Jun ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Beha´altochea 5779

Paraschat Beha‘alotcha

21./22. Juni 2019
19. Siwan 5779
Bamidbar 8:1 – 12:17
Haftara: Secharja 2:14 – 4:7

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen:
Daf Behaalotecha 5779

Die Parascha in Kürze
• Aron wird das Zünden der Menora befohlen
• die Leviim im Alter von 25 bis 50 Jahren werden in ihren Dienst im Mischkan eingeführt
• das erste Pessach nach dem Auszug aus Ägypten wird gefeiert und das Gesetz von Pessach Scheni gegeben
• Murren im Volk über das Man resultiert im Herabfallen von Wachteln
• Der Sanhedrin mit 70 weisen Männern wird eingesetzt
• Miriam und Aron kritisieren Mosche wegen Zipora und Miriam bekommt Zara’at wegen Laschon Hara

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר מֹשֶׁה לְחֹבָב בֶּן־רְעוּאֵל הַמִּדְיָנִי חֹתֵן מֹשֶׁה נֹסְעִים אֲנַחְנוּ אֶל־הַמָּקוֹם אֲשֶׁר אָמַר ה‘ אֹתוֹ אֶתֵּן לָכֶם לְכָה אִתָּנוּ וְהֵטַבְנוּ לָךְ כִּי־ה‘ דִּבֶּר־טוֹב עַל־יִשְׂרָאֵל: וַיֹּאמֶר אֵלָיו לֹא אֵלֵךְ כִּי אִם־אֶל־אַרְצִי וְאֶל־מוֹלַדְתִּי אֵלֵךְ: וַיֹּאמֶר אַל־נָא תַּעֲזֹב אֹתָנוּ כִּי עַל־כֵּן יָדַעְתָּ חֲנֹתֵנוּ בַּמִּדְבָּר וְהָיִיתָ לָּנוּ לְעֵינָיִם: וְהָיָה כִּי־תֵלֵךְ עִמָּנוּ וְהָיָה הַטּוֹב הַהוּא אֲשֶׁר יֵיטִיב ה‘ עִמָּנוּ וְהֵטַבְנוּ לָךְ:
„Mosche aber sprach zu Chowaw, Sohn Re’uels des Midianiters, Schwiegervater Mosches: wir ziehen zu dem Ort hin, von dem Haschem gesprochen: ihn gebe ich euch; geh doch mit uns, so werden wir dir Gutes erweisen, denn Haschem hat Gutes über Jisrael verheißen. Da sprach er zu ihm: ich werde nicht mitgehen, vielmehr werde ich zu meinem Land und meinem Geburtsort gehen. Er aber sprach: verlass uns doch nicht! Denn darum bitte ich, weil du unseres Lagerns in der Wüste kundig bist und uns zu Augen dienen kannst. Wirst du mit uns gehen, so sei es: dasselbe Gute, das uns Haschem in Seiner Güte erweisen wird, werden wir dir zuteilwerden lassen (10:29-10:32).“

Wir lesen die Parascha Beha’alotcha nach Schawuot, an dem wir das Buch Ruth gelesen haben. In diesem Wochenabschnitt geht es in den obigen Versen um Mosches Einladung an seinen Schwiegervater Jitro, sich mit dem ganzen jüdischen Volk auf den Weg nach Eretz Jisrael zu machen.
Sowohl Jitro als auch Ruth haben aus tiefer innerer Überzeugung Tora und Mitzwot auf sich genommen und sich dem jüdischen Volk angeschlossen. Beide hatten besondere Nachkommen: Ruths Urenkel war David HaMelech und die Gemara sagt im Traktat Sota 11a, dass Jitros Nachfahren große Gelehrte waren, die im Sanhedrin (oberster jüdischer Gerichtshof zu Tempelzeiten) saßen.
Die Mefarschim (Tora-Kommentatoren) sind unterschiedlicher Meinung, ob Jitro die Einladung seines Schwiegersohnes Mosche angenommen hat und mit dem Volk durch die Wüste gezogen ist. Kli Jakar (Rav Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) beleuchtet den Dialog der beiden Männer in obigen Versen. Zunächst erklärt er, dass das Wort הֲלִיכָה die Bewegung eines Menschen zu Fuß meint, der dadurch von einem Ort zum anderen geht, aber sich nicht innerlich von dem Ort trennt, den er verlässt. Das Wort נְסִיעָה andererseits beinhaltet eine absolute Reise, wobei der Ort, den man verlässt, keinerlei Verbindung mehr zum Reisenden hat.
Mosche benutzte nicht den Namen Jitro in Vers 10:29, weil dieser Jitros Status als Konvertit betonte, denn er fürchtete, Jitro könnte meinen, dass Konvertiten in Israel nicht willkommen seien und nicht anständig behandelt würden. Stattdessen gebrauchte er den Kosenamen חֹבָב und setzte damit das Gebot der Tora in Dewarim 10:19 um: וַאֲהַבְתֶּם אֶת־הַגֵּר – du sollst den Ger (Konvertiten) lieben – und versicherte Jitro damit, dass er von Israel gern angenommen wurde. Gleichzeitig nimmt Mosche Rücksicht auf Jitros Herkunft, wenn er sagt:נֹסְעִים אֲנַחְנוּ – wir reisen von diesem Ort ab, denn er stellt für uns keinen Wert dar – und setzt fort לְכָה אִתָּנוּ – obwohl du mit deiner Heimat noch verbunden bist, möchte ich gern, dass du mit uns kommst – denn כִּי־ה‘ דִּבֶּר־טוֹב – Haschem hat uns befohlen, jeden gut zu behandeln, der sich עַל־יִשְׂרָאֵל uns aufrichtig anschließt. Jitro entgegnet allerdings:לֹא אֵלֵךְ – ich werde nicht gehen – und drückt damit seinen Schmerz aus, da ihm Mosche unterstellt, innerlich noch seiner Heimat anzuhängen. Jitros Liebe zur Tora war so tief und ehrlich, dass er sich völlig von seiner Vergangenheit distanziert hatte und sich innigst wünschte, mit der Schechina (g-ttliche Allgegenwart) verbunden zu sein. Er fügte hinzu, כִּי אִם־אֶל־אַרְצִי וְאֶל־מוֹלַדְתִּי אֵלֵךְ – womit er ausdrückte, dass die Reise zu seinem Geburtsort nur eine הֲלִיכָה ist, um seine Familie zu konvertieren, während er im Geist und in Gedanken an diesem heiligen Ort bleiben würde, an den er sich gebunden fühlte.
Mosche bittet Jitro, nicht wegzugehen, weil Jitro eine wichtige Vorbildsfunktion innehatte. Das jüdische Volk wird sich sagen: „Wenn Jitro seine hochangesehene Position in seiner Heimat aufgegeben hat, um der Schechina nahe zu sein, wie viel mehr müssen wir uns bemühen?“ Jitros Vorbild wird so einen großen Verdienst über das jüdische Volk bringen.
Mosche schließt den Gedankengang ab und sagt Jitro, dass seine Anwesenheit das Volk zu besserem Verhalten bewegen wird. Haschem wird das Volk dafür belohnen und man wird den Lohn mit Jitro teilen, weil es eigentlich auf ihn zurückzuführen ist. Jitro wird ein besseres Gebaren des jüdischen Volkes verursachen und von ihm wird das Wohlergehen der Nation abhängen.
Frage der Woche: Woher wurde das Wasser für das Sota-Ritual genommen und warum? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was lernen wir aus dem Vers: „אִישׁ אוֹ־אִשָּׁה כִּי יַפְלִא לִנְדֹּר נֶדֶר נָזִיר – wenn ein Mann oder eine Frau ein Nasirutgelübde tut…“ (6:2)? Wir lernen, sagt Alschich (Rav Mosche Alschich, 1508-1593), dass jeder Mensch, ob Mann oder Frau, ein Nasir werden kann.
Biographie der Woche

Rabbi Simcha Rubin

Jahrzeit 11. Siwan

Rav Simcha wurde 1910 im polnischen Sassow geboren, das damals zum habsburgischen Österreich-Ungarn gehörte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Teil Galiziens Teil des neugeschaffenen Staates Polen und Rav Simchas Vater, Rav Chanoch Henoch Dov Rubin, brachte seine Familie 1925 nach London, wo er im East End für viele Emigranten als Rabbiner wirkte. Nach kurzer Krankheit starb Rav Chanoch Henoch Dov im Jahr 1929 und sein ältester Sohn Simcha erfüllte den Wunsch des Vaters und trat dessen Nachfolge als Rebbe von Sassow an.
Rav Simcha arbeitete unermüdlich mit einigen anderen chassidischen Rabbinern und half, nicht nur Not zu lindern, sondern auch vorbehaltslos anderen Juden ihre Tradition näherzubringen.
1942 zog Rav Simcha mit seiner Familie nach Golders Green in den Nordwesten Londons, das sich zu einem jüdischen Zentrum entwickelt hatte. Er kümmerte sich während des Zweiten Weltkrieges um Flüchtlinge aus Deutschland und anderen von den Nazis beherrschten Ländern und nahm sich insbesondere der Kinder an.
Rav Simcha zeichnete Zeit seines Lebens eine große Sanftmut und Bescheidenheit aus. Er hatte meistens ein Lächeln auf den Lippen und war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Verbreitung von Jiddischkeit.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war Zedaka, die er auf die schönste Weise ausübte – anonym und im Verborgenen. Wenn er beispielsweise von einer mittellosen Braut hörte, setzte er alles daran, das Geld aufzubringen, um ihr anonym das Nötigste zur Verfügung zu stellen.
Rav Simcha starb 2003 in London.
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