anklang gefunden. Auch in Frankfurt äußerte sich die Reform in der Einführung einer Orgel und eines gemischten Chores in der Synagoge. Die in der Minderzahl befindlichen Frankfurter Juden, die das traditionelle jüdische Leben weiter befolgen wollten, gründeten eine Austrittsgemeinde, die schließlich auch über ihre eigene Infrastruktur verfügte. Unter Rabbiner Hirschs Ägide entwickelte sich die Frankfurter „Israelitische Religionsgesellschaft“ zu einer wegweisenden Gemeinde in der deutschen Orthodoxie. Er gründete dort eine Realschule, in der jüdische und weltliche Fächer unterrichtet wurden. Sein Ansatz war es, das toratreue Judentum mit modernem weltlichen Leben zu vereinen und als orthodoxer Jude seinen Beitrag zur deutschen Gesellschaft zu leisten. Diese Tora im Derech Eretz genannte Anschauungsweise verbreitete Rabbiner Hirsch durch seine Schriften wie die Neunzehn Briefe des Ben Usiel, Choreb und seine Beiträge in der von ihm herausgegebenen Monatsschrift Jeschurun. Von großer Bedeutung ist ebenfalls sein Kommentar zur Tora. Rabbiner Hirsch war ein herausragender Redner und es ist ihm zu verdanken, dass die deutsche Orthodoxie gegen die Versuchungen der Assimilation und des Reformjudentums bestehen konnte.
Rabbiner Hirsch starb 1888 in Frankfurt.
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