Okt ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat WaJera 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayeira 5776
Paraschat Wajera

30./31. Oktober 2015
18. Cheschwan 5776

Bereschit 18:1 – 22:24
Haftara: Melachim II 4:1 – 37

Die Parascha in Kürze

• Drei Engel in Menschengestalt kommen zu Awraham – Jitzchaks Geburt wird angekündigt
• Sodom und Amora werden zerstört, aber Awrahams Neffe Lot gerettet
• Jitzchaks Geburt; Vertreibung von Hagar und Jischmael aus Awrahams Haus
• G“tt verlangt von Awraham, seinen Sohn Jitzchak zu opfern, wozu er sofort bereit ist
• Awraham besteht die Prüfung und statt Jitzchak wird im letzten Moment ein Widder geopfert

Konzept der Woche
וַיֵּרָא אֵלָיו ה‘ בְּאֵלֹנֵי מַמְרֵא וְהוּא יֹשֵׁב פֶּתַח־הָאֹהֶל כְּחֹם הַיּוֹם:
„Da ward Haschem ihm sichtbar unter den Bäumen Mamres; während er vor der Türe seines Zeltes saß, als der Tag glühte (18:1)“
Unsere Weisen sagen über das Sefer Bereschit, das uns hauptsächlich vom Leben unserer Stammväter erzählt: מֲעַשֶה אָבוֹת סִימָן לַבָּנִים – die Taten der Stammväter sind ein Zeichen für die Nachkommen. Am Beginn unserer Parscha können wir wahrhaftig viel über richtiges zwischenmenschliches Verhalten lernen, z.B. über Krankenbesuch, Gastfreundschaft und eheliche Harmonie.
G-tt erscheint Awraham, der am dritten Tag nach seiner Beschneidung, an dem der Schmerz am größten ist, vor seinem Zelt sitzt, und erweist ihm einen Krankenbesuch. Nachdem sich aber Awraham so sehr nach Gästen sehnt, aber es so heiß ist, dass niemand unterwegs ist, schickt Haschem drei Engel in der Gestalt von Männern an Awrahams Zelt vorbei. Awraham bemüht sich darum, sie als seine Gäste willkommen zu heißen. Er lässt Wasser zum Füßewaschen bringen, bietet ihnen einen schattigen Platz an und tischt ihnen die besten Delikatessen in großen Quantitäten auf. Seine Frau Sara backt für die Gäste, aber bleibt sittsam im Hintergrund in ihrem eigenen Zelt. Die Männer essen die köstlichen Speisen, obwohl sie als Engel gar keine Nahrung benötigen. Daraus lernen wir, dass man sich immer nach den Gegebenheiten des Ortes richten soll, an dem man sich befindet.
Nach der Mahlzeit fragen die Männer, wo denn Sara sei. Der Talmud (Bava Metzia 87a) erklärt, dass die Frage Awraham darauf hinweisen sollte, wie sittsam seine Frau war und sie ihm so seinem Herzen noch näher bringen sollte. Denn als Nächstes erfolgt die Ankündigung eines Sohnes für Sara in Jahresfrist, was die fast neunzigjährige Dame zum Lachen veranlasst. Sie drückt leise ihren Zweifel aus: וַאדֹנִי זָקֵן – mein Mann ist doch alt! Als G-tt vor Awraham Saras Worte wiederholt, wandelt er sie so ab, als hätte sie gesagt, sie sei alt. Raschi kommentiert, dass die Tora kleine Unwahrheiten erlaubt, um den Frieden zwischen Mann und Frau zu erhalten.
All das scheinen Kleinigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang zu sein, aber wir sehen später in der Parscha, dass sie den Ton für die Verhaltensweise einer Gesellschaft setzen. In S‘dom und Amora steht Gastfreundschaft unter Strafe und der Egoismus jedes Einzelnen hat zuerst zu einer unsozialen und dann zu einer asozialen Gesellschaft geführt, die kein ethisches Gefüge mehr kennt. Es sind noch nicht einmal zehn gerechte Männer in diesen Städten zu finden und daher sind sie nicht mehr zu retten und werden von G-tt zerstört. Lediglich Lot und seiner Familie wird die Möglichkeit der Flucht aus S‘dom eingeräumt, aber letztendlich überleben nur Lot und seine beiden unverheirateten Töchter. Auch hier sehen wir wieder, dass der gute Einfluss seines Onkels Awraham Lot zwar zum Überleben verhalf, aber seine freiwillige Ansiedlung in der Nähe des sündigen S‘doms ihn sehr heruntergezogen hat.
Wir sollen – wie die drei Engel – die Gepflogenheiten einer neuen Umgebung respektieren, aber es ist sehr wichtig darauf zu achten, dass wir uns der richtigen Gesellschaft aussetzen. Die Kriterien eines ethisch hochstehenden Zusammenlebens werden uns von der Tora gegeben. Wenn wir danach leben, werden die Werte des Mikrokosmos einer jüdischen Familie auf die Gesellschaft übertragen.

Frage der Woche: Warum sandte G-tt drei Engel zu Awraham? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Wann beginnt das in dieser Parscha angekündigte 400-jährige Exil? Das 400-jährige Exil wird ab der Geburt Jitzchaks gerechnet. Das jüdische Volk verbringt 210 Jahre davon im Exil in Ägypten.

Biographie der Woche
Rabbi Jehuda Meir Schapiro
Jahrzeit 7. Cheschwan

Rabbiner Schapiro wurde 1887 in Suceava (jiddisch: Schotz) geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Er zeigte von frühester Kindheit an seine geniale Begabung zum Lernen und wurde durch seine Eltern von Privatlehrern früh gefördert. Sein Großvater mütterlicherseits war der Minchas Schai, Rabbiner Schmuel Schorr (1839-1902), mit dem er ab seiner Bar Mitzwa lernte, leider nur wenige Jahre bis zu dessen Tod. Auf Drängen des Chortkover Rebben (Rav Jisroel Friedman, 1854-1934), dessen Chossid er war, wurde er 1910 Rabbiner von Galina, nahe Lemberg. Dort stellte er seine hervorragenden Fähigkeiten als Erzieher und Organisator des Schulwesens unter Beweis, indem er u.a. die Jeschiwa Bne Tora eröffnete.
Seine 1923 präsentierte Idee des Daf Yomi – des täglichen Lernens desselben Blattes Gemora auf der ganzen Welt – und das damit verfolgte Ziel von Lernen und Achdus (jüdische Einheit) wurde zu einem überwältigenden Erfolg. Dadurch haben zwei Juden überall auf der Welt ein bedeutendes Thema des Lernens, das selbst Fremde miteinander verbindet. Nach etwa siebeneinhalb Jahren hat man so den kompletten Talmud durchgelernt und die ganze jüdische Welt feiert gemeinsam den Sijum HaSchas.
Das zweite große Projekt im Leben von Rabbiner Schapiro war die Gründung der Jeschiwa Chachme Lublin. Den Grundstein für das Gebäude legte der Chortkover Rebbe im Mai 1924 und nach unermüdlichem Bemühen Rabbiner Schapiros um Spenden, konnte die Jeschiwa im Juni 1930 ihre Pforten öffnen. Es war ein grandioses Gebäude, wo auf höchstem Niveau die künftige chassidische Rabbinerelite möglichst sorgenfrei erzogen werden sollte. Das Aufnahmekriterium bestand im Beherrschen von 200 Blatt Gemora!
Im Herbst 1933 infizierte sich Rabbiner Schapiro mit der Grippe, an deren Folgen er im Alter von 46 Jahren innerhalb weniger Wochen starb.
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