Jan ‍‍2024 - תשפד / תשפה

Der Jüdische Kalender – Das Mond-Sonne-System, Das lunisolaire System

Die Probleme eines Schaltjahres

Dieses Jahr haben wir zwei Monate mit dem Namen Adar. Wenn wir den zweiten Monat Adar einbauen, wird das Jüdische Jahr einen Monat länger. Es ist dann ein Jahr mit dreizehn jüdischen Monaten. So ein Jahr nennen wir ein Schaltjahr.

Aber weshalb benötigen wir ein Schaltjahr im Jüdischen Kalender? Wie oft kommt ein Schaltjahr vor? Was ist der philosophische Hintergrund eines jüdischen Schaltjahres? Welche Bedeutung hat dieses für unsere jüdischen Feiertage? Wenn jemand im zweiten Monat Adar geboren wurde, feiert er dann seinen Geburtstag wann in einem normalen Jahr? Feiern wir in einem Schaltjahr zwei Mal Purim?

Die Jüdische Kalenderberechnung folgt in erster Linie die Mondbewegung um die Erde. Der jüdische Kalender kennt:

·        einen Wochenzyklus von Schabbat zu Schabbat,

·        einen Monatszyklus von Neumond zu Neumond und

·        einen Jahreszyklus von Pessach bis Pessach.

Das weltliche Jahr hier in Deutschland ist ein Sonnenjahr und richtet sich nach der Umkreisung der Sonne um die Erde.

Das Jüdische Jahr ist jedoch ein Mondjahr. Dieses Mondjahr wird jedoch überwiegend, soweit es geht, mit dem Sonnenjahr in Übereinstimmung gebracht.

Die Philosophie

Wieso ist bei uns der Mondkalender am wichtigsten? Da dieses so in der Thora steht (Exodus 12:2): „Dieser Monat ist für Euch der Anfang der Monate. Dieser Monat ist für Euch der erste der Monate des Jahres“. Dieser erste Monat war Nissan, der Monat von Pessach.

Erneuerung – Hitchadschut

Der Mondkalender ist aber auch philosophisch beeinflusst: ein aufgehender und ein abnehmender Mond sind Symbole für die Erneuerung des Jüdischen Volkes. „ Dem Mond gleichend, geht das Jüdische Volk nie verloren, selbst nicht in den dunkelsten Zeiten. Erneute Blüte und Wiederentstehung sind für alle Zeiten gesichert, so lange G“ttes Kinder IHM treu bleiben“, so der aus dem neunzehnten Jahrhundert stammende Rabbiner Hirsch (Frankfurt), der den Jüdischen Kalender den Katechismus des Judentums nannte.

Ohne Gleichschaltung mit dem Sonnenjahr würden die Jüdischen Monate und Feiertage die Saisons durchlaufen, wie dieses beim Islam der Fall ist. Im Islam sind Schaltjahre verboten, da dieses laut dem Koran eine “Hinzufügung von Nicht-Glauben“ sein würde. Als Folge hiervon schiebt sich der Ramadan durch das Jahr, er fällt mal in den Herbst und dann wieder in den Sommer.

Das Sonnenjahr

Das weltliche Jahr, auch bürgerliches Jahr genannt, fußt auf dem Lauf der Sonne. Julius Cesar legte den Sonnenkalender auf genau dreihundertfünfundsechzig und einen Viertel Tag fest.

Das Jahr dauert bei ihm dreihundertfünfundsechzig Tage und alle vier Jahre wurde ein Schalttag eingeführt. Spätere astronomische Berechnungen zeigten auf, dass Cesars Jahr elf Minuten und dreizehn Sekunden zu lang war.

Im Jahre 1582 (fünfzehnhundertzweiundachtzig) sah sich Papst Gregorius der Dreizehnte hierdurch gezwungen, den Kalender zu reformieren, indem er 10 Tage einfach strich. Der fünfzehnte Oktober fünfzehnhundertzweiundachtzig folgte direkt nach dem vierten Oktober.

Kombination

Das Jüdische Kalendersystem ist eine Kombination eines Sonnen- und eines Mondjahres, das sogenannte lunisolaire System. Das Judentum muss  auch die Jahreszeiten berücksichtigen, da die Thora vor schreibt, dass Pessach, das Jüdische Ostern, im Frühling und Sukkot (das Laubhüttenfest) in den Herbst fallen müssen.

Die Unterschiede zwischen dem Mondjahr mit etwa dreihundertvierundfünfzig Tagen und dem Sonnejahr mit etwas mehr als dreihundertfünfundsechzig Tagen werden harmonisiert, indem sieben Mal in den 19 Jahren ein zweiter Monat Adar am Anfang des Frühlings eingeschoben wird.

Die Jahren 3,6, 8, 11, 14, 17, 19

Die Jahren drei, sechs, acht, elf, vierzehn, siebzehn und neunzehn des sogenannten kleinen Kreislaufs (des Mondkreislaufs von 19 Jahren) sind Schaltjahre, womit der Unterschied zwischen Sonne- und Mondjahr fast komplett ausgeglichen wird. Dieses Muster ist eine Folge des stabilen Kalenders, der vor etwa 1680 Jahre durch Hillel II festgelegt wurde. Davor kannte der Jüdische Kalender nicht so eine feste Regelmäßigkeit. Jeder neue Monat wurde durch den Sanhedrin zu Jerusalem ad hoc fest gelegt, nachdem die erste Mondsichel wahr genommen wurde. Jedes Schaltjahr wurde umgehend eingesetzt oder entfiel, wenn Erscheinungen in der Natur hierzu Veranlassung gaben.