Aug ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Dwarim 5776

Paraschat Dewarim
Schabbat Chason

Daf Devorim 5776

12./13. August 2016
9. Aw 5776

Dewarim 1:1 – 3:22
Haftara: Jeschajahu 1:1 –27

Die Parascha in Kürze

• Mosche rekapituliert die Ereignisse des vierzigjährigen Aufenthalts in der Wüste inklusive des Desasters der Aussendung der Kundschafter
• Mosche erinnert an die siegreichen Kämpfe mit Sichon und Og und die Übergabe derer Gebiete an die Stämme Reuwen, Gad und den halben Stamm Menasche

Konzept der Woche
ה‘ אֱלֹקֵי אֲבוֹתֵכֶם יֹסֵף עֲלֵיכֶם כָּכֶם אֶלֶף פְּעָמִים וִיבָרֵךְ אֶתְכֶם כַּאֲשֶׁר דִּבֶּר לָכֶם:
„Haschem, der G-tt eurer Väter, möge euch noch tausendmal mehr werden lassen als ihr jetzt seid, und möge euch segnen, wie er euch verheißen hat (1:11).”
Raschi bemerkt zu diesem Vers, dass sich das Volk bei Mosche über seinen eingeschränkten Segen beschwert hat, da ja Haschem seinerzeit Awraham versprochen hatte (Bereschit 13:16), seine Nachkommen würden so zahlreich wie der Staub der Erde sein und nicht nur das Tausendfache ihrer jetzigen Anzahl ausmachen. Daraufhin erwiderte Mosche, dass dies sein Segen sei, aber Haschem sie wie versprochen segnen würde.
Ist denn Mosches Segen nicht in Haschems grenzenlosem Segen enthalten? Chasam Sofer (Rabbiner Mosche Schreiber, 1762-1839) meint, dass Mosche das Volk prüfen wollte. Warum wollten sie so viele Kinder haben? Vielleicht sahen sie in großer Kinderzahl eine billige Arbeitskraft oder sie betrachteten sie als ihre Altersvorsorge? Oder sahen sie in jedem Kind den g-ttlichen Funken, ein einzigartiges Geschenk des Himmels? Dadurch dass sie nicht mit der Vertausendfachung zufrieden waren, drückten sie ihre wahren Beweggründe aus: es kam ihnen nicht auf die Nützlichkeit ihrer Kinder an, denn dann hätte ihnen diese Zahl ausgereicht. Nein, sie wollten so viele Nachkommen, die so zahlreich wie der Staub der Erde sind. Sie sahen den Segen, den jedes Kind auf einer geistigen Ebene in diese Welt bringt, und erwiesen sich daher als würdig, Haschems Segen zu erhalten.
Schon bei den Zwillingsbrüdern Esaw und Jakow sehen wir die beiden unterschiedlichen Ansätze gegenüber Kindern. Für Esaw war nur alles Materielle von Relevanz, während in Jakows Leben das Spirituelle die Grundlage seines Denkens und Tuns war. In Paraschat Wajischlach begegnen sich Jakow und Esaw 34 Jahre nach Jakows Flucht vor seinem nach Rache dürstenden Bruder zum ersten Mal. Jakow kommt nach Eretz Jisrael mit seiner großen Familie zurück, zu der zwölf Kinder zählen. Im Vers (Bereschit 33:5) fragt Esaw auf Jakows Familie blickend: מִי־אֵלֶּה לָּךְ – „Wer sind diese, die du bei dir hast?“ Und Jakow antwortet ihm: הַיְלָדִים אֲשֶׁר־חָנַן אֱלֹקִים אֶת־עַבְדֶּךָ – „Es sind die Kinder, die G-tt deinem Knecht mit Gnade gegeben hat.“
Der Midrasch erklärt dazu, dass Esaw wissen will, warum Jakow so viele Kinder hat. Denn einstmals hatten Jakow und Esaw vereinbart, dass Esaw die hiesige Welt nähme, während Jakow עוֹלָם הַבָּא – die kommende Welt – bekäme. Für Esaw repräsentieren Kinder die hiesige Welt, weil sie eine Wohltat im Alltag sind. Jakow entgegnet ihm: „So ist es nicht! Kinder sind Funken des G-ttlichen. Die Möglichkeit, ein Kind aufzuziehen und seine g-ttliche Seele so zu entwickeln, dass sie in Olam HaBa eintreten kann, ist ein Privileg, das den höchsten spirituellen Wert hat. Daher habe ich Kinder.“
Heute leben wir in einer modernen Welt voller Hilfsmittel und Versicherungen. Wir brauchen Kinder weder als Arbeitskräfte noch zur Altersversorgung oder um nicht allein zu sein. Sind Kinder in heutigen Zeiten dann nicht ein großer Luxus, die viel Geld, Zeit und Energie verschlingen? Die Antwort vieler Menschen in der westlichen Welt drückt sich durch eine so niedrige Geburtenrate aus, dass die Zahl der Einwohner einiger westeuropäischer Staaten sinkt. Wie Jakow verstehen wir als jüdisches Volk auch heute, dass es unsere Aufgabe ist, unsere Kinder, deren Seelen uns G-tt anvertraut hat, auf den Weg der Tora zu leiten, den g-ttlichen Funken in jedem unserer Kinder zu sehen und sie behutsam zu behandeln. Damit erfüllen wir Haschems Wunsch und Seinen Segen, die nächste Generation für ein Leben in Olam HaBa zu entwickeln.

Frage der Woche: Was meint Mosche in Vers 1:37, wenn er sagt, dass er wegen des Volkes nicht ins Land einziehen darf? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welches andere Ereignis (außer dem in Vers 33:3 in Sefer Bamidbar erwähnten) geschah an einem 15. Nissan? Midrasch HaGadol stellt fest, dass der Bris Ben HaBesarim am 15. Nissan stattgefunden hat, wo Awraham von G-tt über die zukünftigen Exile des jüdischen Volkes erfuhr.
Biographie der Woche
Rabbi Mosche Grinwald

Arugas Habosem
Jahrzeit 7. Aw

Rabbiner Mosche Grinwald wurde 1853 in Csorna, das im Nordwesten Ungarns liegt, geboren. Sein Vater Rav Amrom Grinwald (1831-1870) war einer der besten Schüler des Ksav Sofer (Rav Avrohom Schmuel Binyomin Schreiber, 1815-1871) an der Jeschiwa in Preßburg. Mit 16 Jahren begann Rav Mosche Grinwald in der Preßburger Jeschiwa zu lernen und einer seiner engsten Freunde war Rav Josef Chaim Sonnenfeld (1848-1932). Die Familie Grinwald folgte den Bräuchen des Chasam Sofer (Rav Moses Schreiber, 1762-1839), der der führende ungarische Rabbiner seiner Zeit und dezidiert nicht chassidisch war. Rav Mosche Grinwald fühlte sich immer mehr zum Chassidismus hingezogen und wurde ein Anhänger der Rebbes von Bels (Rav Jehoschua Rokeach, 1825-1894) und von Siget (Jekusiel Jehuda Teitelbaum, 1808-1883). Er begann die chassidische Bekleidung, wie Streimel und Bekische, zu tragen.
Im Alter von 26 Jahren wurde Rav Grinwald Rabbiner im ungarischen Homenau, das heute in der östlichen Slowakei liegt, und leitete dort auch eine kleine Jeschiwa. 1887 wurde er Rabbiner im ungarischen Kleinwardein und schließlich in Chust (heute in der Ukraine). Er vergrößerte dort die Jeschiwa, weil so viele junge Männer aus nah und fern seine Schüler werden wollten. Viele der angesehensten ungarischen Rabbiner in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten zu seinen Schülern. An ihn wurden Fragen von überall herangetragen und er veröffentlichte seine Responsen unter dem Titel Arugas Habosem.
Rav Grinwald starb 1910 und sein Sohn Rav Jakow Chiskia Grinwald etablierte später den chassidischen Hof Pupa in Ungarn.
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