Jul ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Balak 5777

Paraschat Balak
7./8. Juli 2017
14. Tammus 5777

Daf Balak 5777

Bamidbar 22:2 – 25:9
Haftara: Micha 5:6 – 6:8

Die Parascha in Kürze
• Balak, der König von Moaw, bittet den Propheten Bilam, das jüdische Volk zu verfluchen
• Dreimal wird Bilam von Balak veranlasst, einen Fluch über Am Jisrael auszusprechen – jedes Mal segnet er es stattdessen
• Auf Anraten Bilams verführen moabitische und midianitische Frauen viele jüdische Männer, bis Pinchas, Sohn des Kohen Gadol Elasar, das dreisteste Paar vor den Augen aller tötet und damit eine um sich greifende Seuche beendet

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר בִּלְעָם לְבָלָק הִתְיַצֵּב עַל־עֹלָתֶךָ וְאֵלְכָה אוּלַי יִקָּרֶה ה‘ לִקְרָאתִי וּדְבַר מַה־יַּרְאֵנִי וְהִגַּדְתִּי לָךְ וַיֵּלֶךְ שֶׁפִי:
„Und Bilam sagte zu Balak: ‚Stell dich hierher bei deinem Ganzopfer, ich will hingehen, vielleicht wird sich Haschem mir entgegenfügen und davon, was Er mich wird erschauen lassen, werde ich das Wort dir mitteilen.‘ Er ging zur Anhöhe.“ (23:3)
Bilam spricht im obigen Vers in seinem ersten Austausch mit Balak, der als König von Moaw diesen angesehenen nichtjüdischen Propheten zu sich bestellt hat, um das Volk Jisrael zu verfluchen. Nachdem Bilam Instruktionen für Opfer vor seinem Unterfangen gegeben hat, versucht er, eine Erlaubnis für seine Pläne von Haschem zu erhalten. Der Vers endet mit den Worten וַיֵּלֶךְ שֶׁפִי, mit denen wir uns heute befassen wollen.
Die Mefarschim (Tora-Kommentatoren) stellen fest, dass das Wort שֶׁפִי nur an dieser einzigen Stelle im gesamten Tenach vorkommt. Einige der Übersetzungen und Bedeutungen dieses Wortes sollen nun betrachtet werden. Die obige Übersetzung findet sich bei Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888), aber wenn man in das 1. Jahrhundert n.d.Zr. zurückgeht, übersetzt es Onkelos in seinem berühmten aramäischen Targum Onkelos als יְחִידִי – was „allein“ bedeutet. Bilam wollte also allein sein, um Haschem zu begegnen, denn, sagt Rav Mordechai Levenstein (1821-1914), ein Prophet erhält seine Prophetie nur in Einsamkeit. Der Maggid von Dubnow (1741-1804) zitiert hingegen einen Midrasch, dass Haschem nicht mit Bilam öffentlich kommunizieren wollte, weil es nicht so aussehen sollte, als sei Haschem auf diese Beziehung stolz.
Die Gemara nennt im Traktat Sota 10b eine andere Übersetzung für שֶׁפִי und sagt, dass es „lahm“ bedeutet. Daraus wird dann, dass der Vers sagt, Bilam sei als ein lahmer Mensch gegangen, denn sein Bein wurde in der Begegnung mit dem Engel von seinem Esel gegen die Wand gedrängt (Vers 22:25). Baal HaTurim (Rav Jakow ben Ascher, 1269-1343) stellt fest, dass die Gematria (numerischer Zahlenwert der hebräischen Buchstaben) von וַיֵּלֶךְ שֶׁפִי die Zahl 456 ist und damit dieselbe wie חִיגֵּר בְּרֶגֶל – jemand mit einem verkrüppelten Bein! Maharscha (Rav Schmuel Eidel, 1555-1631) führt den Gedanken weiter und erklärt, dass sich hierin zeigt, welch großen Hass Bilam gegen das jüdische Volk empfand. Bilam humpelte zwar und konnte nur unter Schmerzen gehen, aber er erkannte nicht, dass ihm Haschem damit eine unmissverständliche Warnung gegeben hatte, Am Jisrael nicht zu verfluchen, sondern er ignorierte den Schmerz und versuchte, seine eigene Agenda des Hasses umzusetzen.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) und Ibn Esra (Rav Awraham Ibn Esra, 1089-1167) sind der Ansicht, dass שֶׁפִי die Bedeutung von „Anhöhe“ hat, was Rabbiner Hirsch ebenfalls annimmt. Im Buch Jeschaja, Vers 41:18 wird nämlich ein ähnliches Wort gebraucht: שֶׁפָיִים bedeutet dort „Anhöhen, Bergspitzen“. Daraus ergibt sich, dass Bilam von Balak wegging und als Vorbereitung auf das Verfluchen des jüdischen Volkes eine Anhöhe bestiegen hat. Ramban führt weiter aus, dass Bilam das ganze Volk sehen wollte und damit eine Art von Verbindung zu ihm eingehen wollte, die seine Flüche verstärken sollte. Dieser Plan gelang ihm aber letztendlich nicht, sondern all seine Bemühungen endeten in Segnungen des jüdischen Volkes.
Frage der Woche: Warum hat Bilam seine Eselin nicht verflucht statt sie zu schlagen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was hätte Mosche Rabbenu zum Felsen sagen sollen? Kli Yakar (Rav Ephraim Luntschitz, 1550-1619) meint, dass Mosche hätte sagen können: Wenn ein trockener Zweig Sprossen treiben kann, so kann auch ein trockener Fels Wasser geben!
Biographie der Woche
Rabbi Zalman Sorotzkin

Lutzker Rav

Jahrzeit 9. Tammus

Rabbiner wurde 1881 in Zagarine/Litauen als Sohn des örtlichen Rabbiners geboren, mit dem er zunächst auch lernte. Anschließend lernte er an den Jeschiwot von Volozhin und Slabodka.
Nach der Heirat mit der Tochter von Rav Elieser Gordon (1841-1910), dem Rosch Jeschiwa von Tels, half er zunächst in der Telsche Jeschiwa aus, lehnte aber die Position des Rosch Jeschiwa nach dem Tod seines Schwiegervaters ab. Stattdessen wurde er Rabbiner von Voranava/Weißrussland, das unweit von Vilna lag und wo er sich mit Rav Chaim Oser Grodzinski (1863-1940) befreundete, einem der einflussreichsten Rabbiner Litauens. 1912 wurde er Rabbiner in Zhetel, dem Geburtsort des Chofetz Chaim (Rav Jisroel Meir Kagan, 1838-1933), wo er achtzehn Jahre blieb. Während des Ersten Weltkrieges floh er mit seiner Familie nach Minsk, wo er ein Zimmer an seinen Freund Rav Avrohom Jeschaja Karelitz (Chason Isch, 1878-1953) vermietete. 1930 wurde er Rabbiner in Lutzk/Ukraine.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stand er dem Vaad HaJeschiwos vor, der sich darum kümmerte, Jeschiwot in sichereres Territorium zu bringen. Kurz darauf gelang ihm die Flucht nach Eretz Jisrael.
Mit den anderen führenden Rabbinern wurde in Israel 1953 Chinuch Atzmai, das religiöse israelische Schulsystem, gegründet, dem Rav Sorotzkin vorstand. Zu seinen Werken gehört der Tora-Kommentar Osnajim LaTora.
Rav Sorotzkin starb 1966.

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