Sep ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Schoftim 5779

Paraschat Schoftim
6./7. September 2019
7. Elul 5779

Hier können Sie sich das DAF als pdf herunterladen: Daf Shoftim 5779

Dewarim 16:18 – 21:9
Haftara: Jeschajahu 51:12 – 52:12

Die Parascha in Kürze
• Unbestechliches Gerichtssystem
• Austilgung von Götzendienst
• Gesetze über einen jüdischen König
• Gesetze über Krieger und Kriegsführung
• Gesetze über einen ungeklärten Mordfall

Konzept der Woche
כִּי־תָצוּר אֶל־עִיר יָמִים רַבִּים לְהִלָּחֵם עָלֶיהָ לְתָפְשָׂהּ לֹא־תַשְׁחִית אֶת־עֵצָהּ לִנְדֹּחַ עָלָיו גַּרְזֶן כִּי מִמֶּנּוּ תֹאכֵל וְאֹתוֹ לֹא תִכְרֹת כִּי הָאָדָם עֵץ הַשָּׂדֶה לָבֹא מִפָּנֶיךָ בַּמָּצוֹר:

„Wenn du eine Stadt viele Tage belagerst, sie durch Krieg in deine Gewalt zu bringen, sollst du ihren Baum nicht verderben, eine Axt an ihn zu schwingen; denn von ihm sollst du essen, ihn aber nicht fällen. Denn die Menschenexistenz ist der Baum des Feldes, vor dir mit in die Belagerung einzugehen.“ (20:19)

In diesem Vers teilt uns die Tora eindeutig Prioritäten mit, die sogar im Kriegsfall Anwendung finden. Hier wird betrachtet, wie sich eine jüdische Armee verhalten soll, wenn sie eine Stadt lange Zeit belagert. In damaligen Zeiten benutzte man Materialien aus der Umgebung, um die Kriegsmaschinerie zu unterstützen. Die Tora sagt uns aber ganz klar, dass es dabei Einschränkungen gibt und Obstbäume nicht zu fällen sind.
Unsere Weisen führen an mehreren Stellen im Talmud diese Stelle an und bemerken, dass jegliche sinnlose Zerstörung und Verschwendung unter dem Begriff בּל תַּשְׁחִית – du sollst nicht zerstören – zusammengefasst wird. So wie jüdische Soldaten im Krieg keine Obstbäume fällen dürfen, weil diese Nahrungsmittel produzieren, so sollen im Allgemeinen keine brauchbaren Dinge zerstört oder verschwendet werden. Man soll zum Beispiel keine Kleidungsstücke grundlos zerreißen oder verbrennen, Gefäße oder Geschirr willkürlich zerstören oder Lampenöl mit Absicht vergießen.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) wendet ein, indem er sich auf die Gemara in Traktat Bava Kamma 91a stützt, dass es bei der Belagerung einer Stadt doch erlaubt sei, Obstbäume zu fällen, aber erst, wenn keine anderen Bäume mehr zur Verfügung stehen.
Wir lernen aus dem Prinzip von בּל תַּשְׁחִית, dass wir in unserer Umwelt nicht beliebig wüten dürfen. Haschem hat uns diese Welt gegeben, aber er hat uns auch Regeln auferlegt, wie wir mit seinem Geschenk umgehen sollen. Wir sind Gäste auf Seiner Welt und es unsere Aufgabe, uns über die Konsequenzen unseres Handelns Gedanken zu machen und unseren Kindern und Enkeln eine mindestens ebenso gute Lebensgrundlage zu hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben. Wir dürfen nicht aus momentaner Bequemlichkeit das größere Bild aus den Augen verlieren.
Der Malbim (Rav Meir Leibusch ben Jechiel Michel Weiser, 1809-1879) spricht noch einen weiteren Aspekt in diesem Zusammenhang an. Er sagt, dass wir in obigem Vers nicht nur angewiesen werden, Obstbäume aus praktischen Gründen zu erhalten, weil wir nur dann weiter ihre Früchte genießen können, sondern dass darin auch die Mitzwa von הַכָּרַת הַטוֹב – Dankbarkeit – enthalten ist. Nachdem wir von Obstbäumen Nahrung erhalten, müssen wir sie mit besonderer Sorgfalt behandeln, sogar unter schwerwiegenden Umständen, wie einem Krieg mit fremden Völkern.
Das Sefer HaChinuch (13. Jhd., Spanien) sagt zur im Vers enthaltenen Mitzwa, das fromme und rechtschaffene Menschen nicht einmal ein Senfkorn auf der Welt zerstören würden.
Bei heutiger Kriegsführung stellt sich wahrscheinlich nur noch selten die Frage, ob man Obstbäume abholzen soll oder nicht. G-tt sei Dank, kommen wir auch nur noch selten mit Krieg in Berührung. Unsere Aufgabe, unsere Umwelt zu behüten, besteht aber nach wie vor – wahrscheinlich sogar dringlicher denn je. Die Tora hat uns seit alters her dazu aufgefordert, Umweltschutz zu betreiben.

Frage der Woche: Warum bezieht sich die Tora auf das Fällen von Bäumen mit dem Ausdruck לֹא־תַשְׁחִית? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum ist das Wort הַיּוֹם dreimal in den Versen 11:26-28 zu finden? Es lehrt uns, sagt der Midrasch HaGadol, dass die Wahl des richtigen Pfades im Leben vor dem Tag des Gerichts schützt. Der Vers in Malachi 3:19 beschreibt den Tag des Gerichts und enthält ebenfalls dreimal das Wort הַיּוֹם.
Biographie der Woche

Rabbi Jitzchak ben Scheschet

Rivasch

Jahrzeit 2. Elul

Rav Jitzchak ben Scheschet wurde 1326 in Barcelona geboren. Er war ein Schüler des RaN (Rabbiner Nissim ben Reuven von Girona, 1320-1376), eines der bedeutendsten Poskim (halachische Dezisoren) seiner Zeit. Sein Ruf als großer Talmudgelehrter machte ihn schon in jungen Jahren über alle Grenzen bekannt und er schrieb viele Responsen auf Anfragen aus aller Welt.
Bis zum Alter von 50 Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt jedoch als Geschäftsmann und nahm dann die Position des Rabbiners von Saragossa an. Querelen innerhalb der jüdischen Gemeinde veranlassten seinen Umzug nach Valencia, wo er eine Jeschiwa leitete.
1391 flüchtete er vor antijüdischen Verfolgungen nach Algier, wo er zum Rabbiner ernannt wurde. Auch dort gab es Bestrebungen gegen ihn, u.a. unter der Ägide des Raschbatz (Rabbiner Schimon ben Zemach Duran, 1361-1444). Er wurde jedoch von den Juden Algeriens sehr verehrt und sein Grab wird bis heute an seiner Jahrzeit aufgesucht. Er starb 1408 in Algier.
Rivasch hinterließ mehr als 500 Responsen, die u.a. für Rav Josef Karo (1488-1575) von großer Bedeutung waren, aber auch Licht auf das Leben der Juden in Spanien und Algerien im 14. Jahrhundert werfen. Er schrieb Kommentare zu Chumasch und Talmud, die uns leider nicht mehr vorliegen. Wie sein Lehrer RaN stand er der Kabbala und mystischem Gedankengut eher skeptisch gegenüber.
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