Landesrabbiner Moshe Flomenmann

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    Jüdische Leben aufbauen und im interreligiösen Gespräch mitreden

    Moshe Flomenmann, der neue Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Lörrach, hat gestern seine Arbeit aufgenommen / Vom Landesrabbinat nach Lörrach.

    LÖRRACH. Vor sieben Jahren war Moshe Flomenmann schon einmal für etwa zwölf Monate in Lörrach. Seit gestern ist er zusammen mit seiner Frau zurück. Und heute feiert der Rabbiner mit der hiesigen jüdischen Gemeinde zum ersten Mal Schabbat. Sie hat fast 500 Mitglieder, deren Mehrheit in Lörrach und Weil am Rhein lebt. „Diese Gemeinde liegt mir am Herzen“, sagt der 28-Jährige. Er schätze auch den Gemeindevorstand mit Hanna Scheinker und Wolfgang Fuhl an der Spitze und nicht zuletzt beförderten auch die Gemeinde-Infrastruktur – seit zwei Jahre gibt es die neue Synagoge – und die Nähe zu Basel Entscheidung für Lörrach.

    Für diese Gemeinde hat Moshe Flomenmann sein Amt als Landesrabbiner (vergleichbar mit dem Landesbischof) in Sachsen-Anhalt aufgegeben. Da habe er nicht lange überlegen müssen, als ihm Fuhl als Vorsitzender des Oberrates der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRG) Baden die Stelle angeboten hat. Dem Oberratsvorsitzenden aus Lörrach ist es wichtig, dass hier theologisch fundiert jüdisches Leben aufgebaut wird. Dafür war Flomenmann sozusagen der Wunschkandidat.

    Den schwierigen Weg zum Rabbinat hat Moshe Flomenmann eigentlich schon als Kind eingeschlagen. Aufgewachsen in einem Elternhaus, in dem die Religion „das Wichtigste war“, auch wenn der Vater Ingenieur und Rechtsanwalt gewesen ist, wurde das Interesse am Judentum früh geweckt. Schon als Fünfjähriger ging Flomenmann in die Thora-Schule in Beridtchev in der Ukraine. Der Ort hat viele, auch berühmte Rabbiner hervorgebracht. Flomenmanns Urgroßvater war Bezirksrabbiner, sein Großvater Direktor eines jüdischen Gymnasiums. Als Moshe 12 Jahre alt war, wanderten die Eltern nach Deutschland aus. Chemnitz wurde ihr Wohnort. Der Junge konnte mit Unterstützung des damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, in Frankfurt/Main Bar Mizwa feiern, die Religionsmündigkeit. Danach ging er für vier Jahre an die jüdische Akademie nach Kopenhagen. Es folgte das Studium an der renommierten europäischen Rabinner-Universität Yeshiwa, in Manchester. Mit 21 hatte er sein Diplom, Smicha, und erreicht, was er angestrebt hatte: in der Kenntnis des Judentum ein hohes Niveau zu erreichen. Aber er fügt hinzu: „Das geht immer weiter.“

    In Lörrach sammelte Flomenmann erste Erfahrungen in der Gemeindearbeit, ehe er als Landesrabbiner nach Sachsen-Anhalt ging. Auf seine Jugend angesprochen erzählt er aus dem Talmud die Geschichte eines 18-jährigen Rabbiners, die zeige: „Man dürfe nicht so sehr auf das Gefäß schauen, sondern mehr auf den Wein, der darin ist.“ Er versuche die Menschen und ihre Probleme zu verstehen und das Beste zu machen. Zukunft, die Publikation des Zentralrates, überschrieb vor sieben Jahren ein Porträt Flomenmanns „Außen jung, innen weise“. Jung stimme ja, meint er, das anderewolle er nicht kommentieren. Überdies, sagt er, sei er im engen Austausch mit dem badischen Landesrabbiner Benjamin Soussan (Freiburg), dessen Nachfolger er in Sachsen-Anhalt wurde.

    Moshe Flomenmann weiß, dass viel Arbeit auf ihn zukommt. Der Rabbiner ist Seelsorger der Gemeinde, er vermittelt das Wissen über seine Religion, die Flomenmann nach wie vor fasziniert, er feiert mit der Gemeinde Schabbat und die jüdischen Feste, ist auch Repräsentant nach außen in die Stadt. All das sieht Flomenmann als seine Aufgaben, auch den Aufbau der Jugendarbeit. Zudem sei ihm der interreligiöse Trialog ein Anliegen, den pflegen in Lörrach Juden, Christen und Muslime in der Gruppe Abraham.

    Moshe Flomenmann ist Mitglied internationaler und nationaler Vereinigungen orthodoxer Rabbiner. Er sagt, man kann ein moderner Mensch sein und nach den den Wurzeln und Traditionen der Thora leben. Das will er vermitteln, respektiere aber alle, die in die jüdische Gemeinde kommen. Deren Stärke entstehe aus der Gemeinschaft, so der neue Rabbiner. Er wird am 13. Januar, 18.30 Uhr, in der Synagoge offiziell in sein Amt eingeführt.

    Badische Zeitung,12. Januar 2011