Dez ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Mikez 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Miketz 5776

Paraschat Miketz
Chanuka
Rosch Chodesch
11./12. Dezember 2015
30. Kislew 5776

Bereschit 41:1 – 44:17
Haftara: Secharja 2:14 – 4:7
Die Parascha in Kürze

• Joseph wird nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis befreit, um Pharaos Träume zu deuten
• Durch Josephs Interpretation der Träume richtet sich Ägypten auf sieben Jahre der reichen Ernte und sieben Jahre der Hungersnot ein
• Joseph wird von Pharao zum Vizekönig ernannt und verwaltet das Land
• Hungersnot bricht schließlich in der gesamten Region aus und Jakow sendet seine Söhne, außer Binjamin, zum Getreidekauf nach Ägypten, wo sie Joseph nicht erkennen
• Joseph lässt die Brüder als Verräter festnehmen und hält Schimon als Geisel zurück, damit Binjamin nach Ägypten gebracht wird
• Jakow weigert sich, Binjamin ziehen zu lassen, muss aber nachgeben, als die Vorräte zu Ende gehen
• Alle Brüder gehen nach Ägypten, werden von Joseph gastlich empfangen, aber bei der Abreise wird Binjamin ein Silberbecher untergeschoben und Benjamin wird verhaftet

Konzept der Woche
וַיִּקָּחֻהוּ וַיַּשְׁלִכוּ אֹתוֹ הַבֹּרָה וְהַבּוֹר רֵק אֵין בּוֹ מָיִם:
„Und sie nahmen ihn und warfen ihn in die Grube; die Grube aber war leer, es war kein Wasser darin (37:24).“
Im Sohar ist zu lesen, dass für Joseph eine Zeit der Prüfungen begann, als seine Brüder ihn in den בּוֹר – die Grube – geworfen hatten und dass er aus einer Grube kommend zur Macht aufstieg.
וַיִּשְׁלַח פַּרְעֹה וַיִּקְרָא אֶת־יוֹסֵף וַיְרִיצֻהוּ מִן־הַבּוֹר וַיְגַלַּח וַיְחַלֵּף שִׂמְלֹתָיו וַיָּבֹא אֶל־פַּרְעֹה:
„Da schickte Pharao hin und ließ Joseph rufen; man holte ihn eilends aus dem Gefängnis (wörtlich: aus der Grube), und er ließ sich scheren, wechselte seine Kleidung und kam vor Pharao (41:14).“
Der Sfas Emes (Rabbiner Jehuda Arye Leib Alter, 1847-1905) zieht zur Erklärung den Vers 5:15 aus Mischlej – Sprüche Salomons – heran:
שְׁתֵה־מַיִם מִבּוֹרֶךָ וְנֹזְלִים מִתּוֹךְ בְּאֵרֶךָ:
„Trinke Wasser aus deiner Grube (Zisterne) und Fließendes aus deinem Brunnen.“
Den יֵצֶר הָרָע – bösen Trieb – kann man mit einer Grube vergleichen, der die spirituelle Seite des Menschen verbirgt. Die Tora ist wie Wasser, das in die Tiefen hinabfließen kann, und dabei den Menschen aus seiner persönlichen Grube erhebt. Im Kampf des Menschen gegen seinen Jetzer Hara werden spirituelle Ebenen enthüllt, die der Jetzer Hara verbirgt. Eine Grube kann als Zisterne benutzt werden und eine bestimmte Menge Wasser enthalten. Ein Brunnen sprudelt dagegen einen unendlichen Fluss von Wasser aus einer verborgenen Quelle. Das „Fließende aus deinem Brunnen“ repräsentiert die Verbindung der Seele mit ihren Wurzeln.
An Wochentagen ist ein Jude dem Geistigen so nahe wie er sich darauf einlässt. Am Schabbat jedoch ist er mit dem Fluss aus der Quelle direkt verbunden und er kann spirituelle Höhen erreichen, die viel weiter gehen als es seinen eigenen Anstrengungen entspricht. Daher heißt der Schabbat auch „Jomin D’Nishmasim“, Tag der zusätzlichen Seele.
Joseph und seine Brüder stellen die Parallelen zu diesen beiden Niveaus dar. Josephs von Natur aus bestehende Verbindung zum Hochgeistigen hat ihm den Titel des נְזִיר אֶחָיו – Abgesonderter seiner Brüder – eingebracht. Vielleicht hat deswegen Jakow mit Joseph Tora gelernt, die er selbst in der Jeschiwa von Schem und Ewer gelernt hatte, weil er diese Eigenschaft Josephs von klein auf in ihm erkannt hatte. Denn Joseph hat die Eigenschaft von Schabbat, der wie die Quelle ist, die den spirituellen Fluss in die Welt bringt. Seine Brüder hingegen sind auf dem Niveau der Grube, deren begrenzter spiritueller Inhalt erst klar erkenntlich wird, wenn der Kampf mit dem Jetzer Hara gewonnen wird.
Joseph war in eine Grube geworfen worden, in der nicht einmal Wasser (Tora) war. So war seine Verbindung zur Tora und zu Jakow unterbrochen. Als er ganz allein in Ägypten war, musste er gegen den Jetzer Hara auf sich selbst gestellt ankämpfen und nach dem Licht in der Dunkelheit des Exils suchen. Er lernte auf diese Art und Weise die Größe seiner Brüder zu schätzen, die ständig auf diesem Niveau lebten. Mit G“ttes Hilfe bestand er seine Prüfungen und war in der Lage, die Grube zu verlassen und auf das Niveau der Quelle zurückzukehren.

Frage der Woche: Warum wurde Joseph von Pharao „Tzafnas Paneach“ genannt (41:45)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum vergab Pharao dem Mundschenk, aber nicht dem Bäcker? Der Mundschenk war im Gefängnis, weil eine Fliege in Pharaos Becher gefunden worden war. Er kam frei, da er nicht dafür verantwortlich gemacht werden konnte, denn eine Fliege kann überall hinfliegen. Der Bäcker hingegen wurde für das Steinchen in Pharaos Brot zur Verantwortung gezogen, weil er beim Sieben des Mehls nachlässig gehandelt hatte.
Biographie der Woche

Rabbiner Chaim Chesekia Medini

Sdei Chemed

Jahrzeit 24. Kislew

Rabbiner Chaim Chesekia Medini wurde 1832 in Jerusalem geboren. Er wurde mit neunzehn Jahren zum Rabbiner ordiniert. Kurze Zeit darauf starb sein Vater und der junge Toragelehrte nahm das Angebot seiner wohlhabenden Cousins in Konstantinopel an, sich dort ansässig zu machen und weiter zu lernen. Neben dem Lernen unterrichtete und schrieb er. Sein erstes Werk Michtav L‘Chiskijahu wurde 1865 in Konstantinopel veröffentlicht.
Von 1867 bis 1899 wirkte er als Rabbiner in Karasubasar auf der Halbinsel Krim, kümmerte sich um die dort ansässigen Krimtschaken (turksprachige Juden auf der Krim) und wandte sich gegen die ebenfalls dort wohnenden Karäer. In dieser Zeit schrieb er die achtzehnbändige Enzyklopädie Sdei Chemed, die vor allem Responsen enthält. Rav Medini korrespondierte mit den großen Rabbinern seiner Zeit in aller Welt und war als Toragelehrter allseits anerkannt. Sein Leben lang bemühte er sich in großer Bescheidenheit, sich seinen Studien zu widmen und ehrenvollen Positionen zu entgehen. 1899 kehrte er nach Jerusalem zurück, wo man ihn bald zum Rischon LeTzion (Oberrabbiner von Eretz Jisrael) machen wollte. Er zog stattdessen nach Chevron, akzeptierte die Position des Rabbiners von Chevron und starb dort 1904.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2015