Jan ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Wajigasch 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayigash 5776

Paraschat Wajigasch
18./19. Dezember 2015
7. Tewet 5776
Bereschit 44:18 – 47:27
Haftara: Jecheskel 37:15–28

Die Parascha in Kürze

• Jehuda bittet den ägyptischen Vizekönig, den er immer noch nicht als seinen Bruder Joseph erkennt, um Benjamins Freiheit und bietet sich selbst als Sklaven an
• Joseph gibt sich den Brüdern zu erkennen und schickt sie mit Nahrungsmitteln nach Hause, um ihren Vater Jakow zu holen
• G-tt sagt zu Jakow, dass er nach Ägypten hinabziehen soll
• Jakow zieht mit 70 Nachkommen nach Ägypten, sieht Joseph nach 22 Jahren wieder und wird vom Pharao empfangen; dies ist der Beginn der Galut Mitzrajim – des Exils in Ägypten
• Die Familie lässt sich in der Provinz Goschen nieder

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר אֱלֹקִים לְיִשְׂרָאֵל בְּמַרְאֹת הַלַּיְלָה וַיֹּאמֶר יַעֲקֹב יַעֲקֹב וַיֹּאמֶר הִנֵּנִי: וַיֹּאמֶר אָנֹכִי הָקֵל אֱלֹקֵי אָבִיךָ אַל־תִּירָא מֵרְדָה מִצְרַיְמָה כִּי־לְגוֹי גָּדוֹל אֲשִׂימְךָ שָׁם:
„Und G-tt sprach mit Jisrael in einem nächtlichen Gesicht und sagte: Jakow! Jakow! Und er antwortete: hier bin ich! Und er sprach: Ich bin G-tt, der G-tt deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzugehen; denn zu einem großen Volk werde Ich dich machen. (46:2-3).”

Jakow macht sich mit seiner gesamten Familie auf den Weg nach Ägypten und damit beginnt das erste jüdische Exil. Viele Rabbiner haben sich mit dem Thema des jüdischen Überlebens als Minderheit unter den Nationen beschäftigt. Der Meschech Chochma (Rabbiner Meir Simcha HaKohen von Dvinsk, 1843-1926) schreibt zu obigem Vers, dass eine Prophezeiung nur im Zusammenhang mit Jakow als מַרְאֹת הַלַּיְלָה – nächtliches Gesicht – beschrieben wird. Er erklärt, dass das bevorstehende Exil in Ägypten lange Zeit andauern und sich das jüdische Volk am Abgrund der Dunkelheit befinden würde. Schließlich würde man beinahe die Hoffnung auf Befreiung und Rückkehr nach Eretz Jisrael verlieren. Haschem versichert daher Jakow, dass die Schechina (g-ttliche Allgegenwart) mit dem Volk in Ägypten sein und der Tag kommen werde, an dem die Größe des Volkes offenbar werde. Daher wird Maariw (das Abendgebet) mit Jakow verbunden. So wie die Nacht ein Symbol des Exils ist, so repräsentiert Jakow unter unseren Stammvätern denjenigen, von dem wir lernen können, die Dunkelheit zu überwinden und einen neuen Tag und damit die Zukunft einzuleiten.
Allerdings, betont der Meschech Chochma, ist die Garantie dafür, dass die Schechina das jüdische Volk im Exil begleitet, davon abhängig, ob wir unsere Traditionen aufrechterhalten und in den Fußstapfen unserer Vorfahren wandeln. Er führt aus, dass unsere täglichen Gebete (Schacharit, Mincha und Maariw) mit den Opfern korrelieren, die jeden Tag im Tempel gebracht wurden. Nachts wurden keine Opfer gebracht, aber Fleisch und Fette der Opfer, die tagsüber gebracht wurden, durften in der Nacht verbrannt werden. Somit hat die Nacht nur in Verbindung mit dem Tag einen g-ttlichen Aspekt.
Die Lektion daraus nicht gelernt zu haben, sagt der Meschech Chochma, führte zu dem immer wiederkehrenden Zyklus von Verfolgung, Exil, Überleben und Gelassenheit, den das jüdische Volk seit Hunderten von Jahren erfahren hat. Nachdem man sich in der Fremde niedergelassen hat, sorgte man für ein toratreues Erziehungssystem und nahm allmählich seinen Platz im wirtschaftlichen Leben des Landes ein. Schließlich hörte man allerdings auf, sich selbst als Fremden zu betrachten und erzog eine neue Generation, die die althergebrachten Traditionen abwarf. Schon längst vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland schrieb der Meschech Chochma, dass es eine erhebliche Anzahl von Juden gebe, die Berlin für Jerusalem hielten. Aber immer wieder musste das jüdische Volk erkennen, dass wir in nichtjüdischen Augen „die Juden“ bleiben und Assimilation zu erneuter Verfolgung und Flucht führt.
Wenn wir uns auf unsere wahren Werte besinnen und versuchen, ein toratreues Leben zu leben, werden wir hoffentlich bald die Dunkelheit überwinden und eine helle Zukunft einleiten.

Frage der Woche: Welche Juden wurden bei der Aufzählung der siebzig Seelen nicht mitgezählt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wurde Joseph von Pharao „Tzafnas Paneach“ genannt (41:45)? Er wurde so genannt (was so viel bedeutet wie „der verborgene Dinge enthüllt“), weil damit Josephs Fähigkeit, Träume zu deuten, bezeugt wird. Der Namenswechsel half Joseph auch, seine wahre Identität vor seinen Brüdern zu verbergen, denn niemand kannte ihn unter dem Namen Joseph.
Biographie der Woche

Esra HaSofer

Jahrzeit 9. Tewet

Esra HaSofer wurde nach der Zerstörung des ersten Tempels im Exil in Bawel geboren. Sein Lehrer war der Toragelehrte Baruch ben Neriah, dem er so nahestand, dass er nicht die Gelegenheit ergriff, mit der ersten jüdischen Gruppe nach Eretz Jisrael zurückzugehen, die sogleich mit dem Bau des zweiten Tempels begann. Für ihn war Toralernen wichtiger als den Tempel wiederaufzubauen! Als er einige Jahre später nach Jerusalem kam, fand er in ganz Eretz Jisrael einen spirituellen Tiefstand vor. Viele der wenigen dort lebenden Juden hatten sich mit nichtjüdischen Frauen vermählt und es bedurfte sehr großer Überzeugungskraft seitens Esras und später auch des ihn unterstützenden Nechemia, damit diese Männer sich von ihren Frauen trennten. Esra setzte durch, die Tora als Grundlage jüdischen Lebens wieder einzusetzen. Er war der Vorsitzende der כְּנֶסֶת הַגְּדוֹלָה – großen Versammlung – der die Toragrößen jener Zeit angehörten. Seine Entscheidungen spielen bis heute eine große Rolle im jüdischen Leben. Dazu gehört die Einführung des öffentlichen Toralesens am Montag, Donnerstag und Schabbatnachmittag. Zu Lebzeiten Esras endete die „Zeit der Propheten“. Esra starb im Jahre 3448 (313 v.d.Zr), genau 1000 Jahre nach der Übergabe der Tora am Berg Sinai.
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