Nov ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Wajischlach 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayishlach 5776

Paraschat Wajischlach

16. Kislew 5776
27./28. November 2015

Bereschit 32:4 – 36:43
Haftara: Ovadia 1:1–21

Die Parascha in Kürze

• Bei Jakows Rückkehr nach Eretz Jisrael nach 34 Jahren kommt es zur Begegnung mit seinem Bruder Esaw, die friedlich verläuft
• Jakow lässt sich in der Nähe von Sch’chem nieder, wo seiner Tochter Dina vom Sohn des Fürsten Leid zugefügt wird
• Rachel stirbt im Kindbett ihres zweiten Sohnes Binjamin und wird in Bethlehem begraben
• Reuwen verliert sein Erstgeburtsrecht durch Einmischung in das Eheleben seines Vaters
• Jitzchak stirbt im Alter von 180 Jahren

Konzept der Woche
קַח־נָא אֶת־בִּרְכָתִי אֲשֶׁר הֻבָאת לָךְ כִּי־חַנַּנִי אֱלֹקִים וְכִי יֶשׁ־לִי־כֹל וַיִּפְצַר־בּוֹ וַיִּקָּח:

„Nimm doch meinen Segen, der dir gebracht worden, denn es hat G-tt ihn mir gnädig gewährt und dann: ich habe alles. So drang er in ihn, bis er es annahm (33:11).”

Jakow sagt in diesem Vers zu Esaw: „Ich habe alles“, was im Gegensatz zur Aussage seines Bruders Esaw in Vers 33:9 steht, als dieser sagt: וַיֹּאמֶר עֵשָׂו יֶשׁ־לִי רָב – da sprach Esaw: ich habe viel. Raschi bemerkt dazu, dass Esaw hochmütig damit sagen will: ich habe viel mehr als ich brauche.
Diese beiden Aussagen drücken die völlig unterschiedliche Denkart der beiden Brüder aus. Kli Yakar (Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) erklärt, dass ein Frevler nie zufrieden ist und nie genug hat. Er denkt immer nur an noch nicht erreichte Genüsse. Der Sinn des Lebens besteht für ihn darin, soviel Spaß und Vergnügen wie möglich zu haben. Esaw ist zwar sehr wohlhabend, aber längst nicht zufrieden, denn es gibt ja noch so vieles, was er haben könnte.
Jakow hingegen versteht, dass diese Welt die Vorbereitung auf עוֹלָם הַבָּא – die kommende Welt – ist. Durch Tora und Mitzwot ist es uns möglich, unsere eigentliche Aufgabe im Leben zu erfüllen. Die Genüsse des Lebens sind Instrumente in der Verfolgung des wirklichen Ziels. Daher kann Jakow sagen, er habe alles, denn er ist sich über die richtigen Prioritäten im Klaren.
Der Midrasch erzählt von der Vereinbarung, die Jakow und Esaw getroffen haben. Darin hat sich Esaw für die hiesige Welt entschieden, die mit allen Freuden, Genüssen und Vergnügen einhergeht, die ein weltliches Leben zu bieten hat. Jakow hingegen hat seinen Fokus auf die kommende Welt gelegt. Als nun Esaw die Geschenke sah, die ihm sein Bruder Jakow entgegenschickte und Jakows große Familie betrachtete, fragte er: מִי־אֵלֶּה לָּךְ – wer sind dir diese denn – was Raschi erklärt: wer sind sie, dass sie dein sind? Esaw impliziert damit, dass Jakow sich nicht an ihr Abkommen gehalten hat und doch die Reichtümer dieser Welt genießt. Aber Jakow antwortet: הַיְלָדִים אֲשֶׁר־חָנַן אֱלֹקִים אֶת־עַבְדֶּךָ – die Kinder sind es, die G-tt deinem Diener geschenkt hat. Damit drückt Jakow seine Überzeugung aus, dass alles, was er besitzt, und seine große Familie, ein Segen und ein Geschenk von Haschem sind und ihm gegeben wurden, um Ihm zu dienen. Er zeigt damit deutlich, dass es ihm nicht auf die Maximierung von Spaß und Reichtum ankommt, sondern dass er jegliche Mittel, die Haschem ihm zur Verfügung stellt, zu nutzen sucht, G“tt zu dienen und damit Eingang in Olam Haba zu finden.

Frage der Woche: Wo ist im Birkat Hamason (Tischgebet) ein Teil des Dialogs zu finden, den Jakow mit Esaw führte? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Von wem noch erzählt uns die Tora, dass er seine Frau an einem Brunnen trifft? Mosche Rabbenu fand Jitros Töchter an einem Brunnen vor (Schmot 2:18) und heiratete Zipora.
Biographie der Woche

Rabbi Schalom Mordechai Schwadron

Maggid von Jerusalem

Jahrzeit 22. Kislew

Rabbiner Schwadron wurde 1912 in Jerusalem geboren. Sein Vater war ein Sohn des Maharscham, Rabbiner Schalom Mordechai Schwadron (1835-1911), der zu seiner Zeit ein führender Posek (halachischer Dezisor) in Galizien war. Er wurde nach seinem Großvater benannt und wuchs unter sehr ärmlichen Verhältnissen in Jerusalem auf, da sein Vater starb, als der Junge sieben Jahre alt war. Er lernte u.a. in der Chevron Jeschiwa und zeichnete sich durch großes Torawissen aus. 1936 heiratete er eine Tochter des Rabbiners Chaim Yehuda Leib Auerbach und wurde dadurch ein Schwager des Rabbiners Schlomo Salman Auerbach (1910-1995), der einer der einflussreichsten Poskim des 20. Jahrhunderts wurde. Mit ihm lernte er täglich als Studienpartner.
Er lehrte in mehreren Jeschiwot und gab ab 1952 freitagabends Vorträge, die ihm den Beinamen „Maggid von Jerusalem“ einbrachten. Er drang mit seinen Geschichten in die Herzen seiner Zuhörer ein, die seinen Ausführungen über Halacha und Mussar mit Andacht lauschten. Da er mit seiner Art des Erzählens so viel Resonanz fand, schickte man ihn auf ausgedehnte Reisen ins Ausland, um Geld für verschiedene Tora-Institutionen in Israel zu sammeln. Dabei lernte er in New York die Familie Krohn kennen, die ihm ihre Gastfreundschaft gewährte und der er lebenslang verbunden blieb. Ein Sohn der Familie, Rabbi Paysach Krohn (geb. 1945), gab eine Reihe von Büchern mit Geschichten des Maggids von Jerusalem heraus, die Rabbiner Schwadron weltweit bekannt machten.
Rabbiner Schwadron allerdings sorgte dafür, dass die Werke seines Großvaters, des Maharscham, veröffentlicht wurden.
Er starb 1997 in Jerusalem.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2015