Dez ‍‍2012 - תשעב / תשעג

Die Mehadrin von Chanuka

Im Talmud Schabat lernen wir:

„Das Chanuka-Gebot besteht aus einem Chanuka-Licht pro Mensch und Haus“

מצוות חנוכה נר איש וביתו (Talmud Schabat, Blatt 21)

Damit ist gemeint, dass nach bloßer Halacha es schon ausreicht, wenn an jedem Chanukatag auch nur ein einziges Chanukalicht brennt. Mit einem einzigen Licht hat man schon das Gebot erfüllt, und zwar an jedem Tag von Chanuka.

Tatsächlich gilt: Wer nicht genug Chanuka-Kerzen hat, erfüllt das Gebot der „Hadlakat Nerot Chanuka“ (Anzünden der Chanuka-Kerzen) auch mit einem einzigen Chanuka-Licht.

Jedoch lernen wir im Verlaufe dieses zitierten Talmuds, dass wir von Tag zu Tag uns steigern sollen, indem wir jeden Tag ein Licht mehr anzünden. Diese Steigerung ist die zusätzliche Handlung der „Mehadrin“, die Handlung von Menschen, die es „streng“ mit dem Gebot des Anzündens nehmen und daher jeden Tag über die eine – nach bloßer Halacha – notwendige Kerze hinaus weitere Kerzen anzünden.

Im Talmud ist sogar die Rede von „Mehadrin Min Hamehadrin“, damit sind diejenigen gemeint, die es besonders streng nehmen mit diesem Gebot. Da aber im Talmud nicht genau geklärt ist, worauf genau diese Begriffe sich beziehen, haben wir hierzu einen halachischen Streit zwischen den Tosfot (Kommentar auf Talmud) und dem RamBam (wichtige Säule der Halacha und des Schulchan Aruch).

Nach RamBams Meinung ist es richtig, dass alle Familienmitglieder und Hausbewohner zu Chanuka das Chanuka-Licht selber anzünden. So nämlich versteht er den Begriff des „Mehadrin“ im Kontext von Chanuka. (RamBam, Smanim, Hilchot Chanuka)

Nach Tosfots Meinung ist dies nicht notwendig. Sondern das wesentliche „Mehadrin“ besteht darin, dass im Hause eines Menschen eine einzige Chanukia angezündet wird, und wir uns von Tag zu Tag steigern, indem wir jeden Tag eine neue Kerze anzünden. (Tosfot in Talmud Schabat, Blatt 21)

Der Schulchan Aruch legt die Halacha nach Tosfots Interpretation aus:

„Wie viele Kerzen hat man anzuzünden? In der ersten Nacht eine Kerze, danach jede Nacht noch eine, bis man in der letzten Nacht 8 Kerzen angezündet hat. Und selbst wenn viele Menschen in einem Hause leben, soll man nicht mehr als eine Chanukia anzünden.“ (Schulchan Aruch, Hilchot Chanuka, סימן תרע“א סעיף ב‘ )

Jedoch legt der RaMa (Rabbi Moscher Iserlitsch) in seinem Ergänzungskommentar zum Schulchan Aruch die Halacha nach der Meinung des RamBam fest:

„Manche aber sagen, dass ein jeder Haus/Wohnungsbewohner für sich selber anzünden muss, und so ist der Brauch.“ (siehe RaMa im zitierten Schulchan Aruch)

Daraus ergibt sich für europäische / ashkenasische Juden durchaus der Brauch, welcher eine Quelle nach der Meinung einiger im Talmud hat, mehrere Chanukiot an Chanuka in einer Wohnung oder in einem gemeinschaftlichen Haus anzuzünden.