Aug ‍‍2011 - תשעא / תשעב

Warum sollten die Arbat Haminim „Mehadrin“ sein ?

Kommen wir nun zu den Arbat Haminim (die 4 Pflanzenarten), ein Gebot welches die Tora für die Sukot-Tage festgelegt hat. Im 3. Abschnitt des Talmuds Suka werden die meisten Vorschriften über koschere und nicht koschere Arbat Haminim erläutert und diskutiert. Und hier finden wir eine interessante Auseinandersetzung. Die Mischna (grundlegender Lehrsatz) im Talmud besagt, dass „ein ausgetrockneter Lulav (Palmenzweig und eine der Arbat Haminim) für die Ausführung des Gebotes nicht verwendet werden darf“. (Talmud Suka, Blatt 29). Welche aber ist die halachische Quelle für diese Vorschrift, dass also ein nicht-schöner Lulav für Sukot nicht verwendet werden darf? Darüber streiten Raschi und Tosfot in ihren Kommentaren auf den Talmud:

Raschi beruft sich auf den vorhin genannten Vers („זה אלי ואנוהו“) und vertritt die Meinung, dass die allgemeine Pflicht gilt, Gebote „schön“ auszuführen, daher ist ein unschöner und ausgetrockneter Lulav an Sukot nicht verwendbar.

Tosfot jedoch kommentieren anders und berufen sich auf einen anderen Vers – und zwar auf den Sukot-Vers aus der Tora, aus welchem wir überhaupt das Gebot der Arbat Haminim lernen: „Und nehmet euch am ersten Tage eine prachtvolle Baumfrucht (Etrog), Palmenzweige (Lulav), Zweige von einem dichtbelaubten Baume (Hadass) und Bachweide (Arava)..“ (Chumasch Wayikra. 23,40). Nach Tosfot gilt aufgrund dieses spezifischen Verses das Gebot, dafür zu sorgen, dass alle 4 Pflanzenarten „prachtvoll“ (in Torasprache: „Hadar“) sein müssen.

Nach Tosfots Meinung stellt sich aber die Frage: Wenn die Tora schon für alle Gebote allgemein festgelegt hat, dass wir sie „prachtvoll“ auszuüben haben (so wie wir anfangs gelernt haben und so wie Raschi es lernt), wozu muss die Tora für die Arbat Haminim noch einmal darauf bestehen, dass auch diese prachtvoll zu sein haben?

Die Antwort auf diese Frage ist wichtig: In dem allgemeinen Vers, aus dem wir lernen, Gebote in schöner Weise zu praktizieren, (זה אלי ואנוהו) lernen wir keine unbedingte halachische Pflicht, Gebote in schöner Weise zu praktizieren. Vielmehr sollen wir uns bemühen, dass die Gebote idealerweise in schöner Weise zu verrichten sind (talmudisch: Lekatchila). Wohingegen bei den 4 Pflanzenarten die Tora festgelegt hat, dass diese „prachtvoll“ sein müssen. Und das bedeutet, dass wenn sie es nicht sein (z.B. im Falle eines ausgetrockneten Lulavs), wir sie grundsätzlich nicht verwenden dürfen.
Diese Interpretation ist deswegen wichtig, weil sie ein Basis-Verständnis dafür schafft, dass also die Arbat Haminim nach Tora-Gesetz prachtvoll und schön sein müssen. (Ob dieses Gesetz der prachtvollen Arbat Haminim allerdings nur am 1. Tag von Sukot gilt, oder ebenso an den weiteren Tagen von Sukot ebenso zu gelten hat, ist ein Streit unter den Rischonim, auf den wir hier nicht eingehen werden.)

Praktisch bedeutet dies für jeden Juden, der das Gebot der Arbat Haminim ernst nehmen möchte, tatsächlich darauf zu achten, dass diese „schön“ und „makellos“ zu sein haben (besonders am 1. Tag von Sukot), und dies nicht aus ästhetischen, sondern aus echten halachischen Gründen. Die Kategorisierung der Arbat Haminim in „Koscher“ (einfache Kategorie), Mehudar (bessere Kategorie) und Mehadrin (beste Kategorie) gibt den „Hidur-Level“ der Arbat Haminim wieder.

In den kommenden wöchentlichen Halachot werden wir dann mit G´ttes Hilfe auf jede einzelne Art der Arbat Haminim eingehen und lernen worauf man halachisch zu achten hat.

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