Nov ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Chaje Sara 5780

Paraschat Chaje Sara
Schabbat Mewarchim
22./23.November 2019
25. Cheschwan 5780

Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Chaye Sarah 5780, SH – v.1

Bereschit 23:1 – 25:18
Haftara: Melachim I 1:1–31

Die Parascha in Kürze

• Sara stirbt im Alter von 127 Jahren und Awraham kauft die Me’arat Hamachpela als Begräbnisstätte für sie
• Awraham sendet seinen Knecht Elieser nach Charan, um eine Frau für Jitzchak zu finden
• Riwka erfüllt alle Anforderungen und zieht mit Elieser nach Eretz Jisrael
• Jitzchak heiratet Riwka

Konzept der Woche
וְאַשְׁבִּיעֲךָ בַּה‘ אֱלֹקֵי הַשָּׁמַיִם וֵאלֹקֵי הָאָרֶץ אֲשֶׁר לֹא־תִקַּח אִשָּׁה לִבְנִי מִבְּנוֹת הַכְּנַעֲנִי אֲשֶׁר אָנֹכִי יוֹשֵׁב בְּקִרְבּוֹ: כִּי אֶל־אַרְצִי וְאֶל־מוֹלַדְתִּי תֵּלֵךְ וְלָקַחְתָּ אִשָּׁה לִבְנִי לְיִצְחָק:

„Ich will dich bei Haschem, dem G-tt des Himmels und G-tt der Erde schwören lassen, dass du keine Frau für meinen Sohn von den Töchtern des Kenaaniters nehmest, in dessen Mitte ich wohne; vielmehr sollst du zu meinem Land und meiner Verwandtschaft gehen und eine Frau für meinen Sohn, für Jitzchak, nehmen.“ (24:3-4)

In Vers 24:1 sagt uns die Tora, dass G-tt Awraham in Allem gesegnet hatte. Raschbam (Rabbiner Schmuel ben Meir, 1085-1158, ein Enkel Raschis) interpretiert diesen Vers als Hinweis dafür, warum Awraham seinen Knecht Elieser nach Charan geschickt hat, um dort eine Frau für Jitzchak zu finden. Weil nämlich Awraham in Allem gesegnet war, hätten sich die kanaanitischen Familien sehr gern durch Heirat mit ihm verbunden, aber Awraham zog es vor, eine Schwiegertochter in seiner eigenen Verwandtschaft zu finden. Was waren seine Beweggründe? Sein Sohn Jitzchak war das erste jüdische Kind, dessen Mutter Sara sogar den weniger guten Einfluss seines Halbbruders Jischmael unterband, weil es Jitzchaks Eltern sehr wichtig war, sein Potential optimal zu fördern. Es war ihnen klar, dass die Umgebung eines Menschen gravierenden Einfluss auf ihn ausübt.
Was waren also die Unterschiede in den charakterlichen Eigenschaften der Menschen in Kanaan und in Charan? An beiden Orten waren die Menschen Götzendiener, aber Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) beschreibt, dass die moralisch-sittliche Einstellung der Kanaaniter von Grund auf schlecht war. Er schreibt, dass „die sittliche Entartung das ganze Menschenwesen in der ganzen seelischen Tiefe des Gemütes ergreift“ und dass Awraham nicht hoffen konnte, in dieser Gesellschaft eine moralisch-ethisch hochstehende Frau zu finden, die seinem Sohn Jitzchak ebenbürtig war. Götzenglaube betrachtet Rabbiner Hirsch als eine Verirrung des Verstandes, die heilbar ist. In Charan verehrten auch Awrahams Verwandte Götzen, aber sie standen sittlich auf einer höheren Stufe als die Kanaaniter.
Es war für Awraham unabdingbar, dass sein Sohn Jitzchak Eretz Jisrael nicht verlassen wird. Jitzchaks Frau sollte zu ihm kommen, was zur Folge hatte, dass sie dem Wertesystem des Hauses Awrahams ausgesetzt sein würde. Jitzchaks Auserkorene ist Riwka, die als sehr junges Mädchen ihr eigenes Vaterhaus verlässt und Jitzchak heiratet. Sie besitzt von Anbeginn an viele gewünschte Eigenschaften, die sie als Jitzchaks Partnerin qualifizieren. In den ersten zwanzig Jahren ihrer Ehe kann sie keine Kinder bekommen und wächst in ihrem neuen Zuhause zu der Frau heran, die als Mutter von Jakow eine Stamm-Mutter des jüdischen Volkes sein wird.
Was wir in der Tora lesen, besonders im Buch Bereschit, sind nicht einfach erbauende Geschichten über unsere Vorväter. Unsere Weisen erklären uns mit dem Satz מַעֲשֶֹה אָבוֹת סִימָן לַבָּנִים – die Taten der Väter sind ein Zeichen für die Kinder – dass wir aus allen Details der Lebensführung unserer Stammväter für unser eigenes Leben lernen können und sollen

Frage der Woche: Warum wartete Elieser am Brunnen vor der Stadt auf ein passendes Mädchen statt den Ort zu betreten? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wie oft werden die Awot (Awraham, Jitzchak und Jakow) zusammen genannt? Der Talmud Jeruschalmi erwähnt im Traktat Brachot 4:3, dass sie achtzehnmal genannt werden.
Biographie der Woche

Rabbenu Jona Girondi

Jahrzeit 28. Cheschwan

Rabbenu Jona wurde um das Jahr 1200 im katalonischen Girona geboren. Sein Vater und die Mutter des Ramban (Rabbiner Mosche ben Nachman, 1194-1270) waren Geschwister. Rabbenu Jona war ein Schüler des Rabbiners Schlomo von Montpellier in der Provence, der einer der bedeutendsten Gegner der eher philosophischen Werke des Rambam (Rabbiner Mosche ben Maimon, 1135-1204) war. Zu diesen Werken gehörten Moreh Nevuchim – Führer der Unschlüssigen – und Sefer HaMadda.
Zusammen mit Rabbiner Schlomo von Montpellier war Rabbenu Jona ab dem Jahr 1232 federführend in einer Kampagne gegen diese Bücher des Rambam, die deren Bann zur Folge hatte. Die interjüdischen Zwistigkeiten zogen die Aufmerksamkeit der christlichen Umgebung auf sich und endeten schließlich mit der Konfiszierung sämtlicher Talmudausgaben in Frankreich und der öffentlichen Verbrennung von 24 Wagenladungen mit Talmudbänden in Paris im Jahre 1242.
Rabbenu Jona rüttelten diese Ereignisse zur Revision seiner Ansichten auf und er gelobte, sich am Grab des Rambam in Tiberias vor zehn Zeugen zu entschuldigen. Auf dem Weg nach Israel wurde er in Toledo/Spanien zur Unterbrechung seiner Reise überredet und um die Lehrtätigkeit an der dortigen Jeschiwa gebeten. Er sollte nie seinen Fuß auf den Boden Eretz Jisraels setzen und starb 1263 in Toledo.
Rabbenu Jona schrieb Kommentare zu einigen Traktaten des Talmuds, die allerdings nicht alle überliefert sind. Seine Mussar-Schriften (jüdische Ethik) sind sehr berühmt und werden auch heute noch studiert. Dazu gehört das Werk Scha’are Teschuwa. Einer seiner Schüler war der Raschba (Rabbiner Schlomo ben Aderet, 1235-1310), der ein bedeutender spanischer Rabbiner im 13. Jahrhundert war.
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