Jul ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Schelach Lecha 5776

Paraschat Schelach
Schabbat Mewarchim

Daf Shelach 5776

1./2. Juli 2016
26. Siwan 5776

Bamidbar 13:1 – 15:41
Haftara: Jehoschua 2:1 – 24

Die Parascha in Kürze Konzept der Woche

• Mosche sendet 12 Kundschafter nach Eretz Jisrael; nach vierzigtägiger Mission sprechen nur Jehoschua und Kalew positiv über das Land und die Nation will nach Ägypten zurückkehren
• G-tt bestraft das Volk mit vierzigjährigem Dasein in der Wüste
• Die Gesetze für Mehlopfer und das Abtrennen eines Teils jeden Teiges (Challa)
• Der Mann, der am Schabbat Holzstäbe sammelt, wird mit Steinigung bestraft
• Die Mitzwa von Tzitzit
וַיִּשְׁלַח יְהוֹשֻׁעַ בִּן־נוּן מִן־הַשִּׁטִּים שְׁנַיִם־אֲנָשִׁים מְרַגְּלִים חֶרֶשׁ לֵאמֹר לְכוּ רְאוּ אֶת־הָאָרֶץ וְאֶת־יְרִיחוֹ וַיֵּלְכוּ וַיָּבֹאוּ בֵּית־אִשָּׁה זוֹנָה וּשְׁמָהּ רָחָב וַיִּשְׁכְּבוּ־שָׁמָּה:
„Jehoschua bin Nun sandte von Schittim zwei Männer als Kundschafter heimlich aus mit dem Auftrag: geht hin, seht euch das Land an und Jericho; sie gingen und kamen in das Haus einer Gastwirtin namens Rachav und legten sich dort nieder (Jehoschua, 2:1).“

In der Haftara dieser Woche wird berichtet, dass Jehoschua vor dem Einzug nach Eretz Jisrael, zwei Kundschafter – Kalew und Pinchas – nach Eretz Jisrael und Jericho schickt. Diese Aktion diente ausschließlich der Erkundung des Landes zu militärischen Zwecken und wurde von zwei bewährten Männern unternommen, die wahrhaftige ֹשְלִיחֵי מִצְוָה – Abgesandte im Dienste einer Mitzwa – sind, wie uns der Midrasch sagt. Sie hatten sich ihrer Aufgabe uneingeschränkt verschrieben und wurden daher von Haschem bei dieser Mitzwa unterstützt. Der Vers sagt, dass Jehoschua die beiden Kundschafter חֶרֶשׁ – heimlich – schickt. Der Midrasch liest den letzten Buchstaben dieses Wortes nicht als Schin, sondern als Sin, so dass das Wort „cheres“ heißt und „irdenes Gefäß“ bedeutet. So sagt uns der Midrasch, dass sich die Kundschafter als Töpfer verkleidet haben, um nicht aufzufallen.
Sfas Emes (Rabbiner Yehuda Aryeh Leib Alter, 1847-1905, zweiter Gerrer Rebbe) sieht noch eine weitere Bedeutung. Er erklärt, dass irdene Gefäße eine besondere Eigenschaft haben. Während Gefäße aus anderen Materialien טָמֵא – rituell unrein – durch jegliche Berührung mit Unreinem werden können, so kann ein irdenes Gefäß nur unrein werden, wenn es durch etwas Unreines von innen berührt wird. Irdene Gefäße sind sehr billig und haben nur dann einen Wert, wenn sie benutzt werden. Kalew und Pinchas haben sich selbst nicht wichtig genommen, sondern nur ihre Aufgabe. Sie kamen in Jericho zum Haus von Rachav, der schönsten Frau im ganzen Land, wie die Gemara in Traktat Megilla 15 b sagt, und sie benahmen sich wie irdene Gefäße, die sich von Äußerlichkeiten nicht verführen ließen. Ihre eigenen Wünsche spielten keine Rolle. Ihr einziges Ziel war es, bei jedem Schritt ihre Aufgabe zu erfüllen.
Sfas Emes geht noch weiter, indem er sagt, dass auch wir uns wie ein irdenes Gefäß betrachten sollen. G-tt hat uns freien Willen gegeben, mit dem wir in jedem Moment unseres Lebens eine Wahl haben. Wir können unseren freien Willen so ausüben, dass wir uns G-ttes Willen unterwerfen und die Gesetze der Tora hüten. Das irdene Gefäß symbolisiert den Menschen, der nach G-ttesfürchtigkeit strebt. Um wahrhaftige G-ttesfürchtigkeit zu erlangen, muss er alles andere Streben und alle Hintergedanken aus seinem Herzen und seinem Geist zu tilgen versuchen und sich klarmachen, dass sein eigentlicher Wert im Dienste Haschems besteht. Er ist dann ein Behältnis, das Haschems Gegenwart aufnehmen und Seinen Willen tun kann. Dadurch kann der Mensch zu absolutem G-ttvertrauen kommen.

Frage der Woche: Warum wurde kein Kundschafter vom Stamm Levi nach Eretz Jisrael geschickt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum steht im Ausdruck ֹשִבְעִים אִיֹש – siebzig Mann – אִיֹש im Singular (11:16)? Mosche wählte 70 weise Männer zu seiner Unterstützung aus, wobei אִיֹש im Singular steht (11:16). Sfas Emes bezeichnet es als Mosches Aufgabe, die siebzig Männer wie einen Einzelnen handeln zu lassen.

Biographie der Woche
Yossele Rosenblatt
Jahrzeit 24. Siwan

Yossele Rosenblatt wurde 1882 im damals zum zaristischen Russland gehörenden Belaja Zerkow als Sohn eines in Kiew als Kantor arbeitenden Vaters geboren. Als Chassidim des Sadagura Rebben (Rav Jisroel Friedman, 1852-1907) zog seine Familie, als der Junge acht Jahre alt war, nach Sadigura. Am Tisch des Rebben erwarb er sich mit seiner wunderschönen Gesangsstimme den Ruf eines musikalischen Wunderkinds und erhielt bald eine so gute Reputation, dass sein Vater ihn als Gastkantor in verschiedene Orte Galiziens brachte und das Kind so zum Unterhalt der Familie beitrug. Mit siebzehn Jahren wurde er in Munkacz als Chasan eingestellt und ein Jahr später trat er die Stelle des Oberkantors in Preßburg an.
1906 bot man ihm eine Kantorenstelle in Hamburg an, wo man ihn nicht nur wegen seiner wundervollen Stimme, sondern auch wegen seiner tiefen Frömmigkeit sehr achtete. Über Europas Grenzen hinaus verbreitete sich sein Ansehen und 1912 wurde er Chasan an der damals größten Synagoge New Yorks. Seine Stimme und seine Gesangstechnik wurden von vielen jüdischen, aber auch nichtjüdischen Menschen bewundert. Er sang ebenfalls Opernlieder und andere nichtjüdische Musik, aber weigerte sich, obwohl man ihm sehr viel Geld anbot, als Sänger zu arbeiten. Er komponierte viel und nahm zahlreiche Schallplatten auf, aber war sich immer im Klaren, dass er ein Geschenk von G-tt erhalten hatte, das er nicht profanieren durfte. So schlug er lukrative Angebote Hollywoods ebenso aus wie die Gelegenheit, das Kol Nidre-Gebet außerhalb des Jom Kippur-G-ttesdienstes für eine hohe Gage zu singen. Obwohl er zeitweise sehr viel Geld verdiente, verarmte er in den 1920er Jahren durch Fehlinvestitionen. Aber unverdrossen und mit viel Würde sang er auch in kleineren Kreisen und blieb Zeit seines Lebens ein toratreuer Jude. 1933 reiste er nach Eretz Jisrael, wo er an einem Dokumentarfilmprojekt mitarbeitete. Er erlitt dort einen Herzinfarkt und starb im Alter von nur 51 Jahren.
Noch heute kann man seine wunderschöne Stimme auf inzwischen modernen Tonträgern hören.

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