Mrz ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Tzaw 5776

Paraschat Tzaw

Daf Tzav 5776

Wajikra 6:1 – 8:36
Haftara: Jirmijahu 7:21 – 8:3, 9:22-23

25./26. März 2016
16. Adar II 5776

Die Parascha in Kürze
 Weitere Details über das Darbringen der
Opfer im Mischkan und die Rolle des Kohen
Gadol und der Kohanim werden beschrieben
 Die Kohanim werden während sieben Tagen
durch Mosche in den Tempeldienst eingeführt

Konzept der Woche
דַּבֵּר אֶל־אַהֲרֹן וְאֶל־בָּנָּיו לֵּאמֹר זֹאת תּוֹרַּת הַּחַּטָּאת
בִּמְקוֹם אֲשֶר תִּּשָּחֵּט הָּעֹלָּה תִּּשָּחֵּט הַּחַּטָּאת לִּפְנֵּי ה‘
קֹדֶש קָּדָּשִּים הִּוא:
„Sprich zu Aron und seinen Söhnen: dies sind die Vorschriften für
das Sündopfer: an dem Ort, an dem das Ganzopfer geschlachtet
wird, soll das Sündopfer vor Haschem geschlachtet werden
(6:18).“
Das Gesetz ist also, dass das חַּטָּאת – das Sündopfer – im
nördlichen Teil des Innenhofes im Mischkan geschächtet werden
muss: genauso wie das עֹלָּה – das Ganzopfer. Warum formuliert
die Tora in obigem Satz dann nicht einfach, dass es im Norden
geschlachtet werden soll und bringt es stattdessen mit dem עֹלָּה
in Verbindung, das an nämlicher Stelle geschächtet wird?
Kli Yakar (Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619)
erklärt, dass diese beiden Opfer in Wirklichkeit zueinander in
Beziehung stehen. Die Tora verlangt, dass das חַּטָּאת im Norden
des Innenhofes geschächtet werden muss, gerade weil das עֹלָּה
dort ebenfalls geschlachtet wird. Er erläutert weiter, dass man ein
Chatas nach dem unabsichtlichen Begehen einer schweren Sünde
bringen musste, für deren absichtliche Ausführung die Strafe von
Kares (frühzeitiger Tod) bestünde. Ein Olah wurde hingegen für
sündige Gedanken dargebracht. Kli Yakar führt aus, dass die Tora
nicht einen eigenen Bereich für die Darbringung eines Chatas
designiert hat, damit derjenige, der zwar unabsichtlich gesündigt
hat und nun das Sündopfer bringen muss, nicht vor aller Augen
als jemand dasteht, der möglicherweise achtlos handelt und sich
nun schämen muss. Wenn sowohl Olah als auch Chatas an
derselben Stelle geopfert werden, kann von außen nicht zwischen
den Opfernden unterschieden werden und die Würde des Sünders
wird gewahrt.
Avnei Nezer (Rabbiner Avrohom Bornstein, 1838-1910, erster
Sochatchover Rebbe) sieht eine andere Verbindung zwischen עֹלָּה
und חַּטָּאת . Er erklärt, dass das Olah im צָּפוֹן – Norden –
dargebracht werden muss, weil es ein Opfer für sündige Gedanken
ist, die allen Außenstehenden צָּפוּן – verborgen – bleiben. Ein
Chatas wird zwar nicht für eine verborgene, sondern für eine
unbeabsichtigte Sünde gebracht, aber der Avnei Nezer erklärt,
dass diese Sünde nicht aus einem Vakuum heraus geschieht.
Jemand, der nämlich wirklich g-ttesfürchtig ist, wird sich sehr
hüten, nicht einmal unabsichtlich zu sündigen. Mängel in seiner
grundsätzlichen Einstellung können die Ursache dafür sein, dass
er sich in der Situation wiederfindet, „aus Versehen“ gesündigt zu
haben. Darin sieht der Avnei Nezer die Verbindung zwischen Olah
und Chatas in unserem Vers, denn obwohl die Sünde von außen
betrachtet wie ein Versehen aussieht, so benötigt der Sünder doch
auch Sühne von dem verborgenen Anteil, den nur er selbst kennt
und der in seiner Unachtsamkeit und seiner saloppen Einstellung
begründet liegt.
Frage der Woche: Welcher besondere Segen ist denjenigen in
Aussicht gestellt, die die Gesetze über Tempelopfer studieren?
Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wurde ein
Vogel als Opfertier immer ganz dargebracht? Ein Vogel wurde als
Opfertier immer ganz dargebracht, weil durch das Teilen des
Vogels das Opfer eines Armen zu erbärmlich ausgesehen hätte.

Biographie der Woche
Rabbiner Dr. Jechiel Michel
Schlesinger
Jahrzeit 9. Adar

Rabbiner Jechiel Michel Schlesinger wurde 1898 in
Hamburg geboren. Seine Familie gehörte zu den
angesehensten orthodoxen Familien in
Deutschland, aus der viele Toragelehrte
hervorgegangen waren.
Der sehr begabte und fleißige junge Jechiel Michel
lernte zunächst in der Hamburger Talmud Tora, die
von seinem Vater Dr. Elieser Lipmann Schlesinger
(1860-1934) geleitet wurde. Als Teenager lernte er
mit dem Hamburger Rabbiner Awrohom Schmuel
Binjomin Spitzer (1872-1934), der aus Ungarn
stammte und ihn an die Jeschiwa in Galanta unter
Rav Yosef Tzvi Dushinsky (1867-1948) empfahl,
wo er seinem Rosch Jeschiwa sehr nahestand.
1920 kehrte Rav Schlesinger nach Deutschland
zurück und nahm sein Studium am Berliner
Hildesheimer-Rabbinerseminar auf. Dort lernte er
zunächst unter Rabbiner David Zwi Hoffmann
(1843-1921) und dann unter Rabbiner Awrohom
Elijohu Kaplan (1890-1924). Nebenbei belegte er
auch weltliche Studien und promovierte 1927 zu
dem Thema „Satzlehre der aramäischen Sprache
des babylonischen Talmuds“.
Auf Anregung von Rav Kaplan, der ein Absolvent
der Slabodka Jeschiwa war, wandte sich Rav
Schlesinger dem litauischen Ansatz des
Toralernens zu und lernte an den Jeschiwot in
Slabodka und Mir. Nach seiner Heirat im Jahr 1930
lernte er in Ponevezh unter Rav Yosef Shlomo
Kahaneman (1886-1969). Am Bet Din von Rav
Kahaneman sammelte er praktische Erfahrung und
erwarb sich eine so große Reputation als Dajan,
dass er nach Frankfurt als Mitglied des dortigen Bet
Din berufen und auch Rosch Jeschiwa der Breuer-
Jeschiwa wurde.
Ende 1938 gelang es der Familie Schlesinger über
die Schweiz nach Eretz Jisrael zu flüchten. Sofort
bemühte sich Rav Schlesinger eine Jeschiwa
aufzubauen, die auf den Lernansatz der deutsch jüdischen
Orthodoxie zugeschnitten war. Die
Jeschiwa „Kol Torah“ in Jerusalem zog
ausgezeichnete Studenten an, aber Rav
Schlesinger verausgabte sich mit allen Aspekten
der Aufrechterhaltung seiner Jeschiwa in einem
solchen Maße, dass er im Frühjahr 1949 starb.
Seine Nachfolge als Rosch Jeschiwa trat Rav
Shlomo Zalman Auerbach (1910-1995) an.

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