Jul ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Pinchas 5775

Daf Pinchas 5775

Daf Paraschat Schawua

10./11. Juli 2015
24. Tammus 5775

Bamidbar 25:10 – 30:1
Haftara: Jirmijahu 1:1 – 2:3

Schabbat Mewarchim

Die Parascha in Kürze Konzept der Woche

• Arons Enkel Pinchas, der durch sein beherztes Eintreten gegen das Sündigen des Stammesfürsten die Seuche beendet hat, wird zum Kohen erhoben
• das jüdische Volk wird nach Stämmen gezählt
• die Erbgesetzgebung wird aufgeführt
• Jehoschua wird nach Mosches Tod dessen Nachfolge antreten
• öffentliche Opfer, die täglich, jeden Schabbat, Rosch Chodesch und Jom Tov dargebracht werden

יִפְקֹד ה‘ אֱלֹקֵי הָרוּחֹת לְכָל־בָּשָׂר אִישׁ עַל־הָעֵדָה:
„So bestelle Haschem, der G-tt des Geistes in jedem Leib, einen Mann über die Gemeinde (27:16).”
Raschi schreibt zu diesem Vers, basierend auf dem Midrasch: „Als Mosche hörte, dass Haschem zu ihm sagte: ‚Gib den Erbbesitz Tzelafchads dessen Töchtern‘, sprach er: ‚Die Stunde ist gekommen, dass ich auch für meine Angelegenheiten bitte, dass meine Söhne meine Würde erben mögen.‘ So sage der Heilige, gelobt sei Er, zu ihm: ‚So ist nicht von mir beschlossen worden; Jehoschua ist wert, dass er den Lohn für seinen Dienst erhalte, dass er nicht aus dem Zelte wich.‘ (Schmot 33:11) Das, was Schlomo gesagt (Sprüche 27:18): ‚Der den Feigenbaum gewartet hat, wird dessen Frucht essen.‘“
Vom Midrasch hören wir noch weitere Details: Haschem sagte zu Mosche: „Deine Söhne haben sich nicht in das Tora-Studium vertieft, während Jehoschua dir in hohem Maße gedient und dich sehr geehrt hat. Er ist nicht von deiner Seite gewichen – vom frühen Morgen bis tief in die Nacht. Er stellte die Stühle auf und legte die Matten aus, damit alle es beim Toralernen bequem hatten. Da er dir mit seiner ganzen Kraft gedient hat, ist er es wahrhaftig wert, dem jüdischen Volk zu dienen und sein Lohn soll ihm nicht vorenthalten werden.“
Wir lernen hieraus wichtige Aspekte, die einen wahren jüdischen Führer ausmachen. Der Midrasch spricht nicht von Jehoschuas intellektuellen Fähigkeiten, seiner schnellen Auffassungsgabe und seinem weitreichenden Wissen, sondern er führt andere Eigenschaften an, die im Vers in Schmot 33:11 ausgedrückt sind: וּמְשָׁרְתוֹ יְהוֹשֻׁעַ בִּן־נוּן נַעַר לֹא יָמִישׁ מִתּוֹךְ הָאֹהֶל – es wich sein jugendlicher Diener Jehoschua, Sohn Nuns, nicht aus dem Zelt. Jehoschua war immer im Zelt der Tora und war sehr eifrig, auch für andere alles zum Tora-Studium bereitzustellen. Als er sich nach dem Auszug aus Ägypten an Mosche anheftete, war er keineswegs mehr ein Kind, sondern ein Mann von gut vierzig Jahren. Weshalb sind es aber gerade die Eigenschaften, die Jehoschua als treuen Diener beschreiben, die ihn für die Führungsrolle qualifizieren und ihm die Verantwortung auferlegen, die מְסוֹרָה – Tradition – an die folgenden Generationen weiterzugeben?
Die Mischna sagt zu Beginn von Pirkej Awot: משֶׁה קִבֵּל תּוֹרָה מִסִּינַי וּמְסָרָהּ לִיהוֹשֻׁעַ – Mosche empfing die Tora am Sinai und übergab sie Jehoschua. Raschi fragt zu dieser Stelle, warum Jehoschua es verdient hat, die Tora von Mosche zu empfangen und nicht der Kohen Gadol Elasar oder dessen Sohn Pinchas oder die siebzig Ältesten? Raschi antwortet, dass Haschem die Tora nur an jemanden übergeben wollte, der sich von jung an im Zelt der Weisheit aufgeopfert hat und sich damit einen שֵׁם טוֹב – guten Namen – erworben hat: das war allein Jehoschua, von dem es heißt: er wich nicht aus dem Zelt. Obwohl auch Pinchas ein hervorragender Mann war, über den der Prophet Malachi (2:6) sagt: תּוֹרַת אֱמֶת הָיְתָה בְּפִיהוּ – die wahre Tora war in seinem Mund – war Jehoschua ihm doch überlegen. Jehoschuas מְסִירוּת נֶפֶשׁ – Selbstaufopferung – und absolute Hingabe zur Tora, indem er sich nie von der Tora entfernte, qualifizierten ihn als den Würdigsten, die Werte der Tora weiterzugeben.
Da Jehoschua sich überdies auch sehr bemühte, anderen das Toralernen zu ermöglichen, indem er die Räumlichkeiten vorbereitete, erwarb er sich einen guten Namen und zeigte, dass er nicht nur ein Tora-Gelehrter war, sondern auch sehr wohl die Bedürfnisse und Befindlichkeiten seiner Mitmenschen verstand und auf sie einging. All diese Eigenschaften machen die Führungspersönlichkeit aus, die die Aufgabe hat, die Tora von Generation zu Generation zu übergeben. Somit wird die Kette aufrechterhalten, die uns mit Mosche und dem Har Sinai verbindet.

Frage der Woche: Was weist in den Versen 27:16-17 darauf hin, dass Jehoschua das Volk nach Mosches Tod 28 Jahre lang führen wird? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was können wir aus der Tatsache lernen, dass der Engel die Eselin gegenüber Bilam verteidigt hat? Wenn sogar eine Eselin verteidigt wird, war sicherlich das jüdische Volk, das durch Bilams Wunsch, es zu verfluchen, in Gefahr war, es wert, geschützt zu werden! (Midrasch)
Biographie der Woche

Rabbiner Mosche Cordovero – Ramak

Jahrzeit 23. Tammus

Rabbiner Cordovero wurde 1522 in eine sephardische Familie geboren, die vor der spanischen Inquisition wahrscheinlich zunächst nach Portugal geflohen war. Sein Geburtsort ist unbekannt, aber er wurde 1540 in Tzfat ansässig. Zu seinen Lehrern gehörte Rav Josef Karo (1488-1575, Autor des Schulchan Aruch). Im Alter von 20 Jahren begann er mit seinem Schwager Rav Schlomo Alkabetz (1500-1588, u.a. Autor von Lecha Dodi) den Sohar zu lernen und war durch seine geniale Begabung schon knapp sieben Jahre später in der Lage, das grundlegende Buch Pardes Rimonim zu vollenden, das seinen Ruf als brillanten Kabbalisten begründete. Darin systematisiert der Ramak – das Akronym seines Namens – das kabbalistische Gedankengut, das bis dahin existierte. Das Schreiben des umfangreichen Werks Ohr Yakar nahm den Großteil seiner Lebenszeit in Anspruch und beschäftigt sich mit seinem Kommentar zu auf dem Sohar beruhender kabbalistischer Literatur.
Zu seinen Schülern zählen die großen Rabbiner, die seine Zeitgenossen in Tzfat waren, wie Rav Eliyahu de Vidas und auch Rav Chaim Vital, der später die Gedanken des Ari HaKadosch (Rav Jitzchak Luria, 1534-1572) schriftlich niederlegen sollte. Etwa im Jahre 1550 gründete der Ramak in Tzfat eine Jeschiwa, der er vorstand und in der man sich vor allem mit kabbalistischen Studien befasste.
Rav Cordovero starb 1570 in Tzfat.
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