Mai ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Nasso 5778

Paraschat Nasso
25./26. Mai 2018
12. Siwan 5778

Bamidbar 4:21 – 7:89
Haftara: Schoftim 13:2 – 25

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Nasso 5778

Die Parascha in Kürze
• Alle Leviim im Alter von 30 bis 50 Jahren werden gezählt
• Die Gesetze über die Sotah – die Ehefrau, die von ihrem Mann des Ehebruchs verdächtig wird
• Die Gesetze über den Nasir, der geschworen hat, sich des Weins und seiner Produkte zu enthalten
• Die Opfer aller 12 Stammesfürsten

Konzept der Woche
מִבֶּן שְׁלֹשִׁים שָׁנָה וָמַעְלָה וְעַד בֶּן־חֲמִשִּׁים שָׁנָה כָּל־הַבָּא לַעֲבֹד עֲבֹדַת עֲבֹדָה וַעֲבֹדַת מַשָּׂא בְּאֹהֶל מוֹעֵד:

„Vom zurückgelegten dreißigsten Jahr aufwärts bis zum zurückgelegten fünfzigsten Jahr, jeder, der kommt, den Dienst des Dienstes und den Dienst des Tragens im Stiftszelt zu leisten.“ (4:47)

Raschi erklärt die Verdoppelung עֲבֹדַת עֲבֹדָה – Dienst des Dienstes – in diesem Vers mit Bezug auf die Gemara im Traktat Arachin 11a, wo darunter der Tempelgesang verstanden wird. Im Bet Hamikdash war es die Aufgabe der Leviim, zu singen und dabei Zimbeln und Harfen zu spielen. Raschi sagt, dass es ein Dienst für einen anderen Dienst, das Darbringen der Opfer, war.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) führt diesen Gedanken weiter aus und sagt, dass der Gesang der Leviim eine Hilfsleistung des Opferdienstes darstellte. Das Wort עֲבֹדָה – Dienst – stellt eine Unterordnung unter Haschems Willen dar, die sich aktiv darin ausdrückt, freudig in den „Tatendienst der G-tteszwecke auf Erden“ einzutreten. Rabbiner Hirsch sagt, dass die größte Seligkeit für einen Menschen darin besteht, sein Leben im Dienste G-ttes treu zu verleben. Aus diesem seligen, beseligten und beseligenden Bewusstsein entquillt das Tempellied, welches die Gedanken und Empfindungen in Worte kleidet, schreibt Rabbiner Hirsch zu diesem Vers.
Beis Aharon von Karlin (Rav Aharon ben Ascher Perlow, 1802-1872) war ein Zeitgenosse von Rabbiner Hirsch, aber betrachtete den Vers mit chassidischen Augen. Er sagt, dass der Ausdruck עֲבֹדַת עֲבֹדָה Pflichten meint, die etwas anderes aufwerten. Darin sind körperliche Verrichtungen wie Essen, Trinken und Schlafen enthalten, die nötig sind, um den menschlichen Körper mit Energie zu versorgen. Die daraus resultierende Kraft erlaubt es dem Menschen, Haschem besser zu dienen. Jeder physischen Tat muss daher eine spirituelle Tat folgen, um die körperliche Tat zu rechtfertigen. Er vergleicht es damit, einen נֶדֶר – halachischen Eid – abzulegen, um eine Mitzwa mit der Kraft der Vorbereitungshandlung zu tun. Im Essen und Schlafen ist per se keine Mitzwa enthalten, aber wenn man es mit der Kraft eines Neder auf sich genommen hat, um mit der daraus resultierenden Kraft eine Mitzwa zu tun, begibt man sich auf eine höhere Ebene.
Es gibt aber eine noch höhere Ebene des Dienstes, sagt Beis Aharon, die für die meisten Menschen nur schwer zu erreichen ist und die mit den Worten עֲבֹדַת מַשָּׂא – Dienst des Tragens – gemeint ist. Dies bezieht sich auf Zaddikim, die ihre körperlichen Betätigungen so erhöht haben, dass sie zu geistigen Tätigkeiten werden: sie essen und trinken nicht, um die Kraft zu haben, G-tt zu dienen, sondern sie dienen G-tt direkt mit ihrem Essen und Trinken.
Aber auch bei der ersten Stufe muss man ehrlich betrachten, ob sie eine wirkliche עֲבֹדַת עֲבֹדָה ist. Wenn die körperlichen Taten nur zum Zwecke durchgeführt werden, um Haschem zu dienen und nicht, weil sie selbst den Menschen erfreuen, werden sie als spirituell angesehen, als würde es sich um Toralernen oder Beten handeln. Wenn jemand aber zweigleisig fährt und seine physischen Belange als Genuss betrachtet, obwohl er seine religiösen Pflichten um ihrer selbst willen tut, werden sogar sein Torastudium und seine Gebete nicht völlig vom Materiellen getrennt sein.

Frage der Woche: Warum wurde die Söhne Kehats von Mosche, Aron und den Fürsten gezählt (4:34), während die Söhne Gerschons und Meraris nur von Mosche und Aron gezählt wurden? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum heißt es in Vers 1:2 בְּמִסְפַּר שֵׁמוֹת, dass die Männer ‚mit Zählung der Namen‘ gezählt wurden? Sforno (Rav Ovadja Sforno, 1475-1550) schreibt, dass in jenen Zeiten der Name eines Menschen g-ttlich inspiriert war und seine persönlichen Tugenden anzeigte.

Biographie der Woche

Rabbi Chaim von Woloschin

Jahrzeit 14. Siwan

Rabbi Chaim wurde 1749 in Woloschin geboren, das damals zu Polen-Litauen gehörte. Er war zuerst ein Schüler von Rabbi Aryeh Leib Gunsberg (1695-1785), dem Schaagas Aryeh, und danach von Rabbi Raphael HaKohen (1723-1803), dem Autor von Toras Jekusiel.
Im Alter von 25 Jahren machte er sich nach Wilna auf, um den Wilna Gaon (Rabbi Elijahu Kremer, 1720-1797) aufzusuchen. Rabbi Chaim wurde zum bedeutendsten Schüler des Wilna Gaon und setzte dessen Betonung des Torastudiums mit der Gründung der ersten Jeschiwa im modernen Sinne um. Er gründete die Jeschiwa in Woloschin im Jahre 1803 mit anfangs zehn lokalen Schülern, zu deren Unterhalt er selbst beitrug. Das Bedürfnis, Tora zu lernen war so groß, dass bald Schüler von nah und fern zu seiner Jeschiwa kamen.
Die Jeschiwa bildete das Modell für alle weiteren Jeschiwot wie Mir, Ponevezh, Slobodka, Kelm und Telz. Rav Chaims Enkelin heiratete Rabbi Naftali Zwi Jehuda Berlin (1816-1883), den Netziv, der von 1854 bis zur Schließung durch die russischen Behörden im Jahre 1892 der Jeschiwa in Woloschin vorstand.
Rabbi Chaim schrieb das Buch Nefesch Hachaim, in dem er seinen Ansatz des Judentums darlegt und seine Ablehnung des Chassidismus ausdrückt. Er betont darin, dass die Kraft des Torastudiums und die Erfüllung der Mitzwot einen Juden G-tt näherbringen und im Gegensatz zum chassidischen Ansatz nicht Dwekut, Hingabe zu G-tt, dafür vorhanden sein muss. Er schrieb auch einen Kommentar zu Pirke Awot, Ruach Hachaim.
Rabbi Chaim starb 1821 in Woloschin.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2018