Okt ‍‍2015 - תשעה / תשעו

PAraschat Noach 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Bereishis 5776

Paraschat Noach

16./17. Oktober 2015
4. Cheschwan 5776

Bereschit 6:9 – 11:32
Haftara: Jeschaja 54:1 – 55:5

Die Parascha in Kürze

• Noach wird von Haschem instruiert, eine Arche zu bauen, seine Familie sowie ein Paar aller unreinen Tiere und sieben Paare der reinen Tiere an Bord zu bringen, weil Er eine Sintflut über die Erde bringen wird
• Es regnet 40 Tage und Nächte und die Sintflut tötet alle Lebewesen
• Nach einem Jahr ist die Flut zurückgegangen und der Boden getrocknet; die Bewohner verlassen die Arche
• Haschem verspricht, nie mehr eine Sintflut zu schicken
• Der Turmbau zu Babel und die Zerstreuung der Menschen über die Erde
אֵלֶּה תּוֹלְדֹת נֹחַ נֹחַ אִישׁ צַדִּיק תָּמִים הָיָה בְּדֹרֹתָיו אֶת־הָאֱלֹקִים הִתְהַלֶּךְ־נֹחַ:
„Dies sind die Nachkommen Noachs; Noach, ein gerechter Mann, war tadellos in seinen Generationen; mit G-tt führte sich Noach (6:9).”

Konzept der Woche
Noach wird in unserem Wochenabschnitt als צַדִּיק – gerechter Mann – beschrieben, der תָּמִים – tadellos – in seiner Zeit war. Raschi zitiert zu diesem Vers einerseits die Rabbiner, die Noach ein Lob aussprechen und bemerken, dass Noach ein noch größerer Tzaddik gewesen wäre, wenn er in besserer Gesellschaft gelebt hätte und nicht zu einer Zeit allgemein verbreiteter Korruption. Andererseits gibt es Rabbiner, sagt Raschi, die Noach abwerten und meinen, dass er nur für seine Epoche ein Tzaddik war, aber als Zeitgenosse Awrahams nicht erwähnenswert gewesen wäre. Zum zweiten Teil des Verses bemerkt Raschi, dass Noach mit G-tt gewandelt ist, während es von Awraham in Vers 17:1 und 24:40 heißt, dass er vor G-tt wandelte. Raschi kommentiert dazu, dass Noach Unterstützung brauchte, um aufrecht zu bleiben, während Awraham sich selbst stärkte und eigenständig als ein Tzaddik lebte. Des Weiteren wird Noach als תָּמִים beschrieben, was „tadellos“ im Sinne von vollkommen bedeutet. Zu Awraham sagt G-tt in Vers 17:1: הִתְהַלֵּךְ לְפָנַי וֶהְיֵה תָמִים – Wandele vor mir und werde vollkommen! Sieht es nicht so aus, als würde Noach zuerst im Vergleich mit Awraham nicht gut abschneiden, während er doch in Bezug auf seine Eigenschaftתָּמִים zu sein, das Ziel der Vollkommenheit schon erreicht zu haben scheint?
Awraham ist unser Stammvater und zeigt uns mit seinem Leben und seinen Taten, wie ein jüdischer Mensch leben soll. Ungleich Noach, der alle Befehle G-ttes ausführt – eine Arche baut, die Arche betritt und wieder verlässt, jeweils nur auf Befehl und ohne sich um das Wohl seiner Mitmenschen zu kümmern – ist Awraham ständig im Dialog mit G-tt. Awraham folgt zwar G-ttes Aufforderung לֶךְ־לְךָ מֵאַרְצְךָ – geh weg aus deinem Land (12:1), aber immer wieder wird er selbst aktiv. Er bittet G-tt um Gnade für die Bewohner S‘doms und Amoras, er reagiert auf die Hungersnot in Eretz Jisrael mit vorübergehendem Umzug nach Ägypten und fragt G-tt, welchen Nachkommen er denn den von G-tt versprochenen Lohn hinterlassen könne, wenn er doch kinderlos sei. Unsere Weisen sagen uns, dass wir uns nicht auf Wunder verlassen sollen, sondern selbst dazu beitragen und Schritte ergreifen müssen, damit G-tt uns hilft.
Noach verstand sein Leben als Erfüllung gewisser Ziele. Seine Vollkommenheit konnte erreicht werden, indem er G-ttes Befehle ausführte, aber gleichzeitig bedurfte er der ständigen g-ttlichen Unterstützung, um ein Tzaddik zu sein. Für Awraham und auch für uns als jüdische Menschen ist das Leben eine Reise voller Herausforderungen und es enthält damit die Möglichkeit, spirituell immer höhere Stufen zu erreichen. Vollkommenheit allerdings kann nie erlangt werden, sondern man kann ihr nur immer näher kommen. So können wir den Vers als einen Segen verstehen: „Wandele vor mir und werde vollkommen!“ – denn G“tt sagt damit: „Gib dir Mühe, bleib nicht stehen, stelle dich der täglichen Herausforderung und Ich werde dein Partner sein, so dass du dich der Vollkommenheit näherst.“

Frage der Woche: Cham hat sich an seinem Vater Noach vergriffen. Warum verfluchte Noach dann Chams Sohn Kenaan? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Wo finden wir in der Tora eine Situation, in der ein Mann vor Sünde (oder Bestrafung) durch seine Frau bewahrt wird? Mosche Rabbenus Frau Zipora rettete ihren Mann vor dem Tod, als sie ihren Sohn beschnitt (Schmot 4:24-25). On ben Peles wurde von seiner Frau überzeugt, Korachs Rebellion nicht weiter anzuhängen und wurde dadurch gerettet (Bamidbar 16:1 und Gemara Traktat Sanhedrin 109b).
Biographie der Woche

Rabbi Mosche Schreiber –
Chasam Sofer

Jahrzeit 25. Tischre

Rabbiner Mosche Schreiber wurde 1762 in Frankfurt am Main geboren. Er lernte dort in der Jeschiwa von Rabbiner Nathan Adler (1741-1800) und zeigt sich als so herausragender Kopf, dass der Frankfurter Rabbiner Pinchas Horowitz (1731-1805) ihn sich als seinen Schüler heranzog. Nach weiteren Studien an der Mainzer Jeschiwa folgte er 1782 seinem Lehrer Nathan Adler nach Boskowitz in Mähren, wo er seine erste Frau heiratete und der dortigen Jeschiwa vorstand. Nach weiteren Stationen als Rabbiner in Mähren und im Burgenland wurde er 1806 Rabbiner in Pressburg. Die von ihm dort gegründete Jeschiwa zog begabte junge Männer aus nah und fern an. Aus ihr gingen die hervorragendsten und richtungweisenden Rabbiner des 19. Jahrhunderts hervor, darunter sein Sohn, Awrohom Schmuel Binjomin – der Ksav Sofer (1815-1871). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Rabbiner Schreiber die Tochter des berühmten Rabbiners Akiva Eiger (1761-1837).
Der Chasam Sofer setzte sich vehement gegen die aufstrebende Reformbewegung ein. Er hatte schon in Frankfurt die ersten Einflüsse der Tora-Übersetzung von Moses Mendelsohn (1729-1786) sowie die heftige Gegenreaktion von Rabbiner Pinchas Horowitz erlebt. Die sich in Deutschland und Österreich-Ungarn im Zuge der Aufklärung und den der französischen Revolution folgenden napoleonischen Kriegen rasch verbreitenden Reformideen wurden von ihm mit dem berühmten Satz: „Chodosch assur min haTora – Neues ist verboten von der Tora“ zumindest in seinem weiteren Umfeld niedergeschmettert. Sein Einfluss war nicht nur durch seinen Ruf als bedeutender Toragelehrter und Lehrer immens, sondern auch durch die weitverbreitete Resonanz auf seine Responsen. Auch heute werden seine Schriften intensiv studiert und es wird immer wieder auf sie Bezug genommen.
Rabbiner Schreiber starb 1839 in Pressburg.

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