Jun ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Be´ha´a´lotecha 5776

Paraschat Beha‘alotcha

Daf Beha’aloscha 5776

Bamidbar 8:1 – 12:17
Haftara: Secharja 2:14 – 4:7

24./25. Juni 2016
19. Siwan 5776

Die Parascha in Kürze
• Aron wird das Zünden der Menora befohlen
• die Leviim im Alter von 25 bis 50 Jahren werden in ihren Dienst im Mischkan eingeführt
• das erste Pessach nach dem Auszug aus Ägypten wird gefeiert und das Gesetz von Pessach Scheni gegeben
• Murren im Volk über das Man resultiert im Herabfallen von Wachteln
• Der Sanhedrin mit 70 weisen Männern wird eingesetzt
• Miriam und Aron kritisieren Mosche wegen Zipora und Miriam bekommt Tzara’at wegen Laschon Hara

Konzept der Woche

דַּבֵּר אֶל־אַהֲרֹן וְאָמַרְתָּ אֵלָיו בְּהַעֲלֹתְךָ אֶת־הַנֵּרֹת אֶל־מוּל פְּנֵי הַמְּנוֹרָה יָאִירוּ שִׁבְעַת הַנֵּרוֹת:
„Sprich zu Aron und sage ihm: wenn du die Lampen anzündest, so sollen sie alle sieben nach der Vorderseite der Menora hin leuchten (8:2).“
Raschi erklärt das Wort בְּהַעֲלֹתְךָ – das wörtlich „wenn du emporsteigen lässt“ bedeutet – und leitet daraus zwei Folgerungen ab. Die Gemara in Traktat Shabbos 21a sagt, dass die Lampen der Menora mit einem Feuer angezündet werden müssen, das so lange an den Docht gehalten wird, bis die Flamme von sich aus emporsteigt. In Menachos 29a sagt die Gemara, dass der Kohen auf einer Stufe vor der Menora stand, wenn er die Lampen für das Anzünden vorbereitet hat. Was haben diese beiden Zitate miteinander zu tun?
Rav Moshe Feinstein (1895-1986) führt aus, dass sich diese beiden Aussagen ergänzen und uns zeigen, wie man Tora lehren soll. Die Menora repräsentiert nämlich Tora und Aron bzw. die Kohanim sind die Lehrer, die dem jüdischen Volk die Tora nahebringen. Daher steht das Zünden der Menora für die Art, wie das Volk gelehrt werden soll.
Das erste Zitat aus der Gemara bezieht sich auf den Lehrer, dessen Ziel es sein muss, dass seine Schüler seinen Unterricht vollständig verstehen. Er darf nicht einfach annehmen, dass seine Schüler seinen Ausführungen gefolgt sind. Er muss vielmehr wiederholen, erklären und sich durch Nachfragen vergewissern, dass sie nicht nur verstanden haben, sondern auch in der Lage sind, die Lektion eigenständig wiederzugeben – damit wird die Flamme der Tora von selbst aus dem Verstand der Schüler emporsteigen. Wie kann dieses Niveau erreicht werden? Rav Feinstein sagt, dass der Lehrer umfassend vorbereitet sein muss, denn nur dann kann er seinen Schülern ein klares Bild der Materie vermitteln. Das Zitat aus dem Traktat Menachos zeigt auf, dass der Kohen auf der Stufe stehend auch die letzte Spur der alten Asche entfernt, bevor er die Lampen neu anzündet. So muss auch der Lehrer so umfassend vorbereitet sein, dass er sich jeden Aspekt seines Unterrichtsstoffes so vor Augen geführt hat, bis ihm die Materie absolut geläufig ist. Nur dann wird er Erfolg beim Unterrichten haben.
Wofür steht der zweite Teil des obigen Verses „so sollen sie alle sieben nach der Vorderseite der Menora hin leuchten“? Bei Raschi lesen wir dazu, dass die Dochte der sechs äußeren Lampen zur Mitte der Menora hin leuchteten. Somit gaben alle sieben Lampen das Licht so ab, als käme es von einer einzigen Lichtquelle. Auch darin sieht Rav Feinstein eine Lektion, wie Tora gelehrt werden soll. Für einen Lehrer ist es unmöglich, sagt Rav Feinstein, seinen Schüler jedes Detail und jedes Gesetz der Tora zu lehren, denn die Tora hat keine Begrenzungen. Der Lehrer muss sich bemühen, seinen Schülern das nötige Wissen beizubringen, das sie auch auf andere Gebiete anwenden können. Das kann natürlich zu Fehlern führen, die aber dadurch vermieden werden können, indem sich die Schüler immer wieder klarmachen, dass sie wie die sechs äußeren Lampen sich immer zum Zentrum der Menora wenden müssen. Für die Schüler bedeutet es, sich auf die Lehren der Rabbiner der früheren Generationen, der Gedolei Tora ihrer eigenen Generation und ihre eigenen Lehrer zu beziehen und auszurichten. Indem sie sich immer wieder auf die Ursprünge besinnen, werden sie dem richtigen Weg folgen.

Frage der Woche: Warum steht im Ausdruck ֹשִבְעִים אִיֹש – siebzig Mann – אִיֹש im Singular (11:16)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Darf ein Nasir einen Weinberg betreten? Nein. Netziv (Rabbiner Naftoli Zvi Jehuda Berlin, 1816-1893) weist darauf hin, dass Schimschons Eltern seinen Kampf mit dem Löwen nicht sehen konnten, weil sie aufgrund eines Weinbergs und Schimschons Nasir-Status getrennte Wege gehen mussten.
Biographie der Woche

Rabbiner Yeruchom Levovitz

Jahrzeit 18. Siwan

Rabbiner Yeruchom Levovitz wurde 1873 im weißrussischen Lyuban geboren. Zuerst lernte er in der Slabodka Jeschiwa unter Rav Nosson Zvi Finkel (1849-1927), der ihn schließlich als einen seiner besten Schüler zur Kelmer Jeschiwa sandte, wo er unter Rav Simcha Zissel (1824-1898), dem „Alter von Kelm“ weiterlernte. Diese Zeit in Kelm erwies sich als prägend für Rav Levovitz und er bemerkte später, dass sein gesamtes Denksystem als Kommentar zu Rav Simcha Zissel zu sehen sei.
Nach seiner Heirat lernte er acht Jahre lang in Abgeschiedenheit, wobei er sämtliche Traktate des Talmuds eingehend studierte. Anschließend nahm er die Position des Maschgiach Ruchani an der Jeschiwa des Chofetz Chaim (1838-1933) in Radin an. 1908 wurde er Maschgiach Ruchani an der Mirrer Jeschiwa – eine Aufgabe, die er bis an sein Lebensende wahrnehmen würde. Er verkörperte diese Rolle in einem Maße, dass er den Beinamen „Mirrer Maschgiach“ trägt. Rav Levovitz war eine der einflussreichsten Mussar-Persönlichkeiten seiner Zeit. Zu seinen Schülern gehörten Rav Shlomo Wolbe (1914-2005), Rav Chaim Shmuelevitz (1902-1979) und Rav Shimon Schwab (1908-1995), aber auch viele Jeschiwot im Zwischenkriegs-Polen würden von seinen Schülern geleitet.
Rav Levovitz zeichnete sich nicht nur durch seinen scharfen Verstand aus, sondern auch durch seine von Mussar durchdrungene Persönlichkeit, die viele junge Männer von nah und fern zu ihm und der Jeschiwa in Mir strömen ließen. Er lebte seinen Schülern vor, wie sich ein von Torawerten geleiteter Mensch verhält. Sein ganzes Leben widmete er der Aufgabe, Tora und Mussar zu vermitteln und stand seinen Schülern sehr nahe.
Er starb 1936 in Mir. Zu seinen Werken gehören Da’as Chochma uMussar und Da’as Tora (Kommentare zum Chumasch), die nach seinem Tod von seinen Söhnen und Schülern veröffentlicht wurden.
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