Dez ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Person der Woche: Reuwen – der Erstgeborene der seine Rechte verlor

Als erstgeborenes Kind hatte Reuwen mehr Rechte und Pflichten zu Hause. Als erstes Kind von Lea brachte er seiner Mutter große Ehre, da sie mit seiner Geburt den Wunsch Jaakows nach Kindern erfüllt hatte. Als Erstgeborener trug er aber auch Verantwortung für seine Brüder und bekam zwei Teile des Nachlasses. Sein Vater war stolz auf ihn und sagte: „Reuwen, mein Erstling bist du, meine Kraft, meiner Mächtigkeit Anfang!“ (49,3) Reuwen hatte es nicht immer leicht und gut. Seine Mutter nannte ihn Reu-Wen: „Seht her! Ein Sohn!“ und sprach: „Angesehn hat ER mein Bedrücktsein, ja, jetzt wird mein Mann mich lieben“ (29,32). Reuwen sah es als Lebensaufgabe, seine Mutter in Schutz zu nehmen und sich um sie zu kümmern. Lea war sehr stolz auf ihn und sagte allen: „Reu-Wen – Seht mal den Unterschied zwischen meinem Sohn und meinem Schwager, der das Erstgeborenenrecht an seinen Bruder verkauft hat, und Reuwen hat es nicht an Josef verkauft und hat ihm sogar noch geholfen“ (Raschi 29,32). Nachdem Rachel verstorben war, machte sich Reuwen wieder Sorge um seine Mutter. Er merkte, dass Jaakow vom Zelt Rachels nicht zum Zelt von Lea, sondern zum Zelt von Bilha, Rachels Magd, wechselte. Er nahm das Bett von Jaakow und brachte es ins Zelt von Lea. Diese Tat wurde sehr kritisiert. Die Thora schreibt sogar, dass er mit Bilha, der Frau seines Vaters, geschlafen hat. Rav Schmuel bar Nachmani sagt im Namen von Rav Nathan, dass Reuwen nicht gesündigt (Schabbat 55b), sondern einen Streit oder etwas anderes organisiert hat, damit Jaakow nicht zu Bilha, sondern zu Lea kommt. Ihm wurde es aber doch so in der Thora angerechnet (Thora Tmima 35,22). Normalerweise sollte Reuwen als Erstgeborener auch das Recht auf die Kehuna (Priestertum) und das Königtum erben. Die Kehuna wurde an Levi vergeben, das Königsein an Jehuda und das Erstgeborenenrecht wurde an Josef weitergegeben (Psikta sutarta 49,3). Das alles war das Ergebnis davon, dass er seinen Ärger nicht beherrschen konnte (Midrasch Agada 49,4). Reuwen wollte Josef nicht verkaufen. Als er zu den anderen kam, dachte er, dass die Brüder vorhätten, Josef zu töten. Reuwen war zuerst nicht dabei, da jeder der Brüder einen Tag Dienst beim Vater hatte, und es war gerade sein Tag. Außerdem war er nach dem Vorfall mit Bilha tief mit seinem Tshuwa-Prozess beschäftigt und zog sich von allem zurück (Psikta/Sechel Tow 37,22). Er wandte sich an seine Brüder: „Nimmer sollt Blut ihr vergießen, werft ihn in dieses Loch in der Wüste, aber legt nicht Hand an ihn! – Damit er ihn aus ihrer Hand rette, ihn zu seinem Vater zurückzuführen“ (37,22). Reuwen wollte nicht sofort sagen, dass er Josef retten wollte, da er wusste, dass die Brüder nicht einverstanden wären. Daher bat er, ihn in ein Loch in der Erde zu werfen, damit er ihn später retten konnte (Rabenu Bachjej 37,21). Warum wollte gerade Reuwen Josef retten? Alschech (37,21) erklärt, dass genauso wie die Träume Josefs, dass sich alle 11 Brüder vor ihm verbeugen würden, wie Dornen in den Augen aller Brüder waren, so waren sie aber für Reuwen wie süßer Hönig. Nach der Sünde mit Bilha war Reuwen unsicher, ob er weiter unter den 12 Söhnen Jaakows seinen Anteil bekommen würde. Die Träume Josefs bestätigten ihm, dass dies geschehen würde. Die Thora betont aber, dass Reuwen ihn nicht deswegen rettete, sondern er wollte dies wirklich uneigennützig tun, auch wenn er die für Reuwen positive Träume nicht geträumt hätte. Interessant ist, dass sein Stamm die östliche Seite des Jarden-Flusses als sein Wohngebiet zusammen mit dem Stamm Gad für sich gewählt hat. Dieses Wohngebiet liegt außerhalb des Landes Israel (BaMidbar 32).