Nov ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Wajeze 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayeitze 5776

Paraschat Wajetze

20./21. November 2015
9. Kislew 5776

Bereschit 28:10 – 32:3
Haftara: Hoschea 12:13 – 14:10

Die Parascha in Kürze

• Jakow trifft Rachel in Charan und arbeitet sieben Jahre für Lawan, um sie zu heiraten
• Lawan gibt Jakow Leah zur Frau und verlangt für Rachels Hand weitere sieben Jahre Dienst
• Jakow werden elf Söhne und eine Tochter von seinen Frauen geboren
• Nach zwanzig Jahren der Arbeit für Lawan verlässt Jakow mit seiner Familie und seinem Vieh Charan und geht nach Eretz Jisrael

וַיֵּצֵא יַעֲקֹב מִבְּאֵר שָׁבַע וַיֵּלֶךְ חָרָנָה:
„So ging Jakow fort von Beer Schewa und ging gen Charan (28:10).”

In dieser Parscha erleben wir Jakow auf der Flucht vor seinem Bruder Esaw, der ihn töten will. Am Ende der vorhergehenden Parscha „Toldot“ wird Jakow von seinen Eltern Jitzchak und Riwka aufgefordert, sich eine Frau in Charan bei Riwkas Familie zu suchen. Er hat den Segen seines Vaters bekommen und sich damit den Hass seines Bruders zugezogen, aber der Segen impliziert, dass durch Jakow G-ttes Versprechen erfüllt werden wird und die Nachkommen Awrahams und Jitzchaks so zahlreich wie die Sterne am Himmel werden sollen. Das ist nur durch eine Frau aus der eigenen Familie verwirklichbar, die die Werte Jakows teilt.
Im Unterschied zu Jitzchak sucht sich Jakow seine Frau selbst aus. Er verliebt sich sofort bei seiner Ankunft in seine Cousine Rachel, die die Tora als außerordentliche Schönheit beschreibt. Natürlich ist diese Schönheit auch ein Ausdruck ihrer inneren Schönheit und ihrer hohen ethischen Ideale. Für diese Frau ist Jakow bereit, sieben Jahre zu arbeiten, denn er kommt ja als mittelloser Flüchtling nach Charan. Ihr Vater Lawan, der ultimative Betrüger, ist bereit, ihm Rachel nach sieben Jahren zur Frau zu geben, aber gibt ihm dann stattdessen ihre Schwester Leah. Für die Heirat mit Rachel muss Jakow weitere sieben Jahre für Lawan arbeiten.
Aus diesen Beziehungen gehen zwölf Söhne hervor, die die zwölf Stämme des jüdischen Volkes begründen. Ungleich seinem Vater und Großvater ist es Jakow vergönnt, dass alle seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Auch bei diesen Söhnen erzählt uns die Tora von Verfehlungen, doch dadurch verlieren sie nicht ihren Status. Es ist interessant, dass Awraham mit seinem Sohn Jischmael und Jitzchak mit seinem Sohn Esaw, der sogar Jakows Zwillingsbruder war, nicht ihre Ziele verfolgen konnten und deren Nachkommen sogar zu Feinden des jüdischen Volkes wurden.
Bei Jakow finden wir die Eigenschaften von Awraham – חֶֶדד – Güte – und von Jitzchak – גְבוּרָה – Stärke – vereint. Er hat es schwer in seinem Leben, muss sehr hart arbeiten und erlebt viele Rückschläge, aber es gelingt ihm, die Torawerte, die er von frühester Jugend in sich aufgenommen hat, in jedem Moment seines Lebens umzusetzen und – vor allem auch unter den erschwerten Bedingungen in der Diaspora – eine jüdische Familie aufzubauen, die die Basis des jüdischen Volkes wurde.
Jakow weiß, und Haschem versichert es ihm immer wieder, dass er den Bund mit G-tt fortführen wird und muss. Gleichzeitig zeigt er uns große Menschlichkeit und Bodenständigkeit. Kein Diener und keine g-tlichen Zeichen finden ihm seine Frau, sondern er sucht sie sich selbst und lässt sich von Liebe leiten. Als er sich mit Leah verheiratet findet, erfüllt er seine Pflichten ihr gegenüber und rebelliert nicht, denn er erkennt, dass es in Wirklichkeit Haschems Wille war, der beide Schwestern zu Stammmüttern gemacht hat. Er verbringt viele Jahre seines Lebens außerhalb Eretz Jisraels, obwohl G“tt schon seinem Großvater Awraham das Land versprochen hatte. Seine Kinder werden, außer Binyamin, nicht in Eretz Jisrael geboren und sie werden auch nicht dort sterben, aber es gelingt ihm, den Grundstein jüdischer Werte zu legen, immer wieder aus Fehlern zu lernen und das Dasein in Eretz Jisrael nie aus den Augen zu verlieren.
Jakow lebte uns vor, wie wir ein von der Tora geleitetes Leben führen können und mit großem G-ttvertrauen alle unsere Ressourcen benutzen und nicht auf Wunder warten. Gleichzeitig akzeptierte Jakow seine menschlichen Grenzen und damit G-ttes Willen.

Frage der Woche: Von wem noch erzählt uns die Tora, dass er seine Frau an einem Brunnen trifft? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: An wen wandte sich Riwka, als sie unerklärliche Schmerzen in ihrer Schwangerschaft hatte? Riwka wandte sich an die Jeschiwa von Schem und Ewer.
Biographie der Woche

Rabbi Schmuel Elieser HaLevi Edels – Maharscha

Jahrzeit 5. Kislew

Rabbiner Edels wurde 1555 in Krakau im Königreich Polen geboren. Väterlicherseits und mütterlicherseits entstammte er rabbinischen Familien – seine Mutter war eine Enkelin des Maharal von Prag (Rav Juda Löw, 1520-1609). Schon sehr früh erwies sich seine außerordentliche Gelehrsamkeit und er entschloss sich, sein Leben möglichst dem Torastudium zu widmen. Nach seiner Hochzeit mit der Tochter des Rabbiners Mosche Lifschitz und dessen Frau Edel zog das junge Paar nach Posen, wo Rabbiner Edels eine Jeschiwa eröffnete und dort lehrte. Seine Schwiegermutter kam zwanzig Jahre lang für sämtliche Unterhaltskosten der Jeschiwa auf und daher nahm er aus Dankbarkeit ihren Namen als seinen Nachnamen an. Nach Edel Lifschitz‘ Tod akzeptierte Rabbiner Edels Rabbinerpositionen in Chelm, Lublin und Ostroh.
Maharscha – das Akronym von „unser Lehrer, der Rabbiner Schmuel Edels“ – verfasste den berühmten Kommentar zum Talmud Chiddusche Halachot, der schwer Verständliches von Raschi und Tosafot in prägnanter Weise zusammenfasst. Dieses Werk wurde sehr schnell angenommen und ist bis heute in fast jeder Talmudausgabe gedruckt. Rabbiner Edels ist es darin gelungen, dass man sagt, man habe die Worte von Tosafot erfasst, wenn man seine Betrachtungen verstanden hat.
Maharscha war ein Zeitgenosse großer polnischer Talmudisten wie dem Bach (Rabbiner Joel Sirkis, 1561-1640), Maharam (Rabbiner Meir ben Gedalia von Lublin, 1558-1616) und Levusch (Rabbiner Mordechai Jaffe, 1530-1612) und wurde schon als junger Rabbiner als bedeutender Toragelehrter anerkannt und bei wichtigen Entscheidungen, auch politischer Art im Va’ad Arba‘ Aratzot (jüdische Repräsentanz im damaligen Polen), hinzugezogen. Maharscha kann durch seinen einzigartigen, brillanten Talmudkommentar mit den Größen seiner Zeit in einem Atem genannt werden. Unter dem Namen Chiddusche Aggadot veröffentlichte er ebenfalls zu Lebzeiten seinen Kommentar zu den Aggadot (Erzählungen) des Talmuds, die seine umfassenden kabbalistischen Kenntnisse offenbaren.
Rabbiner Edels starb 1631 in Ostroh. Der Baal Schem Tov (Rav Jisrael ben Elieser, 1698-1760) sagte über ihn: „Wenn die Welt wirklich die Größe des Maharscha erkannt hätte, würden die Menschen die Erde auf seinem Grab küssen.“
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