Aug ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Dewarim 5779

Paraschat Dewarim
Schabbat Chason
9./10. August 2019
9. Aw 5779

Dewarim 1:1 – 3:22
Haftara: Jeschaja 1:1 – 27

Hier können Sie sich das DAF als pdf herunterladen: Daf Devorim 5779

Die Parascha in Kürze

• Mosche rekapituliert die Ereignisse des vierzigjährigen Aufenthalts in der Wüste inklusive des Desasters der Aussendung der Kundschafter
• Mosche erinnert an die siegreichen Kämpfe mit Sichon und Og und die Übergabe derer Gebiete an die Stämme Reuwen, Gad und den halben Stamm Menasche

Konzept der Woche
אֵלֶּה הַדְּבָרִים אֲשֶׁר דִּבֶּר מֹשֶׁה אֶל־כָּל־יִשְׂרָאֵל בְּעֵבֶר הַיַּרְדֵּן בַּמִּדְבָּר בָּעֲרָבָה מוֹל סוּף בֵּין־פָּארָן וּבֵין־תֹּפֶל וְלָבָן וַחֲצֵרֹת וְדִי זָהָב:

„Dies sind die Worte, die Mosche an ganz Jisrael diesseits des Jordans in der Wüste, in der Steppe, die Suph gegenüber liegt, gehalten hat, zwischen Paran, Thophel, Laban, Chazeroth und Di-Sahav.“ (1:1)

Raschi erklärt die beiden ersten Worte dieses Sefers אֵלֶּה הַדְּבָרִים – dies sind die Worte, – „weil es Worte der Zurechtweisung sind und er hier alle Orte aufzählt, an denen sie Haschem erzürnten, darum hat er die Worte verschlossen und sie nur andeutungsweise erwähnt aus Rücksicht auf die Ehre Jisraels.“ Eine Schwierigkeit mit diesem Raschi ist die Tatsache, dass die Sünde der Meraglim (Kundschafter) etwas später in dieser Parascha ausführlich erzählt wird und auch die Sünde des goldenen Kalbes in Paraschat Ekew en detail vorkommt. Rav Mosche Feinstein (1895-1986) meint, dass Raschi uns damit lehren will, andere möglichst indirekt zu rügen, ohne die eigentliche Sünde zu erwähnen und harte Worte zu gebrauchen, denn man sollte rebellischer Taten gegen Haschem nicht gedenken und mit dieser Möglichkeit nicht einmal in Gedanken spielen. Von Sünde zu sprechen oder sie zu sehen, ist gleichsam ein Chillul Haschem (Entweihung des g-ttlichen Namens) und ist verboten.
Allerdings reicht eine Andeutung nur aus, wenn der Sünder durch diese Erinnerung ein Reuegefühl für eine Tat empfindet, von der er wusste, dass sie falsch war, aber deren Versuchung er erlegen ist. Der Tadelnde erreicht damit das Ziel, den Sünder zur Umkehr zu bewegen und ihn zu motivieren, zukünftigen Versuchungen erfolgreich zu begegnen. In einer solchen Situation ist es irrelevant, wann die Rüge ausgesprochen wird, denn der Sünder wird sie annehmen und selbst umkehren. Wenn jedoch die Andeutung wahrscheinlich nicht wahrgenommen wird oder die Schlussfolgerungen wahrscheinlich nicht gezogen werden, muss der Tadel klar und energisch ausgesprochen werden, um eine Schockwirkung zu erzielen, wie es mit den ausführlichen Wiederholungen über die Kundschafter und das goldene Kalb nötig war. Mosche tadelte das Volk im vierzigsten Jahr, nach dem Sieg über Sichon und Og, so dass sich das Volk über G-ttes Güte zu diesem Zeitpunkt völlig im Klaren sein musste.
Eine andere Erklärung offeriert Rav Feinstein, indem er feststellt, dass es zwar die vorige Generation war, die schwer gesündigt hatte. Es ist nun aber elementar wichtig, dem Volk die historisch folgenschweren Begebenheiten mit den Kundschaftern und dem goldenen Kalb genau wiederzugeben – inklusive der schweren Bestrafung und wie dem Volk schließlich vergeben wurde. Man mag sich aber fragen, warum sie wegen der anderen Vorkommnisse gerügt wurden, da es doch die vorherige Generation war, die das Fehlverhalten gezeigt hatte. Dennoch deutet die Tora diese Ereignisse an, damit niemand von sich annehmen sollte, er würde solche Sünden nicht begehen. Er könnte sich ja sagen, „ich glaube an G-tt und Seine Tora, der diese Tat und jenes Benehmen verbietet, und ich kann unmöglich vom Weg abkommen!“ Mosche wollte daher das Konzept vermitteln, dass jeder fähig ist, die schlimmsten Sünden zu begehen, wenn er sich nicht aktiv darum bemüht, seine weniger guten Charakterzüge und Neigungen zu verbessern und zu beseitigen. Man kann sich nicht allein auf sein Wissen und seine Ratio verlassen, um gegen Sünde gewappnet zu sein. Man muss sich bemühen, sein Torastudium zu verstärken und Mussar zu lernen, so dass jeglicher unangebrachte und gefährliche Gedanke und Charakterzug korrigiert und entfernt werden kann, um nicht zu sündigen. Mosche deutete diese Sünden nur an, denn diese Generation hatte sie ja nicht selbst begangen, und warnte das Volk, wachsam zu sein und Mussar zu verinnerlichen, um auch in Zukunft nicht zu sündigen.

Frage der Woche: Warum sagt der Vers, dass Mosches Tadel אֶל־כָּל־יִשְׂרָאֵל – an ganz Jisrael – gerichtet war? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Die Buchstaben des Wortes וְהֹרַשְׁתֶּם können umgestellt werden als תּוֹרָה שָׁם. Was lernen wir daraus? Dies deutet an, dass alle Gebote der Tora nur erfüllt werden können, wenn die Juden in Eretz Jisrael leben und das Land unter ihrer Kontrolle ist.
Biographie der Woche

Rabbi Don Jitzchak Abarvanel

Jahrzeit 10. Aw

Rav Jitzchak Abarvanel wurde 1437 in eine reiche und angesehene Familie in Lissabon geboren, die vor Verfolgung in Sevilla/Spanien nach Portugal geflohen war. Er zeigte sehr früh große Intelligenz und erwarb ein umfassendes Torawissen, aber er zeigte auch große
Begabung und Geschick als Finanzberater. Er wurde zum wichtigen Berater des portugiesischen Königs Afonso V.
Sein Leben lang stand er in jeder Hinsicht seinen jüdischen Brüdern bei, sei es in finanziellen Dingen oder durch Einflussnahme. Mehrmals setzte er große Summen seines Vermögens ein, um zu versuchen, Juden zu retten.
Nach Afonsos Tod floh er nach Toledo/Spanien – sein gewaltiges Vermögen in Portugal wurde konfisziert. Aber auch für den spanischen Königshof wurde er wieder tätig und seine Expertise erwies sich dort als sehr nützlich. Es gelang ihm jedoch nicht, 1492 das Dekret der Vertreibung der spanischen Juden abzuwenden und er ging freiwillig an Tischa BeAw 5552 mit seinem Volk ins Exil. Er ließ sich in Neapel nieder und nach einigen weiteren Stationen kam er schließlich 1503 nach Venedig, wo er 1508 starb.
Der Abarvanel schrieb einen berühmten Kommentar zur Tora, der gerade heute für uns sehr relevant ist. Er war auch mit Philosophie sehr vertraut und die Verquickung mit Torawerten machen seine philosophischen Werke sehr interessant. Er schrieb Kommentare zu NaCh, zur Haggada und philosophische Werke.

Mussar: jüdische Ethik
NaCh: Newi’im und Ktuwim (Bücher der Propheten und Schriften der Bibel)
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