Nov ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Chaje Sara 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Chaye Sarah 5776• Sara stirbt im Alter von 127 Jahren und Awraham kauft die Me’arat Hamachpela als Begräbnisstätte für sie
• Awraham sendet seinen Knecht Elieser nach Charan, um eine Frau für Jitzchak zu finden
• Riwka erfüllt alle Anforderungen und zieht mit Elieser nach Eretz Jisrael
• Jitzchak heiratet Riwka

Konzept der Woche
וַיִּהְיוּ חַיֵּי שָׂרָה מֵאָה שָׁנָה וְעֶשְׂרִים שָׁנָה וְשֶׁבַע שָׁנִים שְׁנֵי חַיֵּי שָׂרָה:
„Und es war das Lebensalter Saras hundert Jahre und zwanzig Jahre und sieben Jahre; die Jahre von Saras Leben.“(23:1).

Der Midrasch erzählt uns, dass Rabbi Akiwa einmal vor seinen Schülern sprach und bemerkte, dass sie einzudösen drohten. Er rüttelte sie mit der Frage auf: „Womit hat es Esther verdient, über 127 Provinzen zu herrschen (als Achaschweroschs Königin)? Haschem hatte verfügt: ‚Es solle Saras Tochter, die 127 Jahre gelebt hat, kommen und über 127 Provinzen herrschen!‘“
Der Chidusche HaRim (Rabbiner Jitzchak Meir Alter, 1799-1866, der erste Gerrer Rebbe) kommentiert, dass Rabbi Akiwa damit seinen Schülern klarmachen wollte, dass jede Minute eines Lebens von Bedeutung ist und dass man jeden Moment optimal ausnutzen soll. Genau deswegen, weil Saras sämtliche Lebensjahre frei von Sünde und vollkommen waren, herrschte ihre Nachfahrin Esther über 127 Provinzen. Hätte Sara auch nur irgendwann ihre Zeit verschwendet, wäre Esthers Herrschaftsgebiet nicht vollkommen gewesen.
Daran können wir uns vergegenwärtigen, dass wir jede Sekunde unseres Lebens ausnutzen und uns klarmachen müssen, um welch g-ttliches Geschenk es sich handelt. Der Chidusche HaRim sagt dazu weiter, dass jede Sekunde unseres Lebens eine Bestimmung hat. Er zitiert in diesem Zusammenhang die Pirke Awos (Sprüche der Väter), wo Hillel in 1:14 sagt: וְאִם לֹא עַכְשָׁיו, אֵימָתָי – wenn nicht jetzt, wann? Auf einer simplen Ebene betrachtet kann man sagen, dass die Mischna damit meint, dass die Zeit nicht ewig währt. Niemand weiß, wie lange er leben wird und ob er die Zeit haben wird, gute Taten zu tun, die er in die Zukunft verschiebt. Aber der Chidusche HaRim sieht noch eine tiefere Ebene in Hillels Worten. Er erklärt, dass jedes „jetzt“, jeder beliebige Zeitpunkt, eine Bestimmung im Leben eines Menschen besitzt. G-tt hat für jeden von uns etwas Bestimmtes für jeglichen Moment vorgesehen. Für den einen ist es Toralernen, für den anderen Mitzwot zu tun oder aber zu essen, zu schlafen oder seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt jedoch immer etwas zu tun und diese Verpflichtung kann nicht auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werden, weil dieser seine eigene Bestimmung hat. Denn wenn man etwas von heute auf morgen verschiebt, wird das Morgige nicht mehr morgen erledigt werden können. Jede Minute eines Tages war noch nie zuvor da und wird auch nie wiederkommen. Daher gibt es nur eine Gelegenheit, jeden Moment richtig zu benutzen. So sagt also der Chidusche HaRim, dass Hillel fragen will: wenn man die für das „jetzt“ bestimmte Aufgabe nicht durchführt, obwohl sie für jetzt vorgesehen ist und nur jetzt ordnungsgemäß ausgeführt werden kann, wann soll sie dann durchgeführt werden? Die Gelegenheit wird für immer verpasst sein!
Mit dieser Ermahnung rüttelte Rabbi Akiwa seine Schüler wach und auch wir können so zu einer neuen Wertschätzung von Zeit kommen.

Frage der Woche: Warum heißt es in Vers 23:1 (s.o.) zweimal חַיֵּי שָׂרָה – Saras Leben? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Warum sandte G-tt drei Engel zu Awraham? Jeder der drei Engel hatte eine spezielle Aufgabe: Awraham zu heilen, Jitzchaks Geburt für das kommende Jahr zu verkünden und S‘dom zu zerstören.
Biographie der Woche

Rabbi David ibn Zimra

Radbaz

Jahrzeit 21. Cheschwan

Rav David ibn Zimra wurde 1479/80 in Spanien geboren und musste 1492 bei der Vertreibung der Juden aus Spanien das Land verlassen. Seine Familie ließ sich in Eretz Jisrael nieder, wo er in Tzfat lernte und sich zu einem Toragelehrten entwickelte, der schon in jungen Jahren Ansehen genoss. 1513 ging Radbaz nach Ägypten, zunächst nach Alexandria und später nach Kairo. Dort wurde er zum Oberrabbiner von Ägypten ernannt. Viele Menschen wandten sich an ihn mit ihren halachischen Fragen und seine zahlreichen Responsen werfen Licht auf seine Denkweise, aber auch auf die gesellschaftlichen Verhältnisse im Ägypten seiner Tage. Neben seiner Position als Rabbiner war er ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, der finanziell unabhängig war und weniger gutsituierte Juden großzügig unterstützte. Er genoss auch in Regierungskreisen großes Ansehen und war allgemein als großer Gelehrter und einfühlsamer Führer anerkannt. Viele Details jüdischen Lebens in Ägypten wurden von ihm auf einen höheren Standard gebracht. Er leitete und finanzierte eine Jeschiwa, zu deren Schülern der Arisal (Rav Jitzchak Luria, 1534-1572) gehörte. Seine Gelehrsamkeit fand auch Ausdruck darin, dass er seine Gedanken in einer Anzahl von Büchern niederschrieb. Dazu zählen Werke zu Rambams (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) Mischne Tora und Entgegnungen zum Kommentar des Ravad (Rav Avraham ben David, 1125-1198) zu selbigem Werk. Kabbalistische Werke gehören ebenso zu seinem Nachlass wie ein Kommentar zum Schulchan Aruch.
Nach vierzigjährigem Aufenthalt in Ägypten kehrte Radbaz 1553 nach Eretz Jisrael zurück, um dort zu sterben. Es sollten ihm allerdings noch zwanzig Jahre dort beschert sein, die er in Tzfat verbrachte. Der Autor des Schulchan Aruch, Rav Joseph Karo (1488-1575) machte ihn in Tzfat zu einem Mitglied seines Bet Din.
Radbaz starb 1573 in Tzfat.

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