Aug ‍‍2019 - תשעט / תשף

Rabban Jochanan Ben Sakkai

Frieden in der Zeit der Zerstörung

Rabban Jochanan Ben Sakkai, Schüler von Hillel, war einer der wichtigsten Rabbiner in der Periode nach der Zerstörung des Zweiten Tempels. Auch wenn in dieser Zeit viele Rabbiner nicht mehr in Jeruschalaim, sondern in Jawne lebten und lehrten, wirkte er in Jeruschalaim. Die drei Jahre der Belagerung von Jerushalaim übten einen gravierenden Einfluss auf die Einwohner Jerushalaims aus. Es entbrannte damals ein heftiger Streit zwischen den Rabbiner und einer Gruppe von Gewalttätern. Die Rabbiner wollten gerne Frieden mit die Römern schließen, die Fundamentalisten wollten lieber kämpfen. Der Neffe von Rabban Jochanan ben Sakkai war der Anführer der Fundamentalisten. Nachdem die Extremisten das Proviantlager in Jeruschalaim verbrannt hatten, fragte ihn Rabban Jochanan ben Sakkai, ob er ihm nicht doch erlauben könnte, aus Jeruschalaim raus zu gehen, um sich mit dem Kriegsbefehlshaber der Römer zu treffen. Der Neffe wusste, dass dies nicht einfach würde. Daher schlug er vor, dass sich Rabban Jochanan als angeblich Verstorbener von seinen Schülern aus Jeruschalaim heraus zur Beerdigung tragen lassen solle. Einfach war es aber nicht. Die Fundamentalisten standen am Tor von Jerushalaim und wollten prüfen, ob der Rabbiner wirklich verstorben war. Nach einer heftigen Diskussion mit seinen Schülern erlaubten sie das Fortbringen am Ende. (Sie wollten ihn mit einem Messer stechen um zu prüfen, ob er wirklich tot war, die Schüler warnten sie aber, dass man sagen würde, sie hätten den Rabbiner ermordet, was zu einer großen Eskalation führen würde…) Rabban Jochanan ben Sakkai ging zum Heerführer der Römer und begrüßte ihn: „Schalom Alecha, König!“ Der Heerführer erwiderte, dass er ihn jetzt töten sollte, denn falls er der König wäre, hätte Rabban Jochanan schon längst und nicht erst jetzt zu ihm kommen sollen, und falls er nicht der König sei, erniedrige er damit den Königtitel. Rabban Jochanan entgegnete ihm, dass auch wenn er noch nicht der Kaiser sei, würde er doch Kaiser werden, weil im Tanach stehe, dass nur ein König gegen Jeruschalaim kämpfen könne. Im Laufe des Gesprächs kam eine Nachricht aus Rom, dass der Kaiser verstorben war, und man bat ihn, schnell nach Rom zu kommen. Er wurde zum neuen Kaiser— Vespasian. Der neue Kaiser bot Rabban Jochanan ben Zakai als eine Geste des guten Willens an, etwas Gutes von ihm zu bekommen. Rabban Jochanan ben Sakkai bat ihn um drei Sachen: a. Jawne und alle Rabbiner und Schüler, die dort lebten, in Ruhe zu lassen. b. Die Dynastie vom Präsidenten Rabban Gamliel am Leben zu lassen. c. Einen Arzt zu Rabbi Zadok zu schicken, um ihn zu heilen. Rabbi Zadok hatte lange Zeit gefastet, um bei G“tt um Barmherzigkeit für das Volk Israel zu bitten. Die Gemara stellt die kritische Frage, warum Rabban Jochanan nicht um Jeruschalaim gebeten habe. Die Gemara antwortet aber, dass er bestimmt wusste, dass der Kaiser so etwas nicht machen konnte, daher bat er ihn um Dinge, die das Volk und seine geistige Existenz nach der Zerstörung retten würden (Gittin 56b).