Feb ‍‍2020 - תשף / תשפא

Daf Paraschat Mischpatim 5780

Paraschat Mischpatim
Paraschat Schekalim
Schabbat Mewarchim

21./22. Februar 2020
27. Schwat 5780

Schmot 21:1 – 24:18
Maftir Schmot 30:11-16
Haftara: Melachim II 11:17– 12:17

Sie können dieses Daf hier als pdf herunterladen: Daf Mishpatim 5780

Die Parascha in Kürze

• Gesetze über den jüdischen Knecht; Strafen für Mord, Totschlag, Diebstahl; Schadensersatzregelungen für Personen und Sachen; Gebot eines unabhängigen Rechtssystems
• Gesetze über das Schmitta-Jahr, Schabbat und die drei Wallfahrtsfeste
• G-ttes Versprechen, das jüdische Volk nach Eretz Jisrael zu bringen
• G-tt gebietet Mosche, auf den Berg Sinai hinaufzugehen, um ihn die Tora zu lehren

Konzept der Woche
מִדְּבַר־שֶׁקֶר תִּרְחָק וְנָקִי וְצַדִּיק אַל־תַּהֲרֹג כִּי לֹא־אַצְדִּיק רָשָׁע:

„Halte dich fern von einem Wort der Lüge; und einen Unschuldigen und einen Freigesprochenen lasse nicht hinrichten, denn Ich werde einen Schuldigen nicht freisprechen.“ (23:7)

Wenn zwei Männer vor dem Richter erscheinen und der eine Kontrahent ärmlich gekleidet ist, während sein Gegenspieler wohlhabend aussieht, so sagt uns die Gemara im Traktat Schewuot 31a, dass der eine wie der andere gekleidet werden müsse – entweder beide ärmlich oder beide luxuriös. Raschi folgert aus dem Scenario, dass ein ärmlich gekleideter Mensch weniger Selbstbewusstsein gegenüber einem gutgekleideten Menschen empfindet und sich daher schlechter vor Gericht vertritt. Daher sollen, laut Raschi, beide gutgekleidet auftreten, so dass sich der Arme besser fühlt und beide gleichbehandelt werden. Selbst der gelehrteste, ehrlichste und mit dem besten Ruf versehene Richter könnte vielleicht durch solche Äußerlichkeiten beeinflussbar sein und daher möchte man möglichst alle Eventualitäten ausschließen.
Unsere Weisen haben auf psychologischer Ebene erkannt, dass selbst die integerste Person von seiner eigenen Wahrnehmung beeinflusst werden kann. Rabbiner Leib Chasman (1869-1935), ein einflussreicher Mussar-Gelehrter, leitet aus מִדְּבַר־שֶׁקֶר תִּרְחָק („halte dich fern von einem Wort der Lüge“) ab, dass nicht nur Lügen und Betrügen damit gemeint sind, sondern alles, wovon man getäuscht und was verzerrt werden kann, wodurch man seine Verpflichtungen im Leben nicht erfüllt oder man vom richtigen Pfad abweicht. Im ewigen Kampf mit seinem eigenen Jetzer Hara (böser Trieb) ist die freie Wahl eines Menschen wie ein Richter, der von den schön ausstaffierten Argumenten des Jetzer Hara beeinflusst wird, die ihm ein wundervolles Bild des angenehmen Lebens zeichnen und den Menschen auf seine Seite zu ziehen versuchen. Der Jetzer Hatov (guter Trieb) hingegen gibt sich wie ein Bettler und hat nur die ewigwährende Glückseligkeit der kommenden Welt zu offerieren. Wie kann sich dann ein Mensch richtig entscheiden? Rav Chasman basiert seine Antwort auf der Gemara im Traktat Brachot 5a und sagt, dass man zuerst den Jetzer Hara kontinuierlich in sich bekämpfen muss. Er sieht die Situation wie der Richter, der niemandem den Vorzug geben darf. Wenn der Mensch auf diese Art und Weise den Jetzer Hara bezwingen kann und nicht vom richtigen Weg abweicht, hat er sein Ziel erreicht. Wenn er aber den Sog des Jetzer Hara beständig fühlt, soll er sich dem Torastudium widmen und versuchen, die Süße des Lernens zu spüren. Damit kleidet er den Jetzer Hatov in prachtvolle Gewänder – und beide sind dadurch gleichgut gekleidet. Aber wenn das Lernen nicht ausreicht, soll er das Kriat Schma sagen und sich darauf einlassen zu fühlen, wie angenehm es ist, Haschem zu dienen. Sollte auch das nicht helfen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das schöne Gewand des Jetzer Hara zu zerreißen und ihn in Fetzen dastehen zu sehen, so dass beide gleich schlechtgekleidet sind. Dann wird er sich an seine eigene Sterblichkeit erinnern und wissen, dass er nur Mitzwot und gute Taten mitnehmen kann in die kommende Welt, nicht Ansehen und Reichtum. Damit wird er endlich fähig sein, das richtige Urteil zu fällen und auf dem Pfad der Rechtschaffenheit zu gehen.

Frage der Woche: Warum betont die Tora in Vers 22:21 כָּל־אַלְמָנָה וְיָתוֹם לֹא תְעַנּוּן, dass kein Witwe oder Waise gepeinigt werden darf? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Unter welchem Namen erwähnt die Tora Mirjams Rolle als Hebamme für die jüdischen Frauen? Raschi erklärt zu Vers 1:15 in Sefer Schmot, dass die Hebamme Puah tatsächlich Mirjam war. Der Name ‚Puah‘ bedeutet, dass die Hebamme den neugeborenen Babys zurief, mit ihnen sprach und sich mit ihnen unterhielt, wie es Frauen tun, die ein weinendes Kind besänftigen.
Biographie der Woche

Rav Mosche ben Jonathan Galante

Rav HaMagen

Jahrzeit 21. Schwat

Rav Mosche Galante wurde 1620 in Tzfat geboren. Sein Großvater war Rav Mosche ben Mordechai Galante, der mit nur 22 Jahren von Rav Joseph Karo (1488-1575) in Tzfat zum Rabbiner ordiniert worden war und der die Nachfolge Rav Karos als Rabbiner von Tzfat antrat. Die Familie Galante war bei der Vertreibung der Juden aus Spanien nach Rom verschlagen worden, wo sie den Namen Galante annahm. Von dort zogen Teile der Familie nach Eretz Jisrael.
Rav Mosche ben Jonathan Galante war ein großer Toragelehrter, der schon zu Lebzeiten große Anerkennung genoss. Im Alter von Mitte Dreißig zog Rav Galante nach Jerusalem und wurde dort 1674 Rosch Jeschiwa. Er schrieb ein Werk mit tausend Responsen Elef HaMagen und weitere Werke zu Talmud und Halacha. Aus großer Bescheidenheit wollte er nicht den Titel des Oberrabbiners von Jerusalem annehmen. Stattdessen wurde er Rischon LeZion (Erster in Zion) genannt – ein Titel, den von dann an alle sephardischen Oberrabbiner von Jerusalem trugen. Zu seinen Schülern gehört Rav Chiskia da Silva (1659-1698), der Autor des Pri Chadasch (Kommentar zu einem Teil des Schulchan Aruch).
Rav Galante starb 1689 in Jerusalem.

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