Aug ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Ki Tawo 5778

Paraschat Ki Tawo
31. August/1. September 2018
21. Elul 5778

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Ki Savo 5778

Dewarim 26:1 – 29:8
Haftara: Jeschaja 60:1 – 22

Die Parascha in Kürze

• Gesetze über die Erstlingsfrüchte und den Zehnten für die Armen
• Mosches Ankündigung des Segens für die Einhaltung der Toragesetze
• Mosches Ankündigung der Flüche für das Ignorieren der Toragesetze

Konzept der Woche
בָּרוּךְ אַתָּה בְּבֹאֶךָ וּבָרוּךְ אַתָּה בְּצֵאתֶךָ:

„Gesegnet bist du bei deinem Eingehen, gesegnet bei deinem Ausgehen.“ (28:6)

Raschi erklärt diesen Vers auf der Grundlage der Gemara im Traktat Bawa Metzia 107a und sagt, dass „dein Scheiden von der Welt wird ohne Sünde sein wie dein Eintritt in die Welt.“ In der Gemara erklärt Rabbi Jochanan weiter, dass so wie des Menschen Ankunft in der Welt ohne Sünde war, so möge der Abschied von der Welt ohne Sünde sein. Maharscha (Rav Schmuel Eidels, 1555-1631) führt Misrachi an (Rav Elijahu Misrachi, 1455-1525), der erklärt, dass Rabbi Jochanans Erklärung auf der Reihenfolge der Worte im Vers beruht. Normalerweise ist das Haus eines Menschen der Bezugspunkt für jegliches Ein- oder Ausgehen. Es würde also näherliegen, wenn der Vers einen Juden zuerst beim Ausgehen und dann bei der Rückkehr ins Haus segnen würde. Daraus folgert Rabbi Jochanan, dass es sich nicht um das tägliche Verlassen und Rückkehren nach Hause handeln kann, sondern dass hier das Kommen und Gehen des Lebens an sich gemeint ist.
Viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) benennen das Prinzip, dass man die Stelle in der Tora ansehen muss, an dem ein Konzept zuerst erwähnt wurde, um einschätzen zu können, welche Tiefgründigkeit diese Idee hat. Man muss zu den Wurzeln einer Idee zurückgehen und diese sind bei der ersten Erwähnung in der Tora zu finden. Wo ist also zum ersten Mal in der Tora die Rede davon, Kinder in die Welt zu bringen? Wir finden es im Sefer Bereschit, als Haschem überhaupt zum ersten Mal mit der Menschheit spricht. ER spricht zu Adam und Chawa dort über die Mitzwa, Kinder zu gebären. Daraus kann man erkennen, dass Haschem uns damit eine fundamentale Aufgabe erteilt hat. Die nächste Generation heranzuziehen, ist die Grundlage der menschlichen Existenz. Es ist ebenso die Wurzel der Beziehung zwischen G-tt und dem Menschen.
Die Tora sagt in Vers 1:27 in Sefer Bereschit: וַיִּבְרָא אֱלֹקִים אֶת־הָאָדָם בְּצַלְמוֹ בְּצֶלֶם אֱלֹקִים בָּרָא אֹתוֹ – und G-tt schuf den Menschen in Seinem Ebenbilde, im Ebenbilde G-ttes schuf Er ihn. Was bedeutet „Sein Ebenbild“? Wie kann ein Mensch jemals wie Haschem werden? Eine Facette der Antwort auf diese schwere Frage ist, dass wir G-tt in seiner Rolle des Gebenden nachahmen. Haschem hat uns nicht nur unser Leben gegeben, sondern Er sorgt dafür, dass jeder von uns sein Auskommen hat. Er hat uns die Tora gegeben, die unser Leitfaden für ein Leben in Seinem Sinne ist. In der Tora gibt es zahlreiche Mitzwot, die uns dazu anhalten, Bedürftigen zu geben, Notleidenden zu helfen und selbst unserem ärgsten Feind in der Not beizustehen. Alles erdenklich Mögliche für seine Kinder und Enkelkinder zu tun, liegt in der Natur der meisten Menschen, aber darüber hinaus über alle Widrigkeiten hinwegzusehen und dem Waisenkind oder dem Fremdling mit Güte und einem Lächeln eine helfende Hand zu offerieren, ist schon weitaus schwieriger. Die Tora verpflichtet sogar einen Kohen Gadol, den Hohepriester, der die wichtigste Aufgabe im Tempel an Jom Kippur innehatte, sich durch die Leiche eines Toten, der allein auf weiter Flur liegt und kein anderer Mensch weit und breit zu sehen ist, unrein zu machen und ihn zu beerdigen. Ein Toter kann sich dafür nicht mehr bedanken und eine solche Tat ist die ultimative Selbstlosigkeit.
David HaMelech sagt in Tehillim 89:3: עוֹלָם חֶסֶד יִבָּנֶה – die Welt ist auf Güte aufgebaut. Die Bestimmung des jüdischen Menschen ist es, Güte und damit G-ttlichkeit in die Welt zu bringen. Dazu gehören auch Mitzwot wie Torastudium, das Hüten des Schabbats und der Feiertage oder das Einhalten der Koschergesetze. Aber das Schlüsselelement für einen Juden ist der freundliche, respektvolle und großzügige Umgang mit dem Mitmenschen. Damit ahmen wir G-tt nach, der uns ohne Selbstzweck mit Güte und Großmut überschüttet.
Es sind nicht mehr viele Tage bis Rosch Haschana und täglich nach dem Schacharitgebet (an Wochentagen) ruft uns das Schofar mit seinem eindringlichen Ton zur Teschuwa auf. Wir wollen gern noch mehr Mitzwot auf die Waagschale werfen, wenn wir vor unserem höchsten Richter stehen. Vielleicht können wir die nächste Gelegenheit wahrnehmen, einem Bedürftigen beizustehen und so die Welt zu einem Ort mit mehr G-ttlichkeit machen?

Frage der Woche: Welches andere „Kommen und Gehen“ wird mit diesem Vers angedeutet? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Auf welche Vögel bezieht sich die Mitzwa von ‚Schiluach HaKen‘? Der Midrasch erklärt, dass alle koscheren Vögel damit einbezogen werden.
Biographie der Woche

Rabbi Jakow ben Mosche HaLevi Molin

Maharil

Jahrzeit 21. Elul

Rav Jakow ben Mosche HaLevi Molin wurde um 1360 in Mainz geboren. Sein Vater war der Rabbiner von Mainz und auch der erste Lehrer seines Sohnes. Er heiratete die Tochter des Rabbiners Mosche Neumark in Wien und lernte dann weiter bei Rav Schalom ben Jitzchak (gestorben ca. 1413) in Wiener Neustadt, was im heutigen Niederösterreich liegt.
1387 trat er die Nachfolge seines Vaters als Rabbiner von Mainz an. Er stand dort einer Jeschiwa vor, die viele Schüler anzog. Er war ein sehr anerkannter Toragelehrter und es sind Responsen von ihm überliefert, die ein Licht auf die Judenverfolgungen zu seinen Lebzeiten in Österreich, Böhmen und im Rheinland werfen, wohin die Hussitenkriege, die 1419 begannen, auch ihre Auswirkungen hatten. Sie befassen sich u.a. mit Fragen zu Waisen, Witwen, Agunot, Erbangelegenheiten und Trauer.
Maharil, das Akronym seines Namens, war ein sehr einflussreicher Rabbiner, dessen Werke bis heute studiert werden. Sein Sefer Maharil beschreibt die Minhagim (Bräuche) der westeuropäischen Juden und wurde im 16. Jahrhundert vom Rema (Rav Mosche Isserles, 1530-1572) sehr oft in seinen Anmerkungen zum Schulchan Aruch zitiert. Somit sind viele aschkenasische Minhagim auf die Gebräuche im ausgehenden Mittelalter zurückzuführen.
Auch in der Musik erwarb sich der Maharil Verdienste. Er fungierte zusätzlich als Chasan und bestand darauf, dass die traditionellen Gesänge der Mainzer Gemeinde für immer erhalten bleiben. Tatsächlich hat man diese Tradition bis zum Zweiten Weltkrieg fortgeführt.
Maharil starb 1427 in Worms, wo man noch heute sein Grab besuchen kann.
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