Sep ‍‍2019 - תשעט / תשף

Slichot

Seit Beginn der Monats Elul befindet sich man im Prozess des Nachdenkens und des Prüfens der eigenen Wege im Leben. Die Stimme des Shofars weckt uns und erinnert uns, dass Rosch haSchana schon bald da ist.
Nachdenken ist ein sehr natürlicher Prozess bei jedem Menschen, allerdings kommt es durch viele Lebensereignisse und unterschiedliche Beschäftigungen nicht so oft dazu, einen Prozess der Veränderung und der Verbesserung bei sich zu schaffen.
Zur Tshuwa bedarf es viel Kraft. Erst einmal muss man seine Fehler überhaupt anerkennen. Einfach es ist aber nicht. Oft sieht man den eigenen Fehler nicht oder man beschuldigt andere Menschen für die Ergebnisse der eigenen Taten. Falls man es aber schon geschafft hat, seine Fehler zu erkennen, ist es noch ein langer Weg, bis man die Bedingungen schafft, um sie nicht mehr zu wiederholen. Dafür braucht man vor allem starken Willen, um gegen die eigenen Gewohnheiten in der Zukunft stark zu bleiben. Die Bitte um Verzeihung beschämt uns sehr. Es gehört zur Ebene „zu viel“. Nicht nur dass ich meine Fehler erkannt habe, soll ich dies jetzt auch noch jemandem erzählen?!… Zugeständnisse sind nicht einfach, allerdings beichtet man seine eigenen Fehler vor G“tt alleine, und nur falls man andere Menschen verletzt und geschädigt hat, muss man diese aufrichtig um Verzeihung bitten.
Die Slichot-Gebete sollen unsere Gefühle bewegen und unseren Geist zum Nachdenken bringen. Daher werden sie in der Regel an Motzaei Schabbat vor Rosch haSchana begonnen. Falls es aber weniger als 4 Tage von Schabbat bis Rosch haSchana sind, beginnen sie wie dieses Jahr (5779) eineinhalb Wochen davor. So wie man im Tempel das geopferte Tier 4 Tage davor nach Verletzungen, die es nicht koscher machen, untersucht hat, so prüfen wir uns selbst auch mindestens 4 Tage vor Rosch haSchana. Die sfardischen Gemeinden beginnen schon ab dem zweite Tag des Monats Elul mit den Slichot.
Alle Slichot werden im Plural gesprochen. Nicht weil man selbst so gut ist, sondern weil man wie bei allen unseren Gebeten nicht nur für sich, sondern für die gesamte Menschheit betet. Viele der Slichot wurden im aschkenasischen Sprachraum – in Mainz und weiteren Städten, wo das Judentum sehr lebendig war, geschrieben. Die Sprache ist sehr poetisch, und oft können die Texte erst nach einer Vertiefung in den Text oder seine Kommentatoren verstanden werden.
Die 3 bekanntesten Elemente und Motive der Slichot sind folgende:
1) Salachti! Die Bekanntmachung G“ttes an Mosche, dass Er dem Volk seine Sünden-damals das Goldene Kalb – verzeiht, wird hier gesprochen. Das motiviert uns und erklärt das Wesen der Tfilot -der Gebete, in denen wir beten, dass unsere Sünden nicht zurückkehren, sondern bei G“tt landen und Er uns danach verzeiht. Egal wie schlimm unsere Taten gewesen sind, es ist immer möglich sich zu bekehren.
2) 13 Midot-die 13 Eigenschaften G“ttes werden zwischen jedem Slicha-Abschnitt gesprochen. Die Bitte um Barmherzigkeit und das Verständnis, dass ER auf dem Thron der Barmherzigkeit sitzt und uns versöhnt, bringt uns dazu, Ihn anzurufen und Ihn zu erinnern, dass uns 13 Offenbarungsmöglichkeiten bekannt sind, und wir bitten Ihn, uns damit unsere Fehler zu vergeben.
3) Schma Kolenu ist ein Sammlung von Versen, die Ihn bitten, uns zuzuhören. Der Höhepunkt dieser Verse lautet: Schleudre nimmer fort mich zur Zeit des Alters, wann meine Kraft dahin ist, verlasse mich nimmer! (Psalm 71,9)