Jul ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wa´etchanan 5778

Paraschat Wa’etchanan
Schabbat Nachamu
27./28. Juli 2018
16. Aw 5778

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Va’eschanan 5778

Dewarim 3:23 – 7:11
Haftara: Jeschajahu 40:1 –26
Die Parascha in Kürze

• Mosche fleht G-tt an, ihn nach Eretz Jisrael mitgehen zu lassen
• Mosche legt die drei Zufluchtsstädte jenseits des Jordan fest
• Wiederholung der Zehn Gebote
• Der erste Abschnitt des Sch‘ma Jisrael

Konzept der Woche
שְׁמַע יִשְׂרָאֵל ה‘ אֱלֹקֵינוּ ה‘ אֶחָד: וְאָהַבְתָּ אֵת ה‘ אֱלֹקֶיךָ בְּכָל־לְבָבְךָ וּבְכָל־נַפְשְׁךָ וּבְכָל־מְאֹדֶךָ:
„Höre Jisrael, Haschem ist unser G-tt, Haschem ist Eins. Du sollst Haschem, deinen G-tt, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (6:4-5)
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) sagt, dass die Mitzwa dieser Worte darin besteht, die Einheit Haschems anzuerkennen. Der Midrasch erklärt: „Von diesem Vers aus können wir den Ketzern antworten, die kundtun, es gebe zwei Mächte.“ Die zugrundeliegende Verpflichtung des Sch‘ma ist die Erkenntnis, dass alles Gute und Böse, das uns im Leben widerfährt, von einer einzigen Quelle kommt.
Der Sfas Emes (Rav Jehuda Leib Alter, zweiter Gerrer Rebbe, 1847-1905) sieht diesen Gedanken deutlich in den Worten des Verses. Wir sagen ה‘ אֱלֹקֵינוּ ה‘ אֶחָד – Haschem ist unser G-tt, Haschem ist Eins. Haschem, dessen Name Seine Eigenschaft der Barmherzigkeit ausdrückt, ist Elokeinu, womit Seine Eigenschaft der Gerechtigkeit verbunden ist. Wir enden mit der Aussage: ה‘ אֶחָד – Haschem ist Eins, und beziehen uns wiederum auf Seine Eigenschaft der Barmherzigkeit. Dies sagt uns, dass alles, was Er tut, sogar, was wir als hart oder tragisch empfinden, von Seiner Eigenschaft der Barmherzigkeit herrührt.
Rav Jehuda Leib Chasman (1869-1935) fragt, warum es nötig ist, unserer Akzeptanz Seiner Herrschaft die Worte: שְׁמַע יִשְׂרָאֵל – Höre Jisrael – vorauszuschicken? Sprechen wir mit jemand anderem als Haschem? Rav Chasman antwortet, dass wir in der Tat die ganze Nation ansprechen: das Sch‘ma ist eine öffentliche Erklärung unseres Glaubens. Es ist jedoch nicht nur ein Ausdruck unserer persönlichen Ansicht. Für alle hörbar tun wir kund, dass alles, was Er tut, von seiner Eigenschaft der Barmherzigkeit kommt und damit aus Seiner Liebe zu uns. Damit erfüllen wir noch einen anderen Aspekt dieser Mitzwa. Die Tora verlangt von uns nicht nur Haschem zu lieben – wir müssen uns auch in einer Art und Weise benehmen, die diese Liebe zeigt. Die Gemara definiert im Traktat Yoma 86a die Mitzwa folgendermaßen:ֹשֶׁיְהֵא שֵׁם שָׁמַיִם מִתְאַהֵב עַל יָדֶךָ – dass der Name des Himmels geliebt wird durch dich. Wir sind verpflichtet, uns so zu benehmen, dass andere Menschen veranlasst werden, Haschem zu lieben. Indem wir dies öffentlich bekennen, versichern wir nicht nur unseren eigenen Glauben, sondern helfen anderen, ihren Glauben an und ihre Liebe zu Haschem zu entwickeln.
Raschi erklärt, warum Liebe zu Haschem nötig ist: „Jemand, der aus Liebe dient, kann nicht mit jemandem verglichen werden, der aus Furcht dient. Wenn der Meister jemanden überlastet, der ihm aus Furcht dient, wird er verlassen werden.“ Im Gegensatz dazu steht jemand, der Haschem aus Liebe dient, denn er wird beständig sein, trotz aller Schwierigkeiten und Härten, denen er begegnen wird. Diese Art Dienst wird von uns erwartet, sagt die Gemara im Traktat Berachot 54a, und erklärt die Worte בְכָל־מְאֹדֶךָ – mit deiner ganzen Kraft: בְּכָל מִדָּה וּמִדָּה ֹשֶהוּא מוֹדֵד לָךְ הֱוֵי מוֹדֶה לוֹ – mit jedem einzelnen Maß, das Er Dir bemisst, sollst du Ihm danken. Die Gemara fährt fort: חַיּיָב אָדָם לְבָרֵך עַל הָרָעָה כְּשֵׁם שֶׁמְּבָרֵך עַל הַטוֹבָה – ein Mensch ist verpflichtet, Haschem zu segnen für das Schlechte wie für das Gute. Unsere Toraverpflichtung ist es, Ihn als die Quelle alles Guten und scheinbar Schlechten in unserem Leben zu erkennen und anzunehmen – dass sogar das vermeintlich Schlechte tatsächlich gut sein muss, weil es von Der Quelle kommt, die nur gut ist.
Rav Chasman meint, dass wir durch das Sch’ma-Sagen nicht nur G-ttes Herrschaft und Seine Einheit anerkennen, sondern uns auch verpflichten, uns so zu benehmen, dass daraus unsere Liebe zu Ihm ableitbar ist – gleichgültig, was uns im Laufe des Tages zustößt.

Frage der Woche: Warum sind der Buchstabe ע im Wort שְׁמַע und der Buchstabe ד im Wort אֶחָד in einem Sefer Tora größer als die anderen Buchstaben geschrieben? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Der Vers 1:37 gibt zu verstehen, dass Mosche wegen der Sünde der Meraglim Eretz Jisrael nicht betreten durfte. War die Ursache dafür nicht die Sünde von Mej Meriwa? Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) schreibt, dass Haschem Mosche für die Sünde von Mej Meriwa vergeben hätte, wenn die Sünde der Meraglim nicht gewesen wäre.

Biographie der Woche
Nachum Isch Gamsu
Jahrzeit 15. Aw

Nachum Isch Gamsu war ein Tanna, d.h. ein Tora-Gelehrter, dessen Meinungen in der Mischna vertreten ist. Er lebte im ersten Jahrhundert n.d.Z. und war ein Lehrer Rabbi Akivas. Er stammte aus der Stadt Gimso, die in der Nähe von Lod lag, aber er wurde vor allem Nachum Isch Gamsu genannt, weil er bei allem, was geschah, ob gut oder weniger gut, zu sagen pflegte: „גַם זוּ לְטוֹבָה – auch dies ist zum Guten!“ Er war ein so vollkommener Zaddik, dass der Talmud im Traktat Taanit 21a von seiner Reise nach Rom erzählt, auf die er von den Juden in Eretz Jisrael mit einem Geschenk für den Kaiser geschickt wurde. Man hatte ihn ausgewählt, weil ihm gewöhnlich Wunder geschahen.
Auf dem Weg tauschten die Menschen in der Herberge, in der er übernachtete, die Edelsteine und Perlen in seiner Truhe gegen Erde aus. Als Nachum vor den Kaiser trat und er die Erde sah, tobte der römische Herrscher und wollte alle Juden töten, weil sie ihn mutmaßlich verspotteten. Nachum drohte die Hinrichtung, aber er sagte wie gewöhnlich: „Auch dies ist zum Guten.“ Es erschien Elijahu HaNawi in der Gestalt eines römischen Offiziellen und erklärte dem Kaiser, dass diese Erde vielleicht von der Erde stammt, die Awraham im Krieg gegen die vier Könige (siehe Bereschit Kapitel 14) geworfen hatte und die sich in Schwerter verwandelt hatten. Die Römer benutzten Nachums Erde im Kampf um eine Stadt, die sie schon lange versucht hatten einzunehmen, und endlich gelang es ihnen. Reich beschenkt kehrte Nachum Isch Gamsu heim.
Gegen Ende seines Lebens berichtet die Gemara, dass Nachum Isch Gamsu völlig verkrüppelt und sein ganzer Körper mit Geschwüren übersät war. Maharscha (Rav Schmuel Eidels, 1555-1631) erklärt, dass ein vollkommener Zaddik sich wünscht, in dieser Welt selbst für die kleinste Sünde bestraft zu werden, um dann ohne Tadel in die Kommende Welt zu gehen.
Nachum Isch Gamsu starb im frühen 2. Jahrhundert und ist in Safed begraben, wo man sein Grab noch heute besuchen kann.
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