Sep ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Ki Tawo 5778

20./21. September 2019
21. Elul 5779

Dewarim 26:1 – 29:8
Haftara: Jeschaja 60:1 – 22

Hier können SIe sich das DAF als pdf herunterladen:Daf Ki Savo 5779

Die Parascha in Kürze

• Gesetze über die Erstlingsfrüchte und den Zehnten für die Armen
• Mosches Ankündigung des Segens für die Einhaltung der Toragesetze
• Mosches Ankündigung der Flüche für das Ignorieren der Toragesetze

Konzept der Woche
תַּחַת אֲשֶׁר לֹא־עָבַדְתָּ אֶת־ה‘ אֱלֹקֶיךָ בְּשִׂמְחָה וּבְטוּב לֵבָב מֵרֹב כֹּל:
„Weil du Haschem, deinem G-tt nicht gedient hast in Freude und in Herzensglück aus Überfluss an allem.“ (28:47)

Viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) merken an, dass dieser Vers die Erklärung für die vielen gravierenden Strafen liefert, die die folgenden Verse ausführen. Die Tora sagt uns hier, dass die Strafen und Flüche aus fehlenderשִׂמְחָה – Freude – resultieren, die die Ausführung der Mitzwot begleiten sollte.
Meschech Chochma (Rav Meir Simcha of Dvinsk, 1843-1926) hat einen anderen Ansatz zu diesem Vers und sagt, dass dieser Vers als zweiteilig betrachtet werden kann: Zuerst sagt die Tora, dass der Grund für die Strafen darin bestehe, nicht Haschem gedient zu haben. Dann erklärt die Tora, dass der Grund, nicht Haschem gedient zu haben, war: בְּשִׂמְחָה וּבְטוּב לֵבָב מֵרֹב כֹּל – in Freude und in Herzensglück aus Überfluss an allem – d.h. deine Freude kam rein vom Materiellen und ist die Freude der Nationen, wie der Prophet Hoschea (9:1) sagt: אַל־תִּשְׂמַח יִשְׂרָאֵל אֶל־גִּיל כָּעַמִּים – Freue dich nicht, Jisrael, wie die Freuden der Völker. Diese sind nur glücklich bei einer Fülle von Genüssen. Ein Jude sollte allerdings sein Leben bescheiden und nicht genussorientiert verbringen, wie es in Pirkej Awos (4:5) heißt: אֵיזֶהוּ עָשִׁיר הַשָמֵחַ בְּחֶלְקוֹ – Wer ist reich? Der sich mit seinem Anteil freut.
Der Meschech Chochma erklärt weiterhin einen anderen Vers, der zu Beginn dieser Parascha über das Darbringen der Erstlingsfrüchte spricht (26:11): וְשָׂמַחְתָּ בְכָל־הַטּוֹב אֲשֶׁר נָתַן־לְךָ ה‘ אֱלֹקֶיךָ – du sollst dich freuen mit allem Guten, das dir Haschem, dein G-tt, gegeben hat. Mit diesem Vers kann ein weiterer Aspekt erklärt werden: ein Mensch soll sich in erster Linie nicht an seinem tatsächlichen Besitz freuen, sondern an der Tatsache, dass Haschem ihn ihm gegeben hat. Das Faktum, dass Haschem dies getan hat, muss bedeuten, dass Er ihm gewogen war, und ergibt somit die Basis für Freude.
Maggid Mischne (Rav Vidal von Tolosa, spanischer Rabbiner des 14. Jahrhunderts) vertritt die Ansicht, dass, wenn ein Mensch eine Mitzwa mit Freude ausführt, er damit beweist, Haschem zu dienen, denn er zeigt dadurch, dass er sich nicht dazu gezwungen fühlt, sondern versteht, dass es kein größeres Glück auf der Welt gibt, als seinem Schöpfer zu dienen. Dies ist der wahre Grund der Schöpfung.שִׂמְחָה ist also der Gradmesser, ob jemand wirklich Haschem dient oder lediglich die Gesetze und Mitzwot aus Gewohnheit einhält, ohne wirklich zu schätzen, was er tut. Dementsprechend können wir verstehen, dass jemand, der Mitzwot ohne Freude tut, in Wirklichkeit dafür bestraft wird, Haschem nicht zu dienen. Ihm fehlt nämlich die zugrundeliegende Absicht, auf der wirklicher G-ttesdienst basieren sollte.

Frage der Woche: Auf welchen Teil des Dienstes im Bet HaMikdasch (Tempel) wird mit Vers 28:47 angespielt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum muss eineאֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר – Frau von schöner Gestalt – sich ihr Kopfhaar scheren? Es ist möglich, dass es ihr Haar war, das den jüdischen Soldaten verlockt hat. Sie muss es scheren, damit diese Anziehung vielleicht nachlässt.
Biographie der Woche

Rabbi Yosef Shlomo Kahaneman

Jahrzeit 20. Elul

Rav Yosef Shlomo Kahaneman wurde 1886 in der kleinen litauischen Stadt Kuhl geboren. In seiner Jugend trugen die Rabbiner der Telsche Jeschiwa Rav Eliezer Gordon (1841-1910) und Rav Shimon Shkop (1860-1939) grundlegend zu seiner Entwicklung bei. Später lernte er unter dem Chofetz Chaim (Rav Jisrael Meir Kagan, 1839-1933) drei Jahre in der Radun Jeschiwa und wurde nach seiner Heirat 1911 Rabbiner von Vidzh.
1919 wurde er nach Ponevezh berufen, das eines der bedeutendsten Tora-Zentren Litauens war. Dort trug er zum Aufbau von drei Jeschiwot bei und war auch an der Gründung einer Schule und eines Waisenhauses beteiligt. Er war Mitglied des litauischen Parlaments und musste erkennen, dass bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sein Werk in Litauen nicht fortgesetzt werden konnte.
Er wanderte 1940 nach Israel aus und baute dort Kiryat HaYeshiva in Bnei Brak auf, wozu auch einige Waisenhäuser gehörten. Es gelang ihm, die Ponevezh Jeschiwa in Bnei Brak wiederzubegründen und sie zu einer der größten und bedeutendsten Jeschiwot zu machen.
Rav Kahanemann kümmerte sich sehr um Waisen – Kriegswaisen der Schoa, die teilweise über Persien aus Europe geflüchtet waren. Er besaß außerordentliche ethische Werte, die er lebte, selbst wenn er dadurch finanzielle Einbußen erlitt. Dazu gehörte, dass er von seinen Unterstützern nur „koscheres“ Geld annahm, d.h. Geld, das auf legalem Wege verdient worden war.
Rav Kahanemann starb 1969 in Bnei Brak.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2019