Aug ‍‍2023 - תשפג / תשפד

WIR BRAUCHEN DEN TEMPEL IN JERUSALEM WIEDER

Unsere Weisen sagen uns, dass Adam aus der Erde des Platzes des Tempelaltars, seinem Sühneort, erschaffen wurde. Die Opfer, die auf diesem Altar dargebracht wurden, sollten die Unzulänglichkeiten des Menschen ausgleichen. Das Konzept der Sünde ist eine Trennung geistiger Natur. Die ungetrübte seelische Einheit des Menschen wird durch die Sünde gestört. Auch im zwischenmenschlichen Bereich entsteht eine Trennung durch die Sünde. Der Mensch ist in der Schöpfung vom G’ttlichen getrennt. Ein Opfer stellt die zerbrochene Einheit G’ttes und dem Menschen wieder her.

Vereinigung der Kräfte

Das hebräische Wort für Opfer ist „Korban“, abgeleitet von der Wurzel „KaRaV“, was übersetzt so viel wie „sich nähern“ bedeutet. Opfer und Sühne sind eigentlich nur in der Nähe des Heiligtums möglich, wo alle körperlosen Kräfte, höhere und niedere Welten, vereint sind. Der gesamte Tempeldienst war tatsächlich darauf ausgerichtet, die gegenseitige Bindung zwischen allen höheren Kräften zu stärken. Auf dem Ewen Schetia, dem Grundstein befand sich die Heilige Lade, die die steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten und die Original-Thorarolle von Mosche Rabbenu enthielt. Dieses Zusammentreffen des Beginns der physischen Schöpfung und der Tora ist nicht zufällig.

Tor des Himmels

Beide befanden sich an derselben Stelle, um zu betonen, dass die physische Schöpfung durch den Bund der Thora aufrechterhalten wird: „Wäre nicht mein Bund Tag und Nacht, so hätte ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde errichtet“ (Jeremia 33,25). Die gesamte Schöpfung dreht sich um diesen Bund mit der Thora. Das, was einst das Allerheiligste genannt wurde, ist der Treffpunkt Himmlischer und irdischer Kräfte. Deshalb nennt man es auch das „Tor des Himmels“. Von diesem Ort geht die Prophezeiung aus, von diesem Punkt steigen alle Gebete in die Himmlische Sphäre hinauf (Kohelet Rabba 2,7). Als Jakob von der Leiter träumte, befand er sich an diesem Ort: „Eine Leiter stand auf der Erde, aber ihr Ende reichte bis zum Himmel“ (Bereschit/Genesis 28,12). Eine Sprossen-Leiter bildet eine Einheit in der Uneinigkeit. Die einzelnen Sprossen werden auf der Leiter zu einer Einheit. Er bildet das Symbol des Grundsteins, auf dem Jakob schlief: ein Punkt an dem alle geistigen Kräfte miteinander verbunden sind.

Wie ist ein Kontakt zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen möglich?

Diesem irdischen Konzentrationspunkt, an dem sich alle geistigen Kräfte bündeln, steht der Himmel gegenüber, in dem alle Kräfte zusammenlaufen. Unsere Weisen nennen dies das „himmlische Jerusalem“, das parallel zum irdischen Jerusalem ist (B.T. Ta’anit 5a). Dort findet das Zusammenspiel all dieser geistigen Welten statt. Dieses himmlische Jerusalem verdient den Namen „Shalem“ – Harmonie, weil dort alle geistigen Schöpfungen in vollkommener Einheit nebeneinander existieren. G’tt, der Schöpfer, steht unendlich hoch über allem Geschaffenen. Der Unterschied zwischen G’tt und Seiner Schöpfung ist unendlich viel größer als der Unterschied zwischen der höchsten geistigen Schöpfung und der niedrigsten irdischen Materie. Dies führt zu einer grundlegenden Frage in jeder Religion. Wie ist ein Kontakt zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen möglich, eine Verbindung zwischen den Schöpfungen und dem Schöpfer?

Verschmelzung von Irdischem und Überirdischem

Wir wissen, dass G’tt alle höheren und niederen Welten lenkt. Dies ist der Mechanismus der G’ttlichen Vorsehung. Außerdem sind alle existierenden Geschöpfe abhängig von G’tt. Ohne seine ständige schöpferische Kraft würde alles sofort aufhören zu existieren. Doch es gibt eine unüberbrückbare Kluft selbst zwischen G’tt und dem Engel, der auf der höchsten spirituellen Ebene ist. Nur in unserer irdischen, physischen Realität ist eine Wiedervereinigung möglich. Aber nur, weil G’tt selbst dies bestimmt hat. An vielen Stellen in der Thora, an denen Jerusalem erwähnt wird, wird der Ausdruck „der Ort, den G’tt erwählt hat, damit sein Name dort wohne“ verwendet (Dewarim/Deuteronomium: 12:11, 14:23 usw.). Soweit wir das verstehen können, bedeutet dies, dass G’tt sich mit diesem Ort verbindet. Selbst der weise König Salomo hatte Schwierigkeiten mit dieser Verschmelzung von Irdischem und Überirdischem, als er bei der Einweihung des Tempels ausrief: „Siehe, der Himmel, ja der Himmel der Himmel, kann dich nicht begreifen, noch weniger dieses Haus, das ich gebaut habe“ (1. Könige 8, 27).

Interaktion

Überdies erklärt G’tt selbst in der Thora, dass Er sich mit diesem Ort verbunden hat. Ein Bündnis bedeutet Zusammenspiel. G’tt verband sich auf die eine oder andere Weise mit dem irdischen Tempel und seinem Grundstein, durch den der Kontakt mit allen dort gebündelten, spirituellen Kräften möglich war. Unsere Weisen erklären, dass G’tt das himmlische Jerusalem erst betreten wird, nachdem Er zuvor im irdischen Jerusalem war (B.T. Ta’anit 5a). Dies gleicht Jakobs Traum, in dem G’tt selbst an der Spitze der Leiter erschien. Es ist die Idee der Verbindung und Vereinigung aller Welten von der höchsten bis zur niedrigsten Ordnung G’ttes, in dem das Irdische im Mittelpunkt steht. Der ganze Zweck des Tempeldienstes bestand darin, die Verbindung zwischen G’tt und den höheren spirituellen Welten zu stärken, die ihrerseits die G’ttliche Ausstrahlung auf unsere materielle Welt übertragen und so sogar unser dunkles, G’tt verborgenes Universum auf eine höhere Ebene bringen würden.

70 Opfer für die 70 ursprünglichen Völker

Am Laubhüttenfest, Sukkot, wurden im Tempel 70 Opfer für die 70 ursprünglichen Völker dargebracht, um die Schutzengel aller Völker auf eine eine höhere geistige Ebene zu bringen. Der Tempel war nicht nur für das Jüdische Volk von großer Bedeutung. Die gesamte Schöpfung stand unter seinem erhebenden Einfluss. Seit der Zerstörung des Tempels hat die Welt in vielerlei Hinsicht ihre Spiritualität verloren.

Dennoch dawwenen wir stets in Richtung Jerusalem. Alle unsere Gebete sind auf das Allerheiligste gerichtet, das auf dem Grundstein stand. In unseren Gebeten konzentrieren wir uns nicht auf einen Engel oder Fürsprecher, sondern nur auf G’tt Selbst. Der Inhalt unserer Gebete zielt jedoch darauf ab, die Verbindung zwischen den verschiedenen geistigen Kräften und Welten wiederherzustellen, damit das Licht G’ttes auf sie scheinen kann. Wir fokussieren uns auf den Ort, an dem einst die Heilige Lade stand, weil G’tt dort die Verbindung zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen hergestellt hat. Darum brauchen wir den Tempel Jerusalems wieder…