Jan ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Wajechi 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Vayechi 5776

Paraschat Wajechi
25./26. Dezember 2015
14. Tewet 5776
Bereschit 47:28 – 50:26
Haftara: Malachim I 2:1 – 12

Die Parascha in Kürze

• Jakow fühlt nach 17 Jahren in Ägypten seinen Tod nahen und lässt seinen Sohn Joseph, den ägyptischen Vizekönig, schwören, ihn in Eretz Jisrael zu begraben
• Jakow erhebt Josephs Söhne Ephraim und Menasche zu Stämmen wie seine eigenen Söhne und segnet sie
• Jakow lässt alle seine Söhne rufen und segnet sie; Reuwen, Schimon und Levi werden getadelt
• Nach Jakows Tod betrauert ihn ganz Ägypten und seine Familie begräbt in Hebron in der Me‘arat Hachpela
• Joseph stirbt im Alter von 110 Jahren; er wünscht, dass seine Gebeine beim Auszug aus Ägypten mitgenommen und in Eretz Jisrael begraben werden

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר אֲלֵהֶם יוֹסֵף אַל־תִּירָאוּ כִּי הֲתַחַת אֱלֹקִים אָנִי: וְאַתֶּם חֲשַׁבְתֶּם עָלַי רָעָה אֱלֹקִים חֲשָׁבָהּ לְטֹבָה לְמַעַן עֲשׂה כַּיּוֹם הַזֶּה לְהַחֲיֹת עַם־רָב:

„Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an G-ttes statt? Habt ihr auch Böses über mich gesonnen, G-tt hat es zum Guten gewollt um dies Gegenwärtige zu gestalten, ein zahlreiches Volk zu erhalten (50:19-20).“

Rabbenu Bachya (spanischer Rabbiner im 13./14. Jhd.) bemerkt, dass die Tora nicht explizit schreibt, Joseph habe seinen Brüdern dafür verziehen, ihn nach Ägypten verkauft zu haben. Er erklärt, dass ein Verstoß gegen einen Mitmenschen erst durch das expressis verbis Verzeihen des gekränkten Menschen gesühnt wird. Daher töteten die Römer viele Jahrhunderte später zehn unserer größten Weisen auf qualvolle Weise (Asara Haruge Malchus) und gaben vor, dass sie anstelle der zehn Brüder, die Joseph verkauft hatten, exekutiert werden.
Von Rav Jisrael Salanter (1810-1883) lernen wir mehr darüber, was es mit dem Verzeihen auf sich hat. Auf der einen Seite muss derjenige, der um Vergebung bittet, es ernst meinen und nicht nur eine Formalität über die Lippen bringen. Nur dann kann es bei ihm zur Reue führen und er kann sich verbessern. Andererseits ist der gekränkte Mensch zu betrachten. Rav Salanter, der ja der Begründer der Mussar-Bewegung war, empfahl seinen Schülern, sich anzugewöhnen, jedem zu vergeben, der sie verletzt hat, bevor der Andere überhaupt um Verzeihung gebeten hat. Auf diese Weise werde man sich selbst dazu bringen, weniger Groll in sich zu hegen und wütend zu werden.
Rav Yerucham Levovitz (1873-1936) stimmt damit überein: ein Mensch, der seine charakterlichen Eigenschaften entwickeln und verbessern will, soll nach Wegen suchen, sogleich zu verzeihen. Es ist die menschliche Natur, sagt Rav Levovitz, das Verzeihen hinauszuzögern, selbst wenn man darum gebeten wird, denn solange man nicht vergibt, glaubt man, eine gewisse Macht über den Anderen ausüben zu können. Nachdem man ihm vergeben hat, kann man nichts mehr verlangen und darf auch keinen Groll mehr gegen ihn hegen.
Die Gemara (Joma 87a) erzählt uns, dass Rav Sera (Amora, 3. Jhd.) vor der Person, die ihn beleidigt hatte, immer wieder auf und ab geschritten ist, um ihm die Gelegenheit zu geben, um Verzeihung zu bitten. Viele andere Geschichten über unsere Weisen erzählen davon, dass sie vor sich hingemurmelt haben: „Ich verzeihe dir!“, wenn sie jemand verletzt hatte. Indem wir versuchen, unseren eigenen Charakter zu verbessern, können wir ein wirklicher עֶבֶד ה‘ – ein Diener G-ttes werden.

Frage der Woche: Wie konnten sich Levis Nachkommen von Jakows Tadel rehabilitieren? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Juden wurden bei der Aufzählung der siebzig Seelen nicht mitgezählt? Die Juden, die bei der Aufzählung der siebzig Seelen, die nach Ägypten hinuntergegangen sind, nicht mitgezählt wurden, waren die Frauen der Söhne Jakows (siehe Vers 46:26).
Biographie der Woche

Rabbiner Mosche ben Maimon

Rambam

Jahrzeit 20. Tewet

Rambam, das Akronym seines Namens, wurde 1135 in Cordoba/Spanien geboren. Er war schon als Junge sehr an Naturwissenschaften und Philosophie interessiert und erhielt eine sehr profunde jüdische Erziehung durch seinen Vater. 1148 floh die Familie vor fanatischen Moslems von Cordaba über Südspanien nach Fes in Marokko. Rambam studierte dort u.a. auch Medizin. 1168 wollte sich seine Familie in Eretz Jisrael niederlassen, aber das durch die Kreuzfahrer zerstörte, brachliegende Land erwies sich als schwieriger Wohnort. So trafen sie 1168 in Kairo ein. Rambam war durch seine jüdischen und medizinischen Schriften inzwischen zu Ruhm gekommen. Mit der finanziellen Unterstützung seines Bruders schrieb er weitere Werke, aber musste nach dessen plötzlichem Tod den Lebensunterhalt der Familie als Arzt verdienen. Er wurde schließlich Leibarzt des ägyptischen Sultans, unterhielt daneben noch eine Praxis für viele weitere Patienten und fungierte als Rabbiner. Als wäre sein Tag damit noch nicht genug angefüllt gewesen, gelang es ihm dennoch, halachische Fragen aus der gesamten jüdischen Welt zu beantworten und weitere Werke wie Mischne Tora und Moreh Nevuchim zu schreiben.
Rambam war einer der höchstanerkannten und größten jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Er verfasste nicht nur fundamentale wichtige Werke wie die Mishne Tora, bei der es sich um eine Kodifizierung jüdischen Gesetzes handelt, sondern auch philosophische Werke, die von aristotelischem Gedankengut beeinflusst sind. Dies brachte ihm Kontroversen vor allem in aschkenasischen Landen ein.
Rambam starb 1204 in Kairo. Sein Grab befindet sich in Tiberias, wo sich auch eine Tafel mit dem berühmten Satz befindet: ממשה עד משה לא קם כמשה – „Von Mosche [Rabbenu] bis Mosche [ben Maimon] erstand niemand wie Mosche.“

Impressum: Herausgegeben von HMS © 2015