Jan ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Sch´mot 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Shmos 5776

Paraschat Schmot
1./2. Januar 2016
21. Tewet 5776
Schmot 1:1 – 6:1
Haftara: Jeschajahu 27:6 – 28:13 & 29:22-23

Die Parascha in Kürze
• Das jüdische Volk ist groß und zahlreich in Ägypten geworden und Pharao beginnt, es zu unterdrücken und dann zu versklaven
• Pharao befiehlt den beiden Hebammen Schifra und Pua, alle jüdischen Knaben bei der Geburt zu töten; sie gehorchen dem Befehl nicht
• Mosche wird geboren und auf dem Nil ausgesetzt, um ihn vor Pharao zu retten; Pharaos Tochter entdeckt ihn und zieht ihn bei Hofe als ihren Sohn auf
• Mosche muss aus Ägypten fliehen, nachdem er einen ägyptischen Aufseher getötet hat
• Mosche heiratet Zipora in Midian und sie gebiert ihm Gerschon
• G-tt offenbart sich Mosche in der Wüste und schickt ihn nach Ägypten, um das Volk bei der Erlösung zu führen
• Mosche und sein Bruder Aron bitten Pharao, das jüdische Volk in der Wüste G-tt opfern zu lassen, aber er weigert sich und intensiviert die Versklavung

Konzept der Woche

וְאֵלֶּה שְׁמוֹת בְּנֵי יִשְׂרָאֵל הַבָּאִים מִצְרָיְמָה אֵת יַעֲקֹב אִישׁ וּבֵיתוֹ בָּאוּ:
„Und dies sind die Namen der Söhne Jisraels, die nach Ägypten kamen; mit Jakow kam jeder und sein Haus (1:1).“
Wir beginnen in dieser Woche das Sefer Schmot – das Buch Exodus. Viele Jahre sind vergangen, seitdem Joseph gestorben ist. Der neue Pharao zeichnet sich nicht durch Geschichtskenntnisse aus und empfindet keine Dankbarkeit Joseph gegenüber, der die Führungsrolle des Landes Ägypten in einer Zeit der Weltwirtschaftskrise nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar ausbauen konnte.
Das jüdische Volk ist sehr zahlreich geworden und vom Pharao zur Sklavenarbeit gezwungen worden. Das ganze Volk ächzt unter diesen Lebensbedingungen. Sie haben nur noch wenige Traditionen ihrer Vorväter erhalten. Sie wussten ursprünglich von G-ttes Versprechen an Awraham, Jitzchak und Jakow, dass die Zeit des Exils auf vierhundert Jahre begrenzt sein würde und sie als großes Volk nach Eretz Jisrael zurückkehren würden. Warum haben sie diese Bestimmung nicht vollkommen angenommen und mit all ihren Kräften innerlich daran gearbeitet? Hatten sie genügend Glauben an die Erfüllung dieser Bestimmung? Sie waren so tief gesunken, dass sie nur noch ihre Sprache, ihre Kleidung und ihre jüdischen Namen behalten haben.
In der Gemara (Sanhedrin 94a) heißt es, dass in der Zeit des ersten Beis Hamikdash der König Chiskijahu der Moschiach hätte sein sollen. Warum sind wir dann nicht schon damals erlöst worden? Die Gemara antwortet, dass Chiskijahu nicht würdig war, weil er G-tt für seine Kriegserfolge nicht genügend dankbar war und nicht Schira – Dankgesänge – gesagt hat. Chiskijahu hat es nicht für nötig gehalten, die Bestimmung so anzunehmen, dass er seinen eigenen Anteil dazu beitragen musste.
G-tt gibt jedem von uns in unserem Leben gewisse Gelegenheiten, unsere Bestimmung zu erfüllen. Aber es liegt an uns, Seine Bedingungen zur Verwirklichung unserer Bestimmung einzuhalten und zu leben. Die Tora ist unser Leitfaden. Ein Leben, das von Tora und Mitzwot durchwirkt ist, bringt uns zur Erfüllung unserer Bestimmung. Wir müssen allerdings bedenken, dass es auch einen Zeitfaktor für unsere Aufgabenbewältigung gibt. Es steht uns nur unsere Lebenszeit zur Umsetzung zur Verfügung und wir wissen nicht, ob G-tt vielleicht von uns erwartet, dass wir in einer bestimmten Lebensphase das gesteckte Ziel erreichen. Danach mag es für dieses Ziel unwiderruflich zu spät sein. Wir können zwar bis zu unserem letzten Atemzug Teschuwa tun und uns damit Gan Eden verdienen, aber G-tt hat uns dieses Leben auf Erden gegeben, um an unserem Charakter zu arbeiten, uns zu verbessern und auch Seine Schöpfung zu genießen. Damit kommen wir Ihm nicht nur näher, sondern wir werden unser Teil dazu beitragen, Frieden in unsere Familie, in unsere Gemeinschaft und in die Welt zu bringen und damit Moschiach den Weg zu bereiten.

Frage der Woche: Warum hat sich Mosche gewundert, als sich Pharao seiner Bitte verweigerte, obwohl ihm G-tt vorhergesagt hatte, dass er sich weigern würde? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wie konnten sich Levis Nachkommen von Jakows Tadel rehabilitieren? Sie konnten sich durch Pinchas‘ Verhalten rehabilitieren, der Simri getötet und damit Frieden gebracht hat (Bamidbar 25:6 ff). Außerdem hat sich der gesamte Stamm Levi nicht an der Sünde des goldenen Kalbes beteiligt.
Biographie der Woche

Rabbiner Eliyahu Eliezer Dessler

Jahrzeit 25. Tewet

Rabbiner Dessler wurde 1892 im litauischen Libau geboren. Sein Vater war Rav Reuven Dov Dessler (1863-1935), ein Schüler von Rav Simcha Zissel Sieff (1824-1898), der eine der führenden Mussar-Persönlichkeiten seiner Zeit war. Seine Mutter war eine Tochter von Rav Eliyahu Eliezer Grodzinski (1831-1887). Rav Eliyahu Eliezer Dessler verlor im Alter von zwei Jahren seine Mutter. Sein Vater heiratete wieder und die Familie zog nach Homel, wo er von seinem Vater unterrichtet wurde. Dabei zeigte sich eine so außerordentliche intellektuelle Begabung, dass sein Onkel, Rav Chaim Ozer Grodzinski (1863-1940), sein Genie bemerkte. Mit dreizehn Jahren wurde er in die Jeschiwa nach Kelm geschickt und war dort der bei weitem jüngste Schüler. Er würde dort achtzehn Jahre Tora lernen, mit kurzer Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges. Die Ideale der Mussar-Bewegung verinnerlichte Rav Dessler von Kindheit an und sie leiteten ihn auf seinem gesamten Lebensweg. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Kelmer Jeschiwa nach Homel evakuiert. Die Berührung mit chassidischen Ideen in Homel ließ Rav Dessler später Mussar und Chassidut miteinander in seinen Werken verflechten.
Nach dem Weltkrieg heiratete Rav Dessler und versuchte sich in Riga als Geschäftsmann. Als dieser Versuch fehlgeschlagen war, ließ er sich 1927 in London als Rabbiner einer kleinen Gemeinde im East End nieder. Bald sammelte er einige Schüler im Teenageralter um sich, die Torawissen neben dem Besuch der öffentlichen Schule erwerben wollten. Er unterrichtete seine begabten Schüler auf hohem Niveau und allmählich bildete sich eine kleine private Jeschiwa um ihn. Er beeindruckte seine Schüler nicht nur mit seinem brillanten Geist, sondern vor allem mit seiner durch Mussar geprägten Persönlichkeit.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurde er von seiner Familie, die sich im Sommer in Litauen aufgehalten hatte, für die Dauer des Krieges getrennt. Obwohl ihn diese Situation sehr peinigte, willigte er 1941 ein, an dem neuen Kollel (talmudische Hochschule für verheiratete Männer) in Gateshead mitzuarbeiten. Er lehrte aber nicht nur dort und kümmerte sich um Spenden für das Kollel, sondern reiste jede Woche durch ganz England, um auch seine bisherigen Schüler zu unterrichten. 1948 folgte er dem Ruf des Ponovezher Rosch Jeschiwa, Rav Yosef Shlomo Kahaneman, und wurde Maschgiach an dessen Jeschiwa in Bnei Brak. In Israel widmete er sich auch noch dem Niederschreiben seiner Prinzipien. Er starb 1953 in Israel.

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