Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wajeze 5779

Paraschat Wajetze
16./17. November 2018
9. Kislew 5779

Bereschit 28:10 – 32:3
Haftara: Hoschea 12:13 – 14:10

Hier können Sie sich das DAF als pdf herunterladen: Daf Vayeitze 5779

Die Parascha in Kürze

• Jakow trifft Rachel in Charan und arbeitet sieben Jahre für Lawan, um sie zu heiraten
• Lawan gibt Jakow Leah zur Frau und verlangt für Rachels Hand weitere sieben Jahre Dienst
• Jakow werden elf Söhne und eine Tochter von seinen Frauen geboren
• Nach zwanzig Jahren der Arbeit für Lawan verlässt Jakow mit seiner Familie und seinem Vieh Charan und geht nach Eretz Jisrael

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר מָה אֶתֶּן־לָךְ וַיֹּאמֶר יַעֲקֹב לֹא־תִתֶּן־לִי מְאוּמָה אִם־תַּעֲשֶׂה־לִּי הַדָּבָר הַזֶּה אָשׁוּבָה אֶרְעֶה צֹאנְךָ אֶשְׁמֹר:
„Da sprach er: Was soll ich dir geben? Jakow erwiderte: Geben sollst du mir nichts; wenn du mir dieses leistest, will ich wieder deine Schafe weiden, will sie ferner hüten.“ (30:31)

Als die Worte dieses Verses zwischen Jakow und Lawan ausgetauscht werden, sind schon 14 Jahre vergangen, in denen Jakow für seinen Schwiegervater (und Onkel) gearbeitet hatte. Er hatte Lawan zunächst angeboten, sieben Jahre für die Hand seiner Tochter Rachel zu arbeiten. Als der Schurke Lawan ihm dann statt Rachels ihre ältere Schwester Leah zur Frau gegeben hatte, blieb Jakow zwar mit Leah verheiratet, aber arbeitete weitere sieben Jahre, um auch mit Rachel verheiratet sein zu können. Jetzt ist die vereinbarte Zeit vorbei und Jakow will die finanzielle Zukunft seiner Familie sichern, die inzwischen zwölf Kinder umfasst. Lawan weiß genau, dass sein Reichtum einzig der Tatsache zu verdanken ist, dass Jakow von Haschem gesegnet ist und sehr erfolgreich Lawans Schafe und Ziegen gehütet hat. Die Anzahl dieses Kleinviehs hat sich unter Jakows Obhut immens erhöht.
Jakow fordert nun den Lohn für seine zukünftige Arbeit: er wird weiter Lawans Schafe und Ziegen hüten und dafür alle gesprenkelten und gefleckten Lämmer sowie die dunklen Lämmer unter den Schafen und die gesprenkelten und gefleckten kleinen Ziegen erhalten. Warum hat Jakow keinen Wochen- oder Monatslohn verlangt, der doch viel einfacher zu berechnen wäre? Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) antwortet darauf, dass Jakow genau wusste, mit wem er es zu tun hatte. Lawan war der ultimative Betrüger und würde immer wieder einen Weg finden, Jakow seinen Lohn vorzuenthalten. Daher sagt Jakow:לֹא־תִתֶּן־לִי מְאוּמָה – Geben sollst du mir nichts. Die Lämmer allerdings, die gesprenkelt und gefleckt unter seiner Obhut geboren werden, werden unter dieser Vereinbarung als Jakows Eigentum geboren – es gibt dann keinen Besitzerwechsel mehr. Rabbiner Hirsch erläutert, dass Schafe normalerweise weiß und Ziegen schwarz sind. Lawan entfernte von Jakows Herde nicht nur die gesprenkelten und gefleckten Lämmer, sondern auch die gesprenkelten und gefleckten ausgewachsenen Schafe und Ziegen, Männchen und Weibchen – alles was unter den Schafen auch nur ein wenig Schwarzes bzw. unter den Ziegen etwas Weißes hatte. Damit wollte er die Wahrscheinlichkeit, dass durch genetische Veranlagung in der Herde Jakows nicht reinweiße Schafe und nicht reinschwarze Ziegen geboren wurden, drastisch reduzieren. Lawan ließ seine so abgetrennten Herden von seinen Söhnen auf drei Tagereisen entfernte Weideplätze bringen, um sein Risiko zu minimieren, seine Vereinbarung mit Jakow einzuhalten. Aber auf Jakow ruhte weiterhin G-ttes Segen und er schälte Stäbe aus Espen-, Haselnuss- und Kastanienbaumholz, so dass weiße Streifen daran sichtbar waren. Wenn sich die Tiere zu den Wassertränken begaben, stellte er diese präparierten Stäbe auf. Deren Anblick brachte die Tiere dazu, sich miteinander zu paaren und schließlich gebaren die Weibchen gesprenkelten und gefleckten Nachwuchs. Er wandte diese Methode nur bei den kräftigen Tieren an und trennte diese Tierfamilien von dem übrigen Vieh ab, das Lawan gehörte, so dass Jakows Tiere besonders stark und widerstandsfähig waren. Auf diese Weise wurde Jakow während seiner sechsjährigen Tätigkeit unter diesen Bedingungen sehr reich.
Erhebt sich nun nicht die Frage, ob Jakow vielleicht nicht ganz ehrenhaft gehandelt und mit den präparierten Stäben die Zuchtresultate zu seinen Gunsten manipuliert hat? Wissenschaftlich betrachtet können wir nicht nachvollziehen, wie der Anblick von gestreiften Holzstäben die unifarbenen Schafe und Ziegen dazu bringen konnte, gesprenkelte und gefleckte Junge zu werfen. Aber Rabbiner Hirsch erklärt dazu weiter: „… aus der späteren Erzählung wissen wir, wie Lawan den Vertrag zehnmal änderte und in Gestalt und Stellung der Flecken und Streifen andere Bestimmungen traf, die durch eine solche allgemeine Einwirkung wie den Anblick der Stäbe doch wohl unmöglich zu erreichen gewesen waren …so dass der Erfolg rein nur als besondere g-ttliche Fügung betrachtet werden muss …“ Jakow handelte also nach dem jüdischen Grundsatz אֵין סוֹמְכִין עַל הַנֵּס – man verlasse sich nicht auf ein Wunder – und trug das Seine dazu bei, Erfolg zu haben.

Frage der Woche: Warum sagte Jakow zu Lawan in Vers 30:30, dass Haschem ihn gesegnet hat לְרַגְלִי (wörtlich: zu meinen Füssen)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: An welchen anderen Stellen in der Tora sprechen die Stammväter vom Nehmen des Zehnten? Awraham gab den Zehnten an Malkitzedek (Bereschit 14:20) und Jakow versprach, Haschem den Zehnten zu geben, wenn Er ihn in Lawans Haus beschützt und in Frieden in sein Vaterhaus zurückkehren lässt (Bereschit 28:20-22).
Biographie der Woche

Rabbi Boruch Ber Leibowitz

Jahrzeit 5. Kislew

Rav Boruch Ber Leibowitz wurde 1863 in einem Vorort von Slutsk in Weißrussland geboren. Sein Vater förderte ihn zuerst und erkannte seine Hochbegabung. Der Junge wurde in die Jeschiwa nach Woloschin geschickt und wurde einer der engsten Schüler von Rav Chaim Soloveitchik (1853-1918). Die von Rav Chaim entwickelte Lernmethode des Talmudstudiums, den „Brisker Derech“, sollte er zeitlebens vertreten und auch in seinen Schriften darlegen.
Nach seiner Heirat wurde er zunächst Rabbiner von Halusk, wo er eine Jeschiwa gründete. 1904 wurde Reb Boruch Ber Rosch Jeschiwa der Jeschiwa Knesses Jisrael in Slabodka, einem Vorort von Kovno in Litauen. Während des Ersten Weltkrieges flüchtete er mit der Jeschiwa nach Minsk und später nach Krementschuk und Vilna. 1926 ließ sich die Jeschiwa in Kamenetz nieder, das in den Zwischenkriegsjahren zu Polen gehörte. Die relativ friedlichen Jahre dort endeten abrupt mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als Reb Boruch Ber mit seiner Jeschiwa ins noch unabhängige Litauen, in die Nähe von Vilna, floh. Dort starb er 1939.
Zu seinen Werken gehört Birkas Schmuel, ein Buch mit seinen Anmerkungen zum Talmud. Die Jeschiwa Kamenetz wurde von seinem Sohn Rav Jakow Mosche Leibowitz nach seiner Flucht in Jerusalem fortgeführt und besteht dort bis zum heutigen Tag.

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