Ja’akow und Esau trafen einander nach 34 Jahren wieder. Ja’akow war nach Charan (Syrien) gereist, weil seine Eltern befürchteten, dass Esau Ja’akow wegen des „Tricks“ töten würde, den Ja’akow angewandt hatte, um die Berachot (Segnungen) von Jitzchak zu erhalten.
Jitzchak wollte Esau die Berachot geben, weil Esau in seinen Augen der „schwache Bruder“ in einem geistigen Sinne war. Esau brauchte diese spirituelle Unterstützung, um auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Ja’akow bekam Angst
Esau kam mit 400 Soldaten zu Ja’akow. Ja’akow bereitete sich darauf vor, indem er betete, sich bewaffnete und große Mengen an Vieh schickte. Obwohl er Esau das Erstgeburtsrecht – und damit das Recht auf Jitzchaks Segen – abgekauft hatte, erinnerte sich niemand daran.
warum Ja’akow nicht einfach bereut und Esau um Vergebung bittet
Die Parscha beginnt mit der Botschaft, die Ja’akow seinen Gesandten mit der großen Herde an Geschenken mitgibt: „Da sandte Ja’akow Engel vor sich her zu Esau, seinem Bruder (…) ‚So sollst du zu meinem Herrn, zu Esau, sagen: So spricht dein Knecht Ja’akow: Ich habe bei Lawan gewohnt und bin dort geblieben bis jetzt. Ich habe Ochsen und Esel, Schafe, Knechte und Mägde; ich sende dir diese Botschaft, um meinen Herrn zu benachrichtigen – damit er Gunst in deinen Augen findet.'“ (Gen. 32:4-6). Ja’akow hofft, dass dies Esau gefallen wird. Aber es bleibt die Frage, warum Ja’akow nicht einfach bereut und Esau um Vergebung dafür bittet, dass er ihm die Berachot weggenommen hat.
Kein Bedauern
Esau wurde schließlich der Vorfahre des heidnischen und grausamen Römischen Reiches. Ja’akow und seine Mutter Riwka, die ihm befahl, sich wie Esau zu kleiden, hatten diese Prophezeiung vorausgesehen. Jitzchaks Segnungen passten nicht zu einer solchen Aussicht. Ja’akow bedauerte es nicht.
Was wollte Ja’akow also mit seiner Botschaft sagen?
Wenn zwei Menschen sich streiten und lange Zeit keinen Kontakt haben, nehmen die gegenseitigen Beschuldigungen oft enorme Ausmaße an. In unserer Vorstellung blähen wir unseren Gegner zu einem Monster auf, das zu allem fähig ist.
Mit seiner Botschaft versuchte Ja’akow, seine Einfachheit und Menschlichkeit zu betonen: „Ich musste Tag und Nacht bei Lawan arbeiten. Ich habe versucht, mich an die Tora zu halten. Ich wanderte umher und schleppte all die Schafe und Esel. Ich habe gehört, dass du kommen würdest. Ich möchte dir sagen, dass ich mich darauf freue, dich wiederzusehen“.
Ja’akows Taktik ging auf. Esau küsste ihn wie einen Bruder und ließ ihn ansonsten in Ruhe.