Jul ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Wa’etchanan 5775

Daf Wa´etchanan 5775

Daf Paraschat HaSchawua

31. Juli/1. August 2015
16. Aw 5775

Dewarim 3:23 – 7:11
Haftara: Jeschaja 40:1 – 26

Schabbat Nachamu

Die Parascha in Kürze
• Mosche fleht G”tt an, ihn nach Eretz Jisrael mitgehen zu lassen
• Mosche legt die drei Zufluchtsstädte jenseits des Jordans fest
• Wiederholung der zehn Gebote
• Der erste Abschnitt des Schema Jisrael

Konzept der Woche
לֹא תֹסִפוּ עַל־הַדָּבָר אֲשֶׁר אָנֹכִי מְצַוֶּה אֶתְכֶם וְלֹא תִגְרְעוּ מִמֶּנּוּ לִשְׁמֹר אֶת־מִצְוֹת ה‘ אֱלֹקֵיכֶם אֲשֶׁר אָנֹכִי מְצַוֶּה אֶתְכֶם:
„Fügt dem, was ich euch gebiete, nichts hinzu und lasst nichts daran fehlen, die Gebote Haschems, eures G-ttes, zu hüten, die ich euch gebiete (4:2).”
Dieser Vers verbietet explizit, auch nur einer der 613 Mitzwot etwas hinzuzufügen oder etwas wegzulassen. Das Sefer HaChinuch (Werk aus dem 13. Jahrhundert, das alle Mitzwot aufführt und diskutiert) erklärt, dass uns Haschem die Mitzwot gegeben hat und Er perfekt ist. All Seine Gebote und Werke sind perfekt und gut. Wollte man etwas an Haschems Werken ändern, indem man hinzufügt oder weglässt, stellt man Seine Perfektion in Frage und sieht Mängel an Seinem Werk. Da aber Haschem perfekt ist und Seine Wege perfekt sind, wird jeder Ansatz, Seine Werke zu „verbessern“, ihnen nur abträglich sein.
Rav Samson Raphael Hirsch (1808-1888) betont, dass jedes Gebot Haschems auf die bestmögliche Weise umgesetzt werden muss: ohne Willkür oder Subjektivität. Mitzwot sind Haschems Worte und jegliche Manipulation daran ist nur Ausdruck menschlichen Denkens und zieht somit das G-ttliche auf die menschliche und damit nicht perfekte Ebene hinab. Er schreibt: „Jedes willkürliche Zusetzen oder Abnehmen wäre ein Fälschen des G-tteswortes, ein Hineintragen menschlichen Dafürhaltens in die Wahrheit ewiger G-ttesgedanken, ein Hinabziehen g-ttlicher Institutionen zu der Flachheit menschlicher Äußerlichkeiten.“
Rosch (Rav Ascher ben Jechiel, 1250-1327) erklärt: כָּל הַמּוֹסִיף גוֹרֵַע – jeder, der [einer Mitzwa etwas] hinzufügt, lässt [automatisch auch davon] weg, denn wenn man einer Mitzwa etwas hinzufügt, hindert man sich automatisch selbst daran, die Mitzwa in der richtigen Weise auszuführen. Wenn man z.B. an ein viereckiges Gewand Tzitzit (Schaufäden) knüpft und statt der gebotenen vier Doppelfäden fünf benutzt, hat man die Mitzwa verloren.
Damesek Elieser (Rav Elieser Hager, 1890-1945) lässt sich über das Weglassen bei Mitzwot aus. Er sagt, dass ein Mensch meinen könnte, im Weglassen gewisser Aspekte einer Mitzwa könne er die Essenz der Mitzwa besser erfüllen und so seinen Dienst vor G-tt besser leisten. Aber die Tora warnt uns hier, dass dieser Gedankengang völlig falsch ist. Haschem will von uns nicht, dass wir Teile einer Mitzwa besonders gut machen, sondern Er will, dass wir Seine Gebote, wie sie sind, tun, aber auf die uns bestmögliche Weise.

Frage der Woche: Wie kommt das Verbot von לֹא תֹסִפוּ – fügt nicht hinzu – bei Mosche selbst zum Tragen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was lernen wir aus Vers 1:17 über die Wahl von Richtern? Der Midrasch sagt, dass ein Richter aufgrund seines Tora-Wissens gewählt werden muss und nicht aus politischen Gründen oder wegen seines Reichtums oder seiner gesellschaftlichen Position.
Biographie der Woche

Sir Moses Montefiore
Jahrzeit 16. Aw

Moses Montefiore wurde 1784 in Livorno/Italien geboren und wuchs in London auf. Seine Familie stammte von sephardischen Juden ab, die 1492 der spanischen Inquisition entflohen waren. Auf englischem Boden gelangte seine Familie zu gediegenem Wohlstand.
Der junge Moses trat ins Geschäftsleben ein und lernte den Tee- und Lebensmittelhandel kennen. Schließlich wurde er einer der zwölf jüdischen Börsenmakler, denen es gestattet war, an der Londoner Börse zu handeln. Sein jüngerer Bruder Abraham trat in Moses‘ Firma ein und beide machten sie zu einem überaus erfolgreichen Unternehmen, so dass sich Moses 1824 ins Privatleben zurückziehen konnte. Zuvor hatte er auch mit seinem Schwager Nathan Rothschild zu beider größter Zufriedenheit geschäftlich kooperiert.
Den Rest seines Lebens widmete Moses Montefiore, der 1837 von Queen Victoria geadelt worden war, dem Ziel, das Los von Juden in aller Welt zu erleichtern. Er besaß überall sehr großes Ansehen und ihm öffneten sich die Türen zu den höchsten Kreisen in Europa und im Osmanischen Reich, wenn er versuchte, sich für Juden in den jeweiligen Ländern einzusetzen.
Seine beträchtlichen finanziellen Mittel setzte er vor allem in Eretz Jisrael ein, das er 1827 zuerst bereiste. Von da an lebte er als religiöser Jude, der sogar seinen eigenen Schochet mit sich führte. In Jerusalem wurden die ersten Siedlungen außerhalb der Altstadt von ihm finanziert und er sorgte dafür, dass durch eine Windmühle zum Mahlen billigen Getreides, der Gründung einer Druckerei und einer Textilfabrik die Grundlage der Erwerbstätigkeit für viele arme Juden Jerusalems gelegt wurde.
Auch in Großbritannien agierte Sir Moses als Philanthrop und beschränkte sich dabei nicht nur auf seine jüdischen Mitbürger. Er war allseits beliebt, geachtet und anerkannt und starb 1885 im Alter von hundert Jahren.

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