Mrz ‍‍2020 - תשף / תשפא

Daf Paraschat Wajakhel-Pekudei 5780

Paraschat Wajakhel/Pekudej
Paraschat Hachodesch
Schabbat Mewarchim
20./21. März 2020
25. Adar 5780

Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Vayakhel-Pekudei 5780

Schemot 35:1 – 40:38
Maftir: Schemot 12:1-10
Haftara: Jecheskel 45:16-46:18

Die Parascha in Kürze
• Die Mitzwa, den Schabbat zu halten, wird wiederholt
• Mosches Aufruf an das Volk, die Materialien für den Mischkan zu spenden, findet großen Widerhall und wird im Übermaß erfüllt
• Bezalel und Oholiav werden als oberste Kunsthandwerker eingesetzt und überwachen die Ausführung der Arbeiten
• Der Mischkan wird mit seinen Geräten gebaut
• Die Kleidung des Kohen Gadol und der Kohanim wird hergestellt
• Der Mischkan wird am 1. Nissan, fast ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten, eingeweiht

Konzept der Woche
וַיַּעַשׂ בַּדֵּי עֲצֵי שִׁטִּים וַיְצַף אֹתָם זָהָב: וַיָּבֵא אֶת־הַבַּדִּים בַּטַּבָּעֹת עַל צַלְעֹת הָאָרֹן לָשֵׂאת אֶת־הָאָרֹן:
„Er machte Stangen von Schittimholz und überzog sie mit Gold, und brachte die Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, um die Lade zu tragen.“ (37:4-5)

In den beiden Paraschot Wajakhel und Pekudej lesen wir über die Umsetzung aller Gebote zum Bau des Mischkans (Stiftszelts), die in den Paraschot Teruma und Tetzawe aufgeführt wurden. In den Versen 25:13-15 ist von den mit Gold überzogenen hölzernen Stangen die Rede, die in die an den Seiten des Aron (Bundeslade) angebrachten goldenen Ringe eingeführt werden und immer darin verbleiben sollen. Damit wird der Aron, der die Tafeln mit den zehn Geboten und eine Torarolle enthält, beim Zug durch die Wüste getragen.
In den obigen Versen vernehmen wir, dass Bezalel diese Stangen genau nach Vorschrift angefertigt hat. Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) erklärt, dass die Bestimmung und Aufgabe der בַּדִּים (Badim) darin besteht, „die Lade und ihren Inhalt auch über die Grenze ihres gegenwärtigen Standortes, wenn es sein muss, fortzutragen und die Bestimmung, dass diese Traghebel nie fehlen durften, hielt somit für alle Zeit von vornherein die Wahrheit gegenwärtig: dass dieses Gesetz und seine Aufgabe nicht an die Scholle gebunden sei, auf welcher zur Zeit der Tempel und sein Heiligtum stehe.“ Das bedeutet, dass der Aron mit der Tora zwar im Allerheiligsten des Mischkans und später des Tempels stand, aber das darin enthaltene Gesetz der Tora nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Es war eine Mitzwa, in jedem Jahr zu Pessach, Schawuot und Sukkot zum Tempel nach Jerusalem zu pilgern, aber, wie wir alle wissen, wurde zwar vor fast zweitausend Jahren der Tempel zerstört, die Tora jedoch war immer mit dem jüdischen Volk eng verbunden.
Seit mehr als zweitausend Jahren wird an drei Tagen in der Woche aus der Tora gelesen, wofür man einen Minjan braucht – ein Quorum von mindestens zehn erwachsenen jüdischen Männern. Das gemeinsame Gebet, Toralesen und Toralernen hat vor allem in der Diaspora seit der Zerstörung des Tempels immer eine zentrale Rolle im jüdischen Alltag gespielt. Toratreue jüdische Männer haben seit jeher ihren ganzen Tagesablauf um die drei obligatorischen Gebete organisiert. Und plötzlich, seit etwa einer Woche, ist es an den meisten Orten in der jüdischen Welt anders. Synagogen sind geschlossen und die meisten Männer, die täglich mit einem Minjan gebetet haben, beten nun allein zu Hause. Die Pandemie, die das Coronavirus verursacht hat, hat das Unvorstellbare auch im religiösen Bereich zur Realität gemacht. Wir sind an unser Haus gebunden, manche Menschen dürfen es überhaupt nicht verlassen, andere haben mehr oder weniger strenge Auflagen für eventuelle Exkursionen.
Die Gemara sagt im Traktat Pessachim 88a, dass es Jakow war, der den Ort, wo G-tt mit ihm gesprochen hatte, Bet-El nannte. In Vers 28:17 in Sefer Bereschit sagt Jakow: אֵין זֶה כִּי אִם־בֵּית אֱלֹקִים וְזֶה שַׁעַר הַשָּׁמָיִם – nicht anders ist dies, als: G-ttes Haus! Und dies eine Pforte zum Himmel! Rabbiner Hirsch erklärt, dass Jakow erkennt, ihm wurde nichts anderes als G-ttes Haus gezeigt, was gleichzeitig die Pforte des Himmels war. Weiter sagt Rabbiner Hirsch, dass ein Haus, in das G-tt einzieht, weil darin ein gottgefälliges Leben gelebt wird, eine Pforte des Himmels ist.
So wie die Tora, die im Aron ruhte, mit den Stangen bei Bedarf getragen wurde und den Ort wechselte, so verweilt sie auch heute mit uns. In unseren Häusern haben wir die Gelegenheit, mehr Heiligkeit durch unsere täglichen Gebete zu verbreiten. Wir können unsere Häuser in Miniatursynagogen verwandeln und auch in Orte intensiven Torastudiums, wofür vor allem diejenigen, die in Quarantäne sein müssen, mehr Zeit haben als sonst. Inmitten großer Unsicherheit für die Zukunft kann es uns so gelingen eine Öffnung zu schaffen, die zur Pforte des Himmels wird.
Gleichzeitig beten wir inständig, dass es G-ttes Wille sein möge, die Kranken zu heilen und das Virus unter Kontrolle zu bringen. Dann werden wir auch wieder in unsere Synagogen und Jeschiwot zurückkehren können. Ein wenig von der Heiligkeit wird unseren Häusern, so G-tt will, weiter anhaften.

Frage der Woche: Wie ähnelten die Erbauer des Mischkans und des Tempels einander? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Mussten Kohanim und Levi’im auch den Machatzit HaSchekel geben? Ja (siehe Rambam, Hilchot Schekalim 1:7)
Biographie der Woche

Rabbi Schlomo HaKohen Rabinowicz

Tiferes Schlomo

Jahrzeit 29. Adar

Rabbi Rabinowicz wurde 1801 in Włoszczowa/Polen als Sohn eines Rabbiners geboren. Schon in jungen Jahren stellte sich seine außerordentliche intellektuelle Begabung heraus und er verfügte bereits im Bar Mitzwa-Alter über immenses Wissen. Er wurde ein Anhänger von Rav Meir von Apta (1760-1831), einem Schüler des Choseh von Lublin (1745-1815), und verschrieb sich somit der chassidischen Idee.
1834 wurde er Rabbiner von Radomsk und genoss dort großes Ansehen. 1843 begründete er die chassidische Dynastie von Radomsk und hatte bald Tausende von Anhängern. Er zeichnete sich durch sehr große Gelehrsamkeit aus, aber kümmerte sich gleichzeitig um die elementaren Bedürfnisse aller Juden von Radomsk – ob chassidisch oder nicht. Auch seine wunderschöne und kräftige Singstimme zog viele Menschen an und er komponierte viele Melodien für Schabbat und Feiertage. Bis heute werden sie nicht nur von Radomsker Chassidim gesungen.
Er verfasste Texte zum Chumasch und den Feiertagen, die unter dem Titel Tiferes Schlomo nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Dieses Werk ist zu einem Standardtext des chassidischen Gedankenguts geworden. Er starb 1866 in Radomsk.
Ihm folgten sein Sohn, Enkel und Urenkel in der Führung der Radomsker Chassidim nach und unter ihnen entwickelte sich die Radomsker Chassidut zur bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges drittgrößten chassidischen Gruppe in Polen.
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