Aug ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Reeh 5775

Daf Re’eh 5775

Daf Paraschat Haschawua

14./15. August 2015
30. Aw 5775

Dewarim 11:26 – 16:17
Haftara: Jeschaja 66:1 – 24

Paraschat Re’eh
Rosch Chodesch

Die Parascha in Kürze
 Das Volk soll nach dem Einzug nach Eretz Jisrael jeglichen Götzen-dienst aus dem Land tilgen
 Warnung vor falschen Propheten
 Auflistung der koscheren Tiere
 Ma’aser-Abgaben, Schmitta-Jahr und Umgang mit einem jüdischen Knecht
 Die drei Wallfahrts-feste

Konzept der Woche
שָׁלוֹשׁ פְּעָמִים בַּשָּׁנָה יֵרָאֶה כָל־זְכוּרְךָ אֶת־פְּנֵי ה‘ אֱלֹקֶיךָ בַּמָּקוֹם אֲשֶׁר יִבְחָר בְּחַג
הַמַּצּוֹת וּבְחַג הַשָּׁבֻעוֹת וּבְחַג הַסֻּכּוֹת וְלֹא יֵרָאֶה אֶת־פְּנֵי ה‘ רֵיקָם:
„Dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem Angesicht Haschems, deines G-ttes, an dem Ort erscheinen, den Er erwählen wird: am Fest der Matzot, am Wochenfest und am Fest der Hütten, und man soll vor dem Angesicht Haschems nicht mit leeren Händen erscheinen (16:16).”
Die Verpflichtung, dreimal im Jahr – an den Wallfahrtsfesten Pessach, Schawuot und Sukkot – vor Haschem zu erscheinen, wird in der Tora dreimal erwähnt. In Schemot 23:17 steht: שָׁלֹשׁ פְּעָמִים בַּשָּׁנָה יֵרָאֶה כָּל־זְכוּרְךָ אֶל־פְּנֵי הָאָדֹן ה‘: – dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem Angesicht des Herrn, Haschem, erscheinen. In Schemot 34:23 sagt die Tora: שָׁלשׁ פְּעָמִים בַּשָּׁנָה יֵרָאֶה כָּל־זְכוּרְךָ אֶת־פְּנֵי הָאָדֹן ה‘ אֱלֹקֵי יִשְׂרָאֵל: – dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem Angesicht des Herrn, Haschem, dem G-tt Jisraels, erscheinen. Es stellt sich die Frage, warum in unserem obigen Vers die Mitzwa ausgedrückt wird, פְּנֵי ה‘ אֱלֹקֶיךָ – vor dem Angesicht Haschems, deines G-ttes – zu erscheinen, während G-tt in den beiden anderen Versen הָאָדֹן ה‘ – Herr, Haschem – und הָאָדֹן ה‘ אֱלֹקֵי יִשְׂרָאֵל – Herr, Haschem, G-tt Jisraels – genannt wird.
Alschich (Rav Mosche Alschich, 1508-1593) erklärt, dass die dreimalige Erwähnung des Befehls den drei Wallfahrtsfesten entspricht. Der erste Vers in Schemot 23:17 bezieht sich auf Pessach. Als das jüdische Volk aus Ägypten auszog, hat es die starke Hand von Haschem gesehen, der große Wunder für sie getan hat. Sie erkannten ihn als אָדֹן – Herrn – an, ein Wort, das im Zusammenhang mit Haschem die Bedeutung von „Herr über alles“ hat. Haschem konnte jedoch noch nicht „G-tt von Jisrael“ genannt werden, weil die Beziehung zwischen den Bnej Jisrael und Ihm erst mit der Annahme der Tora am Berg Sinai verwirklicht wurde. Daher bezieht sich der Vers in Schemot 34:23 auf Schawuot, dem Fest an dem wir der Übergabe der Tora und der Volkwerdung von Am Jisrael gedenken. G-tt wird in dem Vers als ה‘ אֱלֹקֵי יִשְׂרָאֵל – Haschem, der G-tt Jisraels – bezeichnet. Aber sogar danach gab es noch einige Mitglieder des Volkes, die Haschem noch nicht als ihren Herrn akzeptieren wollten. Diese Menschen waren die Rädelsführer, die das Volk zur Sünde des goldenen Kalbes verleiteten. So wird Haschem als G-tt der Bnej Jisrael im Ganzen genannt, aber nicht als G-tt jeder einzelnen Person. Unser Vers aus Paraschat Re’h folgt den Versen über das Sukkot-Fest und bezieht sich in der Wortwahl, sagt Alschich, auf Sukkot. Sukkot folgt kalendarisch Jom Kippur, an dem Haschem mehrere Monate nach der Sünde des goldenen Kalbes den Bnej Jisrael vergeben hat. Im Vers heißt es: אֱלֹקֶיךָ – dein G-tt – und drückt klar aus, dass Er der G-tt jedes einzelnen der Bnej Jisrael ist, denn nachdem ihnen vergeben worden war, akzeptierte jeder einzelne Jude Haschem als seinen G-tt.
Alschich sagt ferner, dass die Tora nie eine Verpflichtung zu Freude an Pessach erwähnt. Nur einmal steht in der Tora, sich an Schawuot zu freuen (Dewarim 16:11). An Pessach war nämlich die Freude noch nicht vollständig, weil das Volk noch nicht Haschems Volk war. An Schawuot hingegen freut sich das Volk, weil es nun das von Ihm auserwählte Volk war. Betreffend Sukkot sagt die Tora zweimal, man solle sich freuen (16:14 und 16:16). Die Freude war immens, als die Bnej Jisrael fühlten, dass Haschem ihnen vergeben hatte.
Alschich hat noch einen weiteren Kommentar zur Freude an Sukkot. In der Tora steht חַג
הַסֻּכֹּת תַּעֲשֶׂה לְךָ שִׁבְעַת יָמִים בְּאָסְפְּךָ מִגָּרְנְךָ וּמִיִּקְבֶךָ – das Fest der Hütten sollst du sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag deiner Tenne und deiner Kelter einsammelst (16:13). וְשָׂמַחְתָּ בְּחַגֶּךָ – sei fröhlich an deinem Fest – heißt es weiter. Die Tora drückt hier aus, dass man natürlicherweise glücklich ist und sich freut, wenn man die Ernte eingebracht hat, aber der Fokus der Freude sollte an Sukkot nicht die Ernte sein, sondern man soll sich zu Ehren des Feiertages Sukkot freuen. Die Freude über die Vergebung von Haschem soll die Freude über die Ernte übertreffen.
Frage der Woche: Was wird in Vers 16:8 mit dem Wort עֲצֶרֶת – Versammlung – angedeutet, das den siebten Tag Pessach beschreibt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum wird in Vers 11:19 das Wort וְלִמַּדְתֶּם – du sollst lehren – ohne den Buchstaben Jud (statt וְלִימַּדְתֶּם ) geschrieben, obwohl es so ausgesprochen wird? Es lehrt uns, dass man allein lernen muss, wenn man nicht von anderen gelehrt wird.

Biographie der Woche
Rabbi Schmuel Salant
Jahrzeit 29. Aw
Rav Schmuel Salant wurde 1816 in Bialystok geboren. Er lernte im litauischen Salant und heiratete dort eine Tochter von Rav Zundel von Salant (1786-1866). Zunächst lehrte er nach seiner Heirat an der Volozhin Jeschiwa, aber folgte seinem Schwiegervater 1840 nach Eretz Jisrael. Der Anstieg des aschkenasischen Bevölkerungsteils in Jerusalem durch die Einwanderung der Schüler des Vilna Gaon erforderte die Berufung eines aschkenasischen Ober-rabbiners von Jerusalem. Diese Rolle übernahm Rav Schmuel Salant im Jahr 1871, nachdem er seit seiner Alijah unermüdlich für die Belange seiner Gemeinde gearbeitet und u.a. in Europa Geld gesammelt hatte.
Mit seinem Schwiegervater gründete er die wohltätige Organisation Rabbi Meir Baal Hanes Salant, die armen und bedürftigen Juden Jerusalems bis heute finanziell beisteht.
Rav Schmuel Salant starb 1909 in Jerusalem.

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