Jul ‍‍2018 - תשעח / תשעט

DAF PARASCHAT Pinchas 5778

Paraschat Pinchas
Schabbat Mewarchim
6./7. Juli 2018
24. Tammus 5778

Bamidbar 25:10 – 30:1
Haftara: Jirmijahu 1:1 – 2:3

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Pinchas 5778

Die Parascha in Kürze

• Arons Enkel Pinchas, der durch sein beherztes Eintreten gegen das Sündigen des Stammesfürsten die Seuche beendet hat, wird zum Kohen erhoben
• das jüdische Volk wird nach Stämmen gezählt
• die Erbgesetzgebung wird aufgeführt
• Jehoschua wird nach Mosches Tod dessen Nachfolge antreten
• öffentliche Opfer, die täglich, jeden Schabbat, an Rosch Chodesch und Jom Tow dargebracht werden

Konzept der Woche
וְהָיְתָה לּוֹ וּלְזַרְעוֹ אַחֲרָיו בְּרִית כְּהֻנַּת עוֹלָם תַּחַת אֲשֶׁר קִנֵּא לֵאלֹקָיו וַיְכַפֵּר עַל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל:

„Und ihm und seinen ihm folgenden Nachkommen werde ein Bund ewigen Priestertums, dafür, dass er das Recht für seinen G-tt zur Geltung gebracht und Sühne über Jisraels Söhne vollzogen.“ (25:13)

Diese Parascha ist eine der wenigen, die den Namen eines Menschen tragen. Pinchas wird für seine Tat, die er am Ende der vorigen Parascha getan hat, von Haschem gelobt und belohnt, indem er zum Kohen gemacht wird (bis dahin war er nur ein einfacher Levi, aber ein Enkelsohn Arons). Wir haben vor einer Woche in der Parascha Balak gelesen, dass viele Männer im Volk mit moabitischen Frauen unerlaubte Beziehungen hatten und sich von ihnen obendrein zum Götzendienst hatten verführen lassen. Der Prinz des Stammes Schimeon, Simri, sündigte mit einer midianitischen Prinzessin vor aller Augen und sowohl Mosche als auch die Ältesten standen weinend, aber tatenlos, zur Seite, während Pinchas unaufgefordert die Initiative ergriff und das in flagranti sündigende Paar vor aller Augen mit seinem Speer durchstieß.
Jedoch erst in dieser Parscha werden uns die Namen der beiden mitgeteilt und wir erfahren, dass beide angesehene Positionen in ihren Völkern innehatten. Pinchas wusste allerdings, wen er vor sich hatte, und ließ sich nicht von Rang und Namen beeinflussen, sondern tat das einzig Richtige, das auch dadurch unterstrichen wurde, dass die Seuche unter dem Volk, die durch das Sündigen vieler jüdischer Männer hervorgerufen worden war, durch Pinchas‘ Einsatz aufhörte (und bis dahin 24.000 Männer dahingerafft hatte).
Nesivos Schalom (Slonimer Rebbe, Rav Scholom Noach Berezovsky, 1911-2000) schreibt, dass das Volk als Ganzes zwar abgestoßen und entsetzt über Simris Tat war, aber dennoch nicht so empört, dass es sie zum Handeln trieb, diese Sünde zu unterbinden. Die Frage, ob man mehr Engagement von ihnen hätte erwarten können, beantwortet er positiv. Er zitiert den Maggid von Koschnitz (Rav Jisroel Hopstein, 1737-1814), der eine Parallele zwischen dem Kaschern von Gefäßen und dem Teschuwa-Prozess zieht. Ein Gefäß, das mit Nicht-Koscherem in Berührung gekommen ist, kann unter gewissen Umständen gekaschert werden. Auch ein Mensch, der eine Sünde begangen hat, kann Teschuwa tun und dadurch wieder auf eine höhere spirituelle Stufe klimmen. Der Talmud beschreibt allerdings im Traktat Pessachim 30b das Prinzip כְּבוֹלְעוֹ כָּךְ פּוֹלְטוֹ – so wie es absorbiert wurde, so wird es ausgeschieden. Wenn ein Utensil kalt benutzt wurde, so kann es durch Abwaschen mit kaltem Wasser koscher gemacht werden. Wenn es aber mit heißen Temperaturen in Berührung gekommen ist, muss es auf dieselbe Weise gekaschert werden. Teschuwa muss auf dieselbe Weise getan werden: Sünden, die kühl und relativ leidenschaftslos begangen werden, kann mit einem kühlen, aber entschiedenen Entschluss entgegnet werden, die Sünde nicht mehr zu begehen. Eine Sünde, die jedoch mit Inbrunst und großem Eifer begangen wurde, muss auch mit großem emotionalen Einsatz bereut und berichtigt werden. Manchmal wird ein Gefäß durch direkten Kontakt mit Feuer treif und muss daher auch mit Feuer gekaschert werden. So gibt es auch Sünden, bei denen im Menschen ein inneres Feuer lodert. Die Teschuwa dafür muss von dem Feuer von Keduscha (Heiligkeit) herrühren, um die Tum’a (Unreinheit) in diesem Menschen auszumerzen.
Pinchas war vom Feuer von Keduscha beseelt. In ihm hatte allein der Anblick der Sünde vor ihm einen heiligen Zorn erregt, der ihn zu G-ttes Ehre allein und nicht für seine eigene Profilierung zum Agieren gegen Simri und dessen Gefährtin brachte. Während das Volk nur lauwarme Tränen vergoss, setzte Pinchas der Sünde mit feurigem Handeln ein Ende.
Nesivos Schalom führt aus, dass die Seelen des Volkes durch die Reinheit von Pinchas‘ innerem Feuer dazu gebracht wurden, das ganze Ausmaß der Sünde zu begreifen. Es war nicht nur die Selbstlosigkeit von Pinchas‘ Handlung, sondern mehr noch die Auswirkung, die sein Handeln auf das Volk hatte, die hier bemerkenswert ist.

Frage der Woche: Welches war einer der Gründe, warum Pinchas‘ Abstammung in Vers 25:11 erwähnt wird? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Von welcher berüchtigten Familie stammt Bilam ab? Bilam kam aus dem Land Aram und stammte aus der berüchtigten Familie von Lawan (Midrasch und Sohar).
Biographie der Woche

Rabbi Mosche Cordovero

Ramak

Jahrzeit 23. Tammus

Rav Mosche Cordovero wurde 1522 in eine sephardische Familie geboren, die vor der spanischen Inquisition wahrscheinlich zunächst nach Portugal geflohen war. Sein Geburtsort ist unbekannt, aber er wurde 1540 in Safed ansässig. Zu seinen Lehrern gehörte Rav Josef Karo (1488-1575, Autor des Schulchan Aruch).
Im Alter von 20 Jahren begann er mit seinem Schwager Rav Schlomo Alkabetz (1500-1588, u.a. Autor von Lecha Dodi) den Sohar zu lernen und war durch seine geniale Begabung schon knapp sieben Jahre später in der Lage, das grundlegende Buch Pardes Rimonim zu vollenden, das seinen Ruf als brillanten Kabbalisten begründete. Darin systematisiert der Ramak – das Akronym seines Namens – das kabbalistische Gedankengut, das bis dahin existierte. Das Schreiben des umfangreichen Werks Ohr Jakar nahm den Großteil seiner Lebenszeit in Anspruch und beschäftigt sich mit seinem Kommentar zu auf dem Sohar beruhender kabbalistischer Literatur.
Zu seinen Schülern zählen die großen Rabbiner, die seine Zeitgenossen in Safed waren, wie Rav Elijahu de Vidas und auch Rav Chaim Vital, der später die Gedanken des Ari HaKadosch (Rav Jitzchak Luria, 1534-1572) schriftlich niederlegen sollte. Etwa im Jahre 1550 gründete der Ramak in Safed eine Jeschiwa, der er vorstand und in der man sich vor allem mit kabbalistischen Studien befasste.
Rav Cordovero starb 1570 in Safed.
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