Apr ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Tasria 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Tasria
Paraschat HaChodesch
Paraschat Mewarchim

Daf Tazria 5776

Wajikra 12:1 – 13:59
Siebte Alija: Bamidbar 28:9-15
Maftir: Schemot 12:1-20
Haftara: Jecheskel 45:16 – 46:18

8./9. April 2016
1. Nissan 5776

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über die rituelle Unreinheit einer Frau, die ein Kind geboren hat
• Die Mitzwa, ein männliches Baby am achten Tag nach seiner Geburt zu beschneiden
• Die Gesetze über Tzara’at und die damit verbundene Unreinheit werden detailliert aufgeführt: die Diagnose von Tzara’at auf der Haut und der Kleidung eines Menschen durch den Kohen, die Separierung des Unreinen und sein Reinigungsprozess mitsamt Opfern

Konzept der Woche
Unsere Weisen erklären uns, dass es sich bei צָרַעַת – Tzara’at – um eine sich physisch äußernde Krankheit handelt, deren Ursache aber in Defiziten unseres Verhaltens und unserer Einstellung zu finden ist. Kli Yakar (Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) deutet auf drei besondere Charakterschwächen hin: Dünkel, Geldgier und das Sprechen von לָשוֹן הָרָע – übler Nachrede. Diejenigen Sünden, die sich in unserem Geist abspielen, können den größten Schaden anrichten. Ist es aber überhaupt möglich, seine Gedanken zu steuern? Wie soll man sich denn gegen schlechte Gedanken wappnen?
Schem MiSchmuel (Rabbiner Schmuel Bornstzein, 1855 -1926, zweiter Sochatchover Rebbe) interpretiert einen Midrasch bezüglich der לוּחוֹת – der Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten – diesbezüglich. Der Midrasch sagt uns, dass die Luchot 6 Tefachim (Handbreiten) lang waren. Als Mosche im Himmel war und sie von G-tt in Empfang nahm, hielt er die zwei Tefachim fest, die ihm am nächsten waren, während Haschem die obersten beiden Tefachim festhielt. Die mittleren beiden Tefachim hielt niemand, bis Mosche schließlich die Luchot ganz an sich nehmen konnte, indem er an den 2 Tefachim zog, die in seinen Händen waren.
Schem MiSchmuel erklärt diesen Midrasch folgendermaßen: die Luchot repräsentieren alle Mitzwot der Tora, die man aber in drei Kategorien einordnen kann. Die erste Kategorie besteht aus Mitzwot, die aus einer physischen Handlung bestehen, wie Tefillin zu legen, den Lulaw zu schütteln. Da ein Mensch seine körperlichen Handlungen in vollem Umfang dirigieren kann, ist er in der Lage, diese Mitzwot auszuführen. Die Mitzwot werden durch die zwei Tefachim repräsentiert, die Mosche in der Hand hält. Die zweite Kategorie besteht aus Mitzwot, die sich völlig in unserem Geist abspielen, wie der Glaube an G-tt oder keine ketzerischen Gedanken zu hegen usw. Diese Mitzwot scheinen nicht in unserer Hand zu sein. Schließlich können uns ja einfach Gedanken in den Sinn kommen und wir können unwillkommene Gedanken nicht einfach aus unserem Kopf verjagen. Die zweite Kategorie wird mit den beiden Tefachim in G-ttes Hand verglichen, da die Ausführung der Mitzwot allein in G-ttes Händen zu sein scheint. Die dritte Kategorie beinhaltet Mitzwot, die mit Sprache zu tun haben. Sie beginnen mit dem Bemühen des Menschen, der sich angemessene Gedanken macht, aber G-ttes Hilfe braucht, um sie korrekt auszudrücken. Diese Mitzwot werden durch die mittleren beiden Tefachim, die zwischen Mosche und Haschem sind, dargestellt.
Obwohl es nun so aussieht, als könnte nur Haschem des Menschen Geist kontrollieren, sagt uns doch der Midrasch, dass es Mosche gelingt, die Luchot gänzlich an sich zu bringen, indem er die zwei Tefachim in seiner Hand zu sich zieht. Darin zeigt sich, dass ein Mensch, indem er all seine Anstrengung in die Ausführung der aktiven, physischen Mitzwot legt, schließlich die Fähigkeit erlangt, alle drei Kategorien unter seine Kontrolle zu bringen. Nachdem die körperlichen Handlungen am einfachsten zu steuern sind, ist es die Pflicht des Menschen, sich auf diese Kategorie zu konzentrieren. Haschem wird ihm dann die Stärke geben, die er benötigt, um die Mitzwot der anderen Kategorien ebenfalls zu erfüllen.
Frage der Woche: Worin besteht die Verbindung zwischen der vorigen Parascha „Schemini“, die die zum Essen erlaubten und verbotenen
Tiere auflistet, und dieser Parascha „Tasria“, die sich ausführlich mit Tzara’at befasst? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum werden zuerst die erlaubten Tiere aufgeführt? Wäre es nicht wichtiger, uns zu warnen, welche Tiere wir nicht essen dürfen? Warum führt die Tora zuerst die koscheren Tiere auf, wenn wir doch eher wissen müssen, welche Tiere wir nicht essen dürfen?
Der Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) schreibt, dass allein die Tatsache, dass wir andere Lebewesen töten und essen dürfen, ein Novum war (vor der Sintflut war dies verboten). Daher beginnt die Tora bei der Aufzählung mit den koscheren Tieren, die wir essen dürfen.
Biographie der Woche

Rabbi Jitzchak Meir Alter

Chidduschei HaRim

Jahrzeit 23. Adar

Rabbi Jitzchak Meir Alter wurde 1799 in Polen geboren. Er wuchs in einer distinguierten rabbinischen Familie auf und zeigte früh eine geniale Begabung in Talmudstudien. Er gehörte zu den Schülern und Anhängern des Maggid von Kozhnitz (1737-1814), von Rabbi Simcha Bunim von Pschis’cha (1765-1827) und des Kotzker Rebben (1787-1859), der sein Schwager wurde. Nach dessen Tod 1859 wurde er zu seinem Nachfolger erkoren und schließlich wurde er der Begründer der Chassidut Ger, benannt nach dem Ort in Polen, wo er ansässig war. Er war eine wahrhafte Führungspersönlichkeit, der sich um alle Belange seiner Chassidim warmherzig kümmerte. Gegen die an Einfluss gewinnende Haskala nahm er energisch Stellung, was sogar zu einer Festnahme seitens der Behörden führte. Seine Einstellung zum Chassidismus betonte das Torastudium und ein ständiges Arbeiten an einer positiven Persönlichkeitsentwicklung gemäß der Tora. Sein Ansatz, der von seinem Enkelsohn Rav Jehuda Arje Leib Alter, dem Sfas Emes (1847-1905), fortgeführt wurde, wurde von so vielen polnischen Juden aufgegriffen, dass die Gerrer Chassidim die größte chassidische Gruppe im Vorkriegspolen bildeten und sehr einflussreich wurden.
In seinem Privatleben musste er den Tod all seiner vierzehn Kinder zu seinen Lebzeiten hinnehmen, wovon die meisten schon im Kindesalter gestorben waren. Er ist auch unter dem Namen Chidduschei HaRim bekannt, das der Titel seines Buches mit Talmudkommentaren und Kommentaren zum Schulchan Aruch ist. Der Chidduschei HaRim starb im Jahre 5629 (1866).
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