Aug ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Schoftim 5778

Paraschat Schoftim
17./18. August 2018
7. Elul 5778

Dewarim 16:18 – 21:9
Haftara: Jeschajahu 51:12 – 52:12

Hier können Sie sich das DAF als pdf herunterladen: Daf Shoftim 5778

Die Parascha in Kürze
• Unbestechliches Gerichtssystem
• Austilgung von Götzendienst
• Gesetze über einen jüdischen König
• Gesetze über Krieger und Kriegsführung
• Gesetze über ungeklärten Mordfall

Konzept der Woche
רַק לֹא־יַרְבֶּה־לּוֹ סוּסִים וְלֹא־יָשִׁיב אֶת־הָעָם מִצְרַיְמָה לְמַעַן הַרְבּוֹת סוּס וַה‘ אָמַר לָכֶם לֹא תֹסִפוּן לָשׁוּב בַּדֶּרֶךְ הַזֶּה עוֹד:
„Jedoch darf er sich nicht viele Pferde anschaffen und das Volk nicht nach Ägypten zurückkehren lassen, um viele Pferde zu schaffen und Haschem hat euch gesagt: Ihr sollt ferner nicht mehr auf diesem Weg zurückkehren.“ (17:16)
Die Tora warnt an drei Stellen davor, nach Ägypten zurückzukehren: im Sefer Schmot 14:13, im obigen Vers und später im Sefer Dewarim 28:68. Im Sefer Schmot war das Volk, bestehend aus ehemaligen Sklaven, gerade von G-tt mit vielen Wundern aus der ägyptischen Knechtschaft befreit worden und auf dem Weg nach Eretz Jisrael. Die Tora sagt uns aber an vielen Stellen, dass das Volk bei widrigen Umständen in der Wüste sehr schnell murrte und sich nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“ zurücksehnte. In unserem Vers spricht die Tora aber von zukünftigen Zeiten, in denen das Volk von einem jüdischen König regiert wird, und sie gibt Verhaltensregeln für diesen Regenten. Dazu gehört, dass ein jüdischer König nicht zu viele Pferde anschaffen soll. Kriegsrosse kamen nämlich damals aus Ägypten.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) erklärt, dass sich ein jüdischer Herrscher Selbstbeschränkung auferlegen soll, die sich vor allem auf die Leidenschaften einer Person in einer Machtposition bezieht: Kriegsruhm, Frauen und Geld. Daran, sagt Rabbiner Hirsch, ist die Tugend von Herrschern nach allen Erfahrungen der Zeiten meist gescheitert und das Glück ihrer Völker in Trümmer gegangen.
Eine Konsequenz des Desasters, das sich ergeben kann, ist der Wunsch, nach Ägypten zurückzukehren. Die Warnungen der Tora werden von den Worten des Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) unterstrichen, der in seinem Sefer HaMitzwot und in der Jad HaChasaka, das Verbot ausspricht, sich in Ägypten anzusiedeln, insbesondere in Alexandria. Andererseits wissen wir, dass schon in der Antike Juden in Ägypten lebten und sich in Alexandria eine große und berühmte jüdische Gemeinde mit einer imposanten Synagoge befand. Ja, der Rambam selbst verbrachte einen Großteil seines Lebens in einem Vorort von Kairo und schien sich dieser Tatsache ständig bewusst zu sein.
Aber schon viel früher hatten Juden in Eretz Jisrael das Verbot ignoriert. Der Prophet Jeschaja beschreibt in den Versen Jeschaja 31:1 und 3, wie man sich Unterstützung von Ägypten gegen Sancheriv, den König von Assyrien, gesucht hatte: הוֹי הַיֹּרְדִים מִצְרַיִם לְעֶזְרָה עַל־סוּסִים יִשָּׁעֵנוּ וַיִּבְטְחוּ עַל־רֶכֶב כִּי רָב … וְלֹא שָׁעוּ עַל־קְדוֹשׁ יִשְׂרָאֵל וְאֶת־ה‘ לֹא דָרָשׁוּ … וּמִצְרַיִם אָדָם וְלֹא־אֵל – Wehe denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe, und auf Rosse sich stützen und auf Wagen vertrauen, weil sie so zahlreich, …. Aber sie blickten nicht auf den Heiligen Jisraels und Haschem suchten sie nicht … doch Ägypten ist nur Mensch und nicht G-tt. Malbim (Rav Meir Leibush ben Jechiel Michel Wisser, 1809-1879) fragt, warum die Juden denn von Jeschaja beschuldigt werden, sich nicht an Haschem zu wenden. Sind sie nicht sogar verpflichtet, sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen eine Gefahr zu schützen? Malbim antwortet, dass sie zwei Irrtümer unterlegen waren, als sie sich an Ägypten um Hilfe wandten. Erstens soll jemand, der in der Vergangenheit direkte g-ttliche Hilfe empfangen hat, sich weiter ausschließlich auf Haschems Beistand verlassen. Das ist mit den Worten gemeint: Aber sie blickten nicht auf den Heiligen Jisraels. Der Ausdruck קְדוֹשׁ יִשְׂרָאֵל weist auf die spezielle Manifestation der g-ttlichen Gegenwart hin, die man damals spüren konnte. Der zweite Fehler war, sich nicht auf Haschems Schutz zu verlassen, selbst als sie sich mit natürlichen Mitteln zu schützen suchten. Sie vertrauten vielmehr ihren eigenen Kräften: auf Rosse sich stützen und auf Wagen vertrauen … und Haschem suchten sie nicht. Sie verließen sich auf den Schutz Ägyptens, der Superpower jener Zeit, und gaben ihr absolutes Vertrauen in Haschem auf und als Konsequenz dessen auch ihre staatliche Unabhängigkeit.
Vielleicht kann man ebenso Parallelen in heutiger Zeit ziehen?

Frage der Woche: Welcher jüdische König hielt alle Gesetze über die Ernennung von Richtern בְּכָל־שְׁעָרֶיךָ – in all deinen Städten – ein ? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was ist eine weitere Verbindung zwischen der Feststellung der Tora, dass wir Haschems Kinder sind und dem Verbot des übermäßigen Trauerns.? Wenn jemand wirklich glaubt, dass wir Haschems Kinder sind, wird ihm klar sein, dass ein Verstorbener nicht verloren ist, sondern zu einem besseren Ort gegangen ist, sagt Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743).
Biographie der Woche

Rabbi Meir Simcha HaKohen von Dvinsk

Ohr Sameach

Jahrzeit 4. Elul

Rav Meir Simcha HaKohen von Dvinsk wurde 1843 im litauischen Baltrimantz als Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes geboren. Er heiratete mit 17 Jahren und ließ sich mit seiner Frau in Bialystok nieder, wo er sich auf sein Torastudium konzentrierte, während seine Frau für den Lebensunterhalt sorgte. Nachdem er viele Angebote, als Rabbiner zu arbeiten, abgelehnt hatte, nahm er 1888 eine Rabbinerposition im lettischen Dvinsk an und stand der nicht-chassidischen orthodoxen jüdischen Gemeinde bis an sein Lebensende vor. Zu derselben Zeit war der Rogatchover Gaon (Rav Joseph Rosen, 1858-1936) Rabbiner der chassidischen Gemeinde in Dvinsk. Die beiden sehr unterschiedlichen Männer hatten großen Respekt voreinander und lebten fast vierzig Jahre in derselben Stadt.
Rav Meir Simcha war schon zu Lebzeiten als Tora-Größe anerkannt und ist heute vor allem als der Autor der Werke Ohr Sameach und Meschech Chochma berühmt. Bei Ohr Sameach handelt es sich um einen brillianten Kommentar zur Mischne Tora des Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1138-1204). Meschech Chochma ist ein Tora-Kommentar, der oft zitiert wird. Rav Meir Simcha beschrieb die Juden der Weimarer Republik als Menschen, die ihre Herkunft vergessen haben und Berlin für Jerusalem halten – eine Einstellung, die er prophetisch als dem Untergang geweiht ansah.
Die jüdische Besiedelung von Eretz Jisrael betrachtete er als sehr positiv und begrüßte 1917 die Balfour Declaration. Interessanterweise war er auch der Ansicht, dass ein Rabbiner, der wirklich seine Leute leiten will, die Landessprache beherrschen sollte. Diese Haltung war unter den orthodoxen Rabbinern Osteuropas nicht gang und gäbe.
Rav Meir Simcha starb 1926 in Riga, wo er sich ärztlicher Hilfe anvertraut hatte.
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