Jan ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Beschallach 5778

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Beschalach
Schabbat Schira

Hier können Sie sich das DAF als pdf heruterladen: Daf Beshalach 5778

26./27. Januar 2018
11. Schwat 5778

Schmot 13:17 – 17:16
Haftara: Richter 4:4 – 5:31

Die Parascha in Kürze

• Am Jisrael hat Ägypten verlassen und kommt zum Schilfmeer
• Pharao hat seine Armee mobilisiert und verfolgt das jüdische Volk, so dass es vor sich das Meer, hinter sich die Ägypter sieht und sich verloren meint
• G-tt verursacht die Teilung des Meeres und das Volk zieht trockenen Fußes auf die andere Seite
• Als die Ägypter dem Volk folgen, schließt sich das Wasser über ihnen und Pharao ertrinkt mit seinem ganzen Heer
• Mosche stimmt einen Lobgesang an und danach leitet Miriam die Frauen im Lob G-ttes
• Das Volk klagt über Wasser- und Essensmangel – das bittere Wasser wird zu Trinkwasser und es regnet täglich Man
• G-tt gebietet dem Volk, den Schabbat zu hüten
• Amalek greift an, aber unter Joschuas Führung gewinnt Am Jisrael den Kampf – die Tora befiehlt, niemals die Bösartigkeit Amaleks zu vergessen und Amalek in Zukunft auszurotten

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה מַה־תִּצְעַק אֵלָי דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי־יִשְׂרָאֵל וְיִסָּעוּ:
„Da sprach Haschem zu Mosche: ‚Was schreist du zu mir, sprich zu den Kindern Jisrael, dass sie weiterziehen.‘“ (14:15).”
Raschi erklärt zu diesem Vers, dass Mosche gestanden und gebetet hat, worauf Haschem zu Mosche sagte: „Jetzt ist nicht die Zeit, lange zu beten, da Jisrael sich in Not befindet.“ Wie des Öfteren, präsentiert Raschi aber noch eine zweite Erklärung, in der G-tt zu Mosche sagt: „Was schreist du zu mir? Die Sache liegt mir ob und nicht dir ….Sprich zu den Kindern Jisrael, dass sie aufbrechen, sie sollen nur aufbrechen; denn das Meer hält vor ihnen nicht stand, es reichen hin die Frömmigkeit ihrer Väter und die ihrige und das Vertrauen, das sie auf mich setzten, als sie auszogen, um ihnen das Meer zu spalten.“
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) zitiert in seiner Erklärung zunächst den Ibn Esra (Rav Avraham Ibn Esra, 1089-1167), der sagt, dass Mosche hier als Repräsentant des ganzen Volkes von Haschem angesprochen wird, denn in Vers 14:10 steht וַיִּצְעֲקוּ בְנֵי־יִשְׂרָאֵל אֶל־ה‘ – und die Kinder Jisrael schrien zu Haschem. Ramban meldet aber seine Zweifel an Ibn Esras Deutung an, denn es wäre für das Volk absolut gerechtfertigt gewesen, aufzuschreien und inbrünstig zu beten, denn sie hatten, im Gegensatz zu Mosche, nicht die Versicherung von G-tt erhalten, dass sie vor den Ägyptern gerettet würden (siehe Vers 14:4 וְאִכָּבְדָה בְּפַרְעֹה וּבְכָל־חֵילוֹ וְיָדְעוּ מִצְרַיִם כִּי־אֲנִי ה‘ וַיַּעֲשׂוּ־כֵן – dann will Ich mich an Pharao verherrlichen und die Ägypter sollen erkennen, dass Ich Haschem bin). Ramban antwortet darauf, dass Haschem vielleicht damit sagen wollte: „Warum lässt du das Volk weiter aufschreien? Sprich zu ihnen und lass sie weiterziehen, denn Ich habe dir schon gesagt, dass Ich mich an Pharao verherrlichen werde.“
Ramban führt weiterhin den Midrasch an, wo steht, dass unsere Weisen tatsächlich sagen, Mosche habe geschrien und gebetet, so wie es die einfache Lesart des Verses aussagt. Und warum hat Mosche aufgeschrien? Ramban erklärt, dass Mosche zwar von G-tt schon erfahren hatte, dass die Rettung garantiert war, aber er dennoch nicht wusste, wie er zu diesem Zeitpunkt handeln sollte. Die Wasser des Schilfmeers waren vor ihnen und der Feind war ihnen auf den Fersen und Mosche betete daher zu G-tt, Er möge ihm den Weg zeigen, den er wählen soll. Die Antwort auf die Frage, warum Mosche aufgeschrien hat, sagt Ramban, ist, dass Mosche hätte fragen sollen, was er tun soll, denn es war nicht mehr nötig, dass Mosche zu Ihm schrie nach Haschems vorheriger Versicherung.
In Raschis erster Erklärung heißt es, dass nun nicht die Zeit für lange Gebete war, wenn sich das Volk in einer so ernsten Notlage befand. Die Grundlage für diesen Raschi ist eine Stelle in der Gemara im Traktat Sotah 37a, wo Haschem Mosche kritisiert: יְדִידַי טוֹבְעִים בַּיָּם וְאַתָּה מַאֲרִיךְ בִּתְפִילָּה לְפָנַי – die mir Teuren ertrinken im Meer und du verweilst im Gebet vor Mir!“ Haschem fährt fort: „דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי־יִשְׂרָאֵל וְיִסָּעוּ – sprich zu den Kindern Jisrael, dass sie weiterziehen.“
Andere Rabbiner, wie der Schelah HaKadosch (Rav Jeschaja HaLevi Horowitz, 1555-1630) und der Ohr HaChaim (Rav Chaim Ibn Attar, 1696-1743) argumentieren für lange Gebete selbst in Situationen wie dieser, bis man aus der Notlage befreit ist.
Auch heutzutage finden sich heftige Diskussionen, wie man sich verhalten soll, wenn möglicherweise militärische Auseinandersetzungen zu befürchten sind. Soll man im Gebet verharren oder soll man selbst aktiv werden? Vielleicht sollte es eine Kombination aus beidem sein? In der Tat fährt die Gemara in Sotah 37a fort, dass sich der Führer des Stammes Jehuda, Nachschon ben Aminadav, beispielgebend in die Fluten gestürzt hat, noch bevor die Wasser gespalten wurden, und dabei gebetet hat: הוֹשִׁיעֵנִי אֱלֹקִים כִּי בָאוּ מַיִם עַד־נָפֶשׁ – Rette mich, G-tt, denn die Wasser haben die Seele erreicht (Tehillim 69:2). Nachschon hatte so großen בִּיטָּחוֹן – G-ttvertrauen – dass er die Initiative ergriff und mit seinem Sprung ins Wasser die Spaltung mitbewirkte, so dass das jüdische Volk mit ihm gerettet wurde. So zeigte er, was ein echter Führer ist und aus seinen Nachkommen werden die Könige von Israel hervorgehen.

Frage der Woche: Warum wird Mosches Aufschreien nicht als Mangel an Bitachon angesehen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche berühmte Halacha lernen wir aus Vers 13:8? In jeder Generation soll sich jeder Jude so betrachten, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen (Midrasch und Pessach-Haggada).
Biographie der Woche

Rabbi Nissim ben Reuven
von Gerona

Ran

Jahrzeit 9. Schwat

Rav Nissim von Gerona wurde um 1310 in Katalonien (Gerona oder Barcelona) geboren. Als Junge lernte er mit seinem Vater und wurde zu einem der bedeutendsten Talmud-Gelehrten im Spanien des späten Mittelalters. Halachische Anfragen erreichten ihn aus der ganzen jüdischen Welt, aber es sind nur 77 seiner Responsen erhalten geblieben.
Der Ran (Akronym seines Namens) schrieb Kommentare zum Talmud (sein Kommentar zum Traktat Nedarim erscheint bis heute in allen Standardausgaben des Talmuds) und zum Sefer HaHalachot des Rif (Rav Jitzchak Alfasi, 1013-1103), wofür er sehr berühmt ist.
Er praktizierte als Arzt und hatte in seinem Leben einen sehr pragmatischen und rationalen Zugang zur Tora. Die kabbalistischen Ausführungen des Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) lehnte er ab und betrachtete sie als Zeitverschwendung. Im Alter begann er mit dem Schreiben eines Tora-Kommentars, der unvollendet blieb, aber schließlich 1968 in Jerusalem veröffentlicht wurde.
Er starb 1376 in Barcelona.
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