Apr 2006

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands traf sich in Köln ()

Es war eine Premiere, und sie gelang auf Anhieb. Am 26. und 27. März kamen alle Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) zu einem Fortbildungsseminar in Köln zusammen, wo die ORD ihr Büro hat. „Ich finde das wichtig, denn auch ein Rabbiner muss sein Wissen ständig erweitern und sich über die unterschiedlichen religiösen Entwicklungen und Probleme informieren“, betont der Kölner Gemeinderabbiner Netanel Teitelbaum, der die 30 Kollegen in der Roonstraße herzlich begrüßte.

Drei wichtige Themen standen bei dem ersten Treffen dieser Art auf dem Programm. Zuerst einmal ging es darum, welche Produkte heutzutage zu Pessach benutzt werden können. Außerdem wurden verschiedene technische Neuerungen angesprochen. „Die Frage war: Welche Möglichkeiten haben wir, auch am Schabbat die Elektrizität zu nutzen?“, so Rabbiner Teitelbaum. Und schließlich ging es um Möglichkeiten zum Giur.

Referent war Rabbiner Rosèn aus Israel, ein weltweit anerkannter Fachmann für halachische Fragen. Allerdings betont Rabbiner Teitelbaum, dass bei diesem Seminar den in Deutschland amtierenden orthodoxen Rabbinern auf keinen Fall Anweisungen von außen gegeben werden. „Basis und erste Regel ist, dass jedes religiöse Problem vom örtlichen Rabbiner gelöst wird. Es kommen keine Experten und erledigen etwas über den Kopf der Rabbiner hinweg. Das ist ein wichtiger Punkt, an den sich auch die Referenten während dieses Seminars gehalten haben.“

Das bedeutet konkret, dass immer die Entwicklung in der jeweiligen Gemeinde berücksichtigt werden muss. Als Beispiel nennt Rabbiner Teitelbaum das für den Schabbat taugliche Mikrofon. Auch wenn es, von rabbinischen Fachleuten intensiv geprüft, für korrekt erklärt worden ist, so gibt es bislang noch keine orthodoxe Gemeinde, die es während des Gottesdienstes einsetzt. Gemeinderabbiner Julien-Chaim Soussan hat genau dieses Mikrofon immerhin erstmals bei der diesjährigen Sederfeier im Leo-Baeck-Saal benutzt.

Doch Ziel dieses Seminars war es nicht nur, die orthodoxen Rabbiner Deutschlands zu unterrichten, sondern auch das Lernen wieder verstärkt in die Gemeinden zu tragen. Unterstützt werden die Rabbiner dabei von der World Zionist Organization (WZO), die ein Center for the Religious Affairs in the Diaspora eingerichtet hat. Damit will die Organisation unter anderem in den jüdisch-orthodoxen Gemeinden Deutschlands Lehrhäuser aufbauen. „Und zwar innerhalb der Gemeinden – nicht als Konkurrenz, sondern zu ihrer Stärkung“, betont Rabbiner Teitelbaum.

Auch das Seminar für Rabbiner entstand in enger Zusammenarbeit mit der WZO. „Wir haben uns zu einem ersten Gespräch mit Abraham (Ebi) Lehrer getroffen. In seiner Eigenschaft als Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWSt) hat er uns Unterstützung zugesagt, und dann haben wir mit der Arbeit begonnen“, so der Rabbiner. „Wir haben der WZO gesagt, welche Themen wir ansprechen möchten, und die WZO hat die Referenten besorgt und uns auch finanziell geholfen.“

Gemeinsam mit der ZWSt wurde dagegen ein Flyer für Kinder entwickelt und obendrein ein wöchentliches Arbeitsblatt für die ganze Familie. Zu Purim bestellte die ORD fast 2.000 Megillot Esther, zu Pessach ebenso viele Haggadot. „All das versuchen wir kostenlos zu verteilen oder für ein geringes Entgelt über die Gemeinderabbiner den Gemeinden zukommen zu lassen.“

Das nächste Seminar für orthodoxe Rabbiner ist noch vor Rosch Haschana geplant und soll breiten Raum geben für Diskussionen zur Kaschrut, ein weiteres soll um Chanukka stattfinden.

Boike Jacobs